227 Portraits auf 60 Meter langer Leinwand: Die Horneburger Malerin Christa Donatius spricht bei der Finissage über ihre Kunstwerke.

Horneburg/Buxtehude. Wer Christa Donatius und ihre "zufällige Gesellschaft" von Kopfbildern noch einmal treffen möchte, sollte sich die Finissage der Horneburger Künstlerin, nicht entgehen lassen. Ihre Darstellung von 227 Porträts auf 60 Meter langer Leinwand kann am Sonnabend, 18. Februar, in der Buxtehuder Hochschule 21, Harburger Straße 6, vorerst zum letzten Mal betrachtet und im Gespräch mit der Künstlerin zwischen 14 und 16.30 Uhr diskutiert werden.

"Kopfbild" nennt die auf Gut Daudieck bei Horneburg lebende Künstlerin ihr Werk. "Dargestellt sind Menschen und deren zur Porträtsitzung mitgebrachte Utensilien, alle gleichberechtigt in Farbgestaltung und Größe", sagt Christa Donatius. Zu jedem Porträt sammelte Donatius Stillleben, die kleine Einblicke ins Leben der "Köpfe" zeigen. "Auch wenn der Betrachter den einzelnen Kopf nicht kennt, wird enorm viel erzählt und über den Zeitgeist verraten", sagt Donatius.

So reihen sich Kopf an Kopf, Geschichte an Geschichte und es lassen sich Berufe, Engagements und Leidenschaften der Porträtierten erahnen. Obstbauern erscheinen neben Pastoren, Musiker und Sportler neben Politikern, ältere und jüngere Menschen in einem lebensnahen Querschnitt.

Lebensnah ist überhaupt das Stichwort für die künstlerischen Botschaften der Wahl-Horneburgerin. In Farben, die provozieren und gefallen, aufwühlen oder beruhigen, malt Donatius Abstraktes und Fotorealistisches so einprägsam kombiniert, dass der Betrachter vor dem Bild verweilen muss, um möglichst alle Details der Bildsequenzen zu erfassen. Ob gesellschaftskritisch, emotional oder mit versteckter Ironie, die Gemälde halten dem Betrachter einen Spiegel vor, in den pflichtbewusste Alltagshektiker heute kaum noch bewusst schauen.

Bilder, gemalt wie Film-Negative, die Akzente setzen, genau dort, wo ein Denkanstoß von der Künstlerin sehr diplomatisch animiert wird. Verhülltes und Offenbarungen mit Pinsel und Farben in den Raum und zur Diskussion gestellt. Christa Donatius kann alles, außer langweilen: Mal fast heiter, mal grausam, wie etwa in "Un-Land" - aber immer aufrüttelnd realistisch.

"Es gibt Orte und Menschen, die bei mir einen Eindruck hinterlassen, der dann Thema wird", sagt Donatius. "Die ersten Gedanken und Skizzen halte ich in meiner Kladde fest und hinterfrage, was ich sehe."

Zum aufmerksamen Blick kommt bei der 60 Jahre alten Künstlerin, die in Hamburg geboren wurde, eine unbändige Neugier und Experimentierfreude an der Staffelei. Donatius lässt die Intensität der Farbigkeit ihrer Werke immer im Kontext zur inhaltlichen Aussage stehen. Raffiniert und handwerklich meisterlich inszeniert sie auf der Leinwand Menschen in ihren Welten, zeit- und gesellschaftskritisch.

Eines von vielen Beispielen dafür ist die noch in Arbeit befindliche Werkgruppe "Un Land" mit großformatigen Gemälden. Und Donatius schenkt dem Betrachter mit ihren Bildern Raum für kritische Selbsterkenntnis. Im Gemälde "AUS-SICHT" wird der durch Medien geprägte Blick einer ganzen Generation hinterfragt oder der touristische Massenkonsum von Landschaften in den Fokus gerückt. Gesichter, Gesten und Lebensräume mit scheinbar ganz Alltäglichem entlocken dem Betrachter immer neue Interpretationen.

Die Künstlerin, die auf Gut Daudieck wohnt und wirkt, gestaltet dort mit dem Bildhauer Michael Jalowczarz eine kreative Lebens- und Arbeitsgemeinschaft. Gemeinsam mit Jalowczarz, der auch als Museumsgestalter, Grafik-Designer und Kunsttherapeut tätig ist, bietet Donatius auch Kurse im Atelier auf Gut Daudieck, Sommerseminare, Aktmalwochenenden, Kinderseminare oder Schulprojekte an verschiedenen Orten an. Wer sich für das Atelier und die Künstler auf Gut Daudieck interessiert, kann über www.donatius-jalowczarz.de Kontakte knüpfen und erste Eindrücke sammeln. Zudem lassen sich überall im Landkreis Stade Werke des engagierten Künstlerpaares entdecken.

Am Stader Hafen ist eines der bunten Segel von Donatius, vor dem Handwerksmuseum in Horneburg stehen Skulpturen von Jalowczarz, der auch den Archäologischen Wanderpfad rund um Daudieck mit Bildtafeln und Informationswänden grafisch gestaltet hat.