Im Landkreis gibt es immer weniger Outdoor-Haltung bei Schweine-Betrieben. Doch der Bio-Bauer Christoph Wölfel aus Brest bleibt dabei.

Brest. Glückliche rosafarbene Schweine auf einer grünen Wiese - dieses idyllische Landschaftsbild ist im Landkreis Stade nicht mehr oft zu sehen. Denn in der Region gibt es immer weniger so genannte Outdoor-Schweine, also Schweine, die überwiegend unter freiem Himmel leben.

"Früher waren wir sechs Betriebe im Landkreis, diese Zahl hat sich in den letzten Jahren halbiert," sagt Landwirt Christoph Wölfel aus Brest. Im Landkreis gibt es nur noch drei Outdoor-Schweine-Betriebe - in Brest, Deinste und Horneburg. Im Sommer 2013 werden es nur noch zwei sein.

Landwirt Matthias Gerken vom Hof in Deinste kann seinen derzeitigen Betrieb so nicht mehr weiterführen. "Die Flächen, die wir im Moment für die Outdoor-Haltung der Schweine nutzen, gehen uns zum 30. Juni 2013 verloren", sagt Gerken. Das Land wird neu verpachtet und dann für Biogasanlagen genutzt, Platz für seine Outdoor-Schweine bleibt da nicht mehr.

Einer der beiden Landwirte im Landkreis, der auch in Zukunft auf die Outdoor-Schweine setzt, ist Christoph Wölfel. Der 34 Jahre alte Landwirtschaftsmeister weiß um die derzeitige Situation: "An der Art und Weise der Haltung liegt der Rückgang meines Erachtens nicht. Ich kannte und kenne die Kollegen und weiß, dass jeder unterschiedliche private oder wirtschaftliche Gründe hatte, aufzuhören."

Wölfel betreibt selber einen Ferkelerzeugerbetrieb in Brest mit rund 400 Sauen, also Mutterschweinen. Die Sauen leben zum größten Teil draußen und sind dadurch so genannte Outdoor-Schweine. Auf rund 10 Hektar sind sie bei Tag und Nacht, Wind und Wetter auf den Flächen rund um den Hof von Wölfel. Schutz und Schlafplätze finden sie in Hütten auf den Feldern. Nur wenn sie besamt werden oder tragend sind, hält Wölfel die Sauen auch im Stall.

"Die Outdoor-Haltung bedeutet sehr viel Arbeit", sagt Wölfel, er sei ständig von den Witterungsverhältnissen abhängig. "Ist es zu warm, müssen wir Wasser zu den Schweinen karren, ist es zu kalt und das Wasser eingefroren, müssen wir auch los."

Der Ablauf auf dem Ferkelerzeugerbetrieb ist das ganze Jahr über der gleiche: Die Sauen werden künstlich befruchtet, tragen die Ferkel drei Monate, drei Wochen und drei Tage aus und bleiben danach in der so genannten Abferkelung. Dort säugt die Sau die Ferkel 40 Tage. "Das ist gerade in den Frühlingsmonaten besonders schön anzusehen", sagt Wölfel, "sind Sau und Ferkel in der Abferkelung, laufen und springen die Ferkel frei über die Wiesen. Zu ihren Mütter kehren sie sowieso zurück, da müssen wir nicht extra aufpassen."

Anschließend an diese Zeit werden die Ferkel entweder an eine Ferkelaufzucht verkauft oder sie bleiben so lange bei Wölfel, bis sie ein Gewicht von rund 30 Kilo erreicht haben und Wölfel sie an Mäster verkaufen kann.

Den Betrieb in Brest hat Wölfel von seinem Vater übernommen. Der Senior hatte den Hof bis 1999 im Nebenerwerb und mit Ackerbau betrieben, sei 13 Jahren führt Christoph Wölfel den Hof nun im Vollbetrieb. "Wir sind ein Familienunternehmen, meine Eltern, mein Bruder und auch meine Frau arbeiten mit." Auch Sohn Felix, 5, hilft so gut er kann mit und weiß schon jetzt, was er einmal werden möchte: "Bauer." Seinen Schulranzen hat er sich dementsprechend ausgesucht: "mit roten Traktoren drauf".

Zum Schwein kam Wölfel während seiner Ausbildung. Gleich im ersten Jahr lernte er auf einem Sauenbetrieb. Aus dieser Zeit stammt seine Leidenschaft für das Borstenvieh. Zunächst betrieb er seinen Ferkelerzeugerbetrieb konventionell, seit 2007 trägt Wölfels Hof das Gütesiegel "Bio". "Bio-Bauer zu werden, war nie mein Ziel. In der Berufsschule gab es diese Ur-Bios, so wollte ich nicht sein." Mittlerweile ist Wölfel ein zufriedener Bio-Bauer - aus rein wirtschaftlichen Gründen. "Letztlich geht es darum, Geld zu verdienen", sagt Wölfel, "schließlich hafte ich mit meiner Existenz." Für ein konventionelles Ferkel bekomme er zirka 50 Euro, für ein Bioferkel rund 95 Euro. "Aufgrund des teuren Futters sich unser Gewinn zwar nur um Centbeträge erhöht, dennoch lohnt es sich."

Die Umstellung auf einen Biobetrieb fiel dem Bauern leicht. "Bis auf das neue Futter mussten wir zum Glück nicht viel umstellen, den Schweinen ging es hier auch vorher schon gut und wir haben viel Platz", sagt Wölfel. Da das Biofutter nach biologischen Richtlinien angebaut werden muss, dürfen weder Dünge-, noch Pflanzenschutzmittel verwendet werden. "Dadurch, dass so nur die Hälfte geerntet werden kann, verdoppelt sich der Einkaufspreis", sagt der gelernte Landwirtschaftsmeister.

Zusätzlich gilt für alle Biobetriebe: Der Medikamenteneinsatz ist reduziert, ein krankes Schwein darf nicht mehr als zwei Mal medikamentös behandelt werden. "Auch hier mussten wir uns kaum umstellen, wir haben schon immer recht stabile Ferkel, da wir bei den Sauen Schutzimpfungen durchführen", sagt Wölfel.

Für den Bio-Bauer aus Brest ist die Outdoor-Haltung seiner Schweine ein gutes Geschäft: "Und Freude macht es obendrein", sagt Wölfel, der sich, genauso wie sein Sohn, bereits früh dazu entschieden hat, Bauer sein zu wollen.