Im Streit um geplante Mega-Mastställe in der Gemeinde Düdenbüttel kommt es auf Entscheidung des Kreises zur Erschließung an.

Düdenbüttel. Zwar stehen weder 6240 Schweine vor den Toren Düdenbüttels noch rollen die Bagger an. Doch die Angst der Anwohner vor einem geplanten Mega-Maststall ist groß. Seit knapp fünf Jahren kämpfen sie gegen die Pläne von Landwirt Jürgen Wilkens. Mit Protestschildern an der Bundesstraße 73 zeigen sie ihren Unmut deutlich. Mehr können die Anwohner im Moment nicht tun.

Der Spielball liegt beim Landkreis Stade. Erst wenn von seiner Seite eine Baugenehmigung für die Ställe vorliegt, könnten die Gegner klagen. Doch zunächst muss ein Streit zwischen Landkreis und der Gemeinde Düdenbüttel geklärt werden. Es geht um die Erschließung der geplanten Mastställe.

Stefan Meier und Detlef Jarnot gehen an der B 73 in Düdenbüttel entlang. Im vergangenen Jahr haben sie dort gemeinsam mit ihren Mitstreitern Protestschilder aufgestellt, für jeden Vorbeifahrenden sichtbar. Einige Schilder sind vom Wind umgeweht worden. "Wir sollten bald mal ein paar neue machen", sagt Jarnot. Ihre Mitstreiter, das sind Bürger aus Düdenbüttel und Heinbockel. Sie haben sich vor knapp fünf Jahren zur Nachbarschaftsinitiative Düdenbüttel/Heinbockel Anti-Schweinemaststall (NIDHAS) zusammengefunden. Ihr Ziel ist es, die geplanten Mastställe zu verhindern.

Landwirt Wilkens hat bereits zwei Schweineställe in Düdenbüttel gebaut. Der erste Stall direkt an seinem Hof ist ausgelegt für 1780 Tiere. Ein zweiter an der Heinbockeler Straße ist genehmigt für 745 Sauen und 2880 Ferkel. Insgesamt leben zurzeit in Düdenbüttel also 5405 Schweine. Die jetzt geplanten Ställe sind für zusätzlich 6240 Schweine ausgelegt. Zum Vergleich: in Düdenbüttel leben knapp 950 Menschen.

Im Februar 2007 wurden die Pläne für die neuen Anlagen bekannt. Zwar liegt eine Baugenehmigung bis heute nicht vor, doch das Verfahren neigt sich möglicherweise dem Ende zu. Bislang hat die Gemeinde vergeblich versucht, den Maststall zu verhindern. Letzter Trumpf ist die Erschließung der Ställe.

Die Gemeinde sei der Meinung, dass "der vom Landwirt vorgesehene Ausbaugrad der Straße den von der Anlage hervorgerufene Verkehr nicht ohne Straßenschäden bewältigen kann", sagt Düdenbüttels Bürgermeister Heinz Mügge. Deshalb hatte die Gemeinde dem Vorhaben ihr Einvernehmen verweigert. Das sieht der Landkreis Stade anders und hat deshalb das Einvernehmen der Gemeinde ersetzt.

Mit Blick auf Breite und Belastbarkeit liege "ein zumutbares Angebot vom Antragssteller" vor, sagt Stades Kreisbaurat Hans-Hermann Bode. Das wiederum sieht die Gemeinde Düdenbüttel anders und hat Widerspruch eingelegt. Dieser wird derzeit beim Landkreis Stade sorgfältig geprüft. Wann darüber entschieden wird, kann Kreisbaurat Bode nicht sagen. "Der Knackpunkt ist die gesicherte Erschließung", sagt Bode. Wenn der Landkreis den Widerspruch zurückweist, kann die Gemeinde Klage beim Verwaltungsgericht Stade einreichen. Passiert das nicht, könnte es sehr schnell gehen. Dann wären "alle Voraussetzungen geben für eine Genehmigung", sagt Bode. Weil der Antrag von Landwirt Wilkens den Antrag auf eine Baugenehmigung bereits einschließt, könnte der Landwirt dann sofort bauen.

Doch noch hat die Bürgerinitiative NIDHAS nicht aufgegeben. Die Mitglieder haben bereits einen Fachanwalt eingeschaltet. Genehmigt der Landkreis die Mega-Mastställe, wolle die Initiative prüfen, ob eine Klage machbar und sinnvoll wäre, teilen die NIDHAS-Sprecher mit. "Der Stall gehört hier nicht hin", sagt Detlef Jarnot mit Blick auf Wohngebiete und den Sportplatz, die in der Hauptwindrichtung der geplanten Anlage liegen.

Vor allem die drohende zusätzliche Geruchsbelästigung ist den aktiven Anwohnern ein Dorn im Auge. In diesem Zusammenhang verweisen sie darauf, dass die von Landwirt Wilkens geplante Filteranlage lediglich 70 Prozent der Geruchsemissionen aufnehme. Dabei gebe es beim heutigen Stand der Technik bereits hochwertigere Filteranlagen, mit denen keine Geruchsemissionen entständen.

Schwere Vorwürfe erheben die Gegner zudem gegen den Landwirt. In der Vergangenheit hätte dieser Auflagen des Kreises nicht eingehalten und zum Teil erst nach erneuten Beschwerden der Initiative umgesetzt. Dabei sei es zum Beispiel um eine fehlende "Strohabdeckelung des Güllebehälters" an der Heinbockeler Straße gegangen.

"Einige Auflagen für die Ställe an der Heinbockeler Straße hat er bis heute nicht eingehalten", sagt NIDHAS-Sprecher Stefan Meier. Deshalb wollen sie erreichen, dass der Landwirt die Auflagen erst erfüllen muss, bevor ihm die Betriebsgenehmigung erteilt wird. Doch Meier ergänzt: "Uns geht es aber nicht darum, möglichst viele Auflagen zu erreichen, primär wollen wir die Ställe verhindern."

Gelingt dies nicht, fordern die Anwohner zumindest Änderungen von Seiten der Politik. Es geht ihnen unter anderem darum, dass die Gemeinde Sonderflächen für derartige Vorhaben an geeigneten Stellen ausweist. "Da muss dringend etwas getan werden, die Gemeinde hätte hier auch frühzeitig etwas unternehmen können", sagt Jarnot.

Jetzt entscheidet der Landkreis nach der Gesetzeslage. Auch wenn die Anwohner die Ställe rechtlich nicht verhindern können, wollen sie nicht schweigen. "Wir werden moralisch weiterarbeiten", sagt Detlef Jarnot. Der Protest in Düdenbüttel geht also weiter. Die Schilder an der Straße bleiben. Doch vorerst können die Gegner der Mastanlage nur abwarten.