Laut einer aktuellen Studie ist die Stadt mit ihrem Einzelhandelsangebot gut aufgestellt. Potenzial gibt es bei kleinen Fachgeschäften.

Stade. Stade ist eine attraktive Einkaufsstadt. Die Menschen, die hier leben, kaufen auch am liebsten hier ein. Die Kreisstadt an der Schwinge bietet alle Einkaufsmöglichkeiten, die die rund 150 000 Einwohner des Landkreises Stade von einem Mittelzentrum erwarten. Auch Touristen kaufen gern in der Innenstadt ein.

Fachleute sprechen von einer Zentralität der Hansestadt von 145 Prozent. Damit liegt Stade vor Buxtehude, das auf rund 120 Prozent kommt. Zu diesem Ergebnis kommt ein Gutachten der Marktforschungsgesellschaft GMA in Hamburg. Zum Vergleich: Die Stadt Buchholz hat nur eine Zentralität von etwa 80 Prozent. Seit Jahren leidet die Stadt im Landkreis Harburg darunter, dass ein Großteil ihrer Kaufkraft vor allem nach Hamburg abfließt. Für die Stader Einzelhändler spielt die Metropole Hamburg dagegen als Konkurrenz keine Rolle.

Das von der Stader Verwaltung im vergangenen Jahr in Auftrag gegebene Gutachten wurde jetzt den Mitgliedern des Stadtplanungsausschusses vorgestellt. Stades Wirtschaftsförderer Thomas Friedrichs sagt: "Als Mittelzentrum mit etwa 50 000 Einwohnern sind wir vergleichsweise gut aufgestellt. Dieses neue Gutachten bestätigt zum großen Teil das alte Gutachten."

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Die Marktforscher haben ihrer Studie eine Bestandsaufnahme aller Einzelhandelsbetriebe und eine Befragung der Geschäfte sowie eine Wohnorterhebung der Kunden zugrunde gelegt. Besondere Kundenmagneten in Stade sind demnach die Filialisten Kaufland und Marktkauf. Auch H & M zieht viele Kunden in die Innenstadt, vor allem aus dem Umland. Ausgesprochen gut versorgt ist Stade mit Bau- und Gartenmärkten.

Das Gutachten kommt zu dem Ergebnis, dass eine Erweiterung der beiden Baumärkte Max Bahr und Praktiker für zusätzliche Kundenströme sorgen könnte. Im Bereich Lebensmitteldiscounter sehen die Gutachter dagegen keinen Bedarf für weitere Verkaufsflächen. Sie hatten neben einer Bestandsaufnahme auch die Aufgabe, der Stadt ein Planungsinstrument an die Hand zu geben, um die Weiterentwicklung wohnortnaher Versorgung und der Innenstadt als Einzelhandelsstandort steuern zu können. So sehen die Experten unter anderem zusätzlichen Bedarf in den Bereichen Sportbekleidung, Sportgeräte und Fahrräder.

Auch bei kleinen spezialisierten Fachgeschäften in den Segmenten Foto, Elektro und Medien könnte Stade noch nachrüsten. Die Gutachter kommen außerdem zu dem Ergebnis, dass ein kleiner Supermarkt die Innenstadt bereichern würde. Friedrichs: "Die wesentliche Erkenntnis aus diesem aktuellen Gutachten ist die Tatsache, dass unsere zukünftige Entwicklung mit der Entscheidung darüber steht und fällt, was mit dem Hertie-Haus passiert."

Würde die Stadt die Ansiedlung eines weiteren Lebensmittelgeschäftes in der Innenstadt aktiv unterstützen, wäre das der "Todesstoß für eine Nutzung des Hertie-Hauses als Lebensmittel-Verkaufsfläche", so der Wirtschaftsförderer. Und das sei schließlich die Nutzung des Hertie-Hauses, die sich die Stader für ihre Innenstadt wünschten.

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"Wenn wir endlich wissen, wie es mit Hertie weitergeht, dann wissen wir auch, welche Nutzungsnischen in der Innenstadt noch gefüllt werden müssen", sagt Friedrichs. Die Stadt sei nun darauf angewiesen, dass sich Verkäufer und Investor über den Verkauf des Hauses einigten.

Das GMA-Gutachten kommt in diesem Punkt zu dem Ergebnis, dass eine Wiederbelegung aller Stockwerke des Hertie-Hauses faktisch unmöglich sei. Außerdem bedürfe es einer "kompletten baulichen Umstrukturierung" des stadtbildprägenden Gebäudes.

Das Gebäude verfügt jetzt über 7000 bis 8000 Quadratmeter Verkaufsfläche. Das ist laut Friedrichs etwa ein Viertel der gesamten Verkaufsfläche der Innenstadt. Zum Stand der Verhandlungen zwischen dem britischen Eigentümer der Kaufhaus-Immobilie und dem Investor sagt Thomas Friedrichs: "Mir ist lediglich bekannt, dass das Angebot des Investors für den Eigentümer nach wie vor das interessanteste aller Angebote ist."

In der kommenden Sitzung des Stadtplanungsausschusses wird das Konzept beraten und eine Empfehlung abgegeben. Anschließend wird der Stadtrat darüber entscheiden, ob er das Konzept zur Grundlage seiner Planungen machen wird.