"Mut und Hoffnung. Hilfe kommt" - mit diesem Satz kündigten britische Truppenverbände am 29. April 1945 ihre Ankunft in Sandbostel an. Als sie wenig später unter massivem Beschuss fanatischer SS-Leute im "Stalag XB" eintrafen, wurden sie von den Jubelrufen Tausender von Gefangenen begrüßt.

Nachzulesen ist das in der umfassenden Monografie zur Lagergeschichte, die 1991 von Klaus Volland und Werner Borgsen unter dem Titel "Stalag XB Sandbostel" herausgegeben wurde. 2010 erschien die vierte, ergänzte Auflage im Verlag Edition Temmen.

Die Historiker haben ermittelt, dass sich von 1939 bis 1945 mehr als eine Millionen Kriegsgefangene, Internierte und KZ-Häftlinge aus mehr als 40 Ländern im Mannschafts-Stammlager B im Wehrkreis X aufgehalten haben. Privilegien genossen dort neben den Amerikanern vor allem die Briten. "Da sie nicht besiegt waren und da es in England deutsche Kriegsgefangene gab, waren sie die Könige der Gefangenschaft", notierte ein französischer Insasse. "Keine oder nur sehr wenige Arbeitsverpflichtungen, Pakete im Überfluss." Italiener, Russen und Polen standen ganz unten in der Hierarchie.

Unter den Gefangenen befanden sich auch einige bekannten Persönlichkeiten wie der marxistische Philosoph Louis Althusser ("Das Kapitel lesen"), der mehrfache Olympiasieger und Weltmeister im Turnen Wiktor Tschukarin sowie Giovanni Guareschi, der Schöpfer der Romanfiguren "Don Camillo und Peppone". Insasse Léo Malet eröffnete seine international erfolgreiche Serie von Detektivromanen um den Helden Nestor Burma mit dem Roman "120, Rue de la Gare", der im "Stalag XB" beginnt. Gaston-Henry Aufrère, Schriftsteller und Mitglied im P.E.N.-Club, gehörte zu den wichtigsten Zeitzeugen der Lagergeschichte.

Als besonders prägende und schauerliche Höhepunkte in der Lagergeschichte stellten die Autoren in ihrem Buch das Massensterben sowjetischer Kriegsgefangener im Herbst und Winter 1941/42 aufgrund von Hunger und dem Ausbruch einer Flecktyphusepidemie sowie das tausendfache Sterben nach Sandbostel gebrachter KZ-Häftlinge im April und Mai 1945 heraus. Wie viele Menschen tatsächlich im Stalag XB starben, ist bis heute nicht abschließend geklärt. Die Zahl wird mit 8000 bis 50 000 angegeben.