Der Jorker Gastronom Andreas Seifried wurde Opfer eines Mordkomplotts. Jetzt spricht er spricht über die bitteren Erfahrungen.

Jork. Eine Geschichte, wie man sie aus Romanen kennt, wurde zum Psychothriller. Die Kulisse ist ein idyllisches Fachwerkhaus und das Traditionslokal "Herbstprinz" im Alten Land. Aus Liebe wurde Hass, gemeinsame Pläne zerfraß der Neid. Der 15 Jahre ältere Partner war im Weg, als ein jüngerer ins Liebesspiel kam und am Ende steht ein Mordkomplott, welches derzeit vor dem Stader Landgericht verhandelt wird.

Nachdem die 13. Große Strafkammer des Stader Landgerichts fünf von sechs Angeklagten, die beschuldigt werden, in das Mordkomplott verstrickt zu sein, wieder auf freien Fuß setzte, ändert sich für das Opfer die Situation komplett. "Das ist für mich eine Katastrophe", sagt Andreas Seifried im Gespräch mit dem Abendblatt. "Ich habe momentan das Gefühl, dass ich im Regen stehengelassen werde."

Für das Opfer des von langer Hand geplanten Mordkomplotts ist es eine bittere Erfahrung, dass die fünf Tatverdächtigen unverhohlen über ihre Freilassung jubeln. Mit dabei ist auch Seifrieds Ex-Partnerin und Mutter der gemeinsamen Tochter, Sandra T., die laut Staatsanwaltschaft gemeinsam mit ihrem heimlichen Liebhaber das Mordkomplott ausgeheckt haben soll. Die ehemalige Wirtin des "Herbstprinz" und der dort angestellte Koch hatten offenbar eine gemeinsame Zukunft geplant, in der für Seifried kein Platz war.

"Es war ein beklemmendes, schmerzhaftes Gefühl für mich, die Freude der Angeklagten ansehen zu müssen.", sagt der Gastronom und schüttelt fassungslos den Kopf. "Ich kann es nicht fassen, dass bei so einer Sach- und Beweislage Verdächtige in Freiheit kommen, bevor zweifelsfrei geklärt ist, wer welche Schuld trägt. Wahrscheinlich muss ich als juristischer Laie von anderen Sichtweisen ausgehen", sagt Seifried.

Denn sowohl die Kammer als auch die Staatsanwaltschaft halten die Haftentlassung der Verdächtigen für "vertretbar". Die Staatsanwältin werde nach dem derzeitigen Stand der Dinge gegen die Entscheidung der Kammer keine Rechtsmittel einlegen, so der Sprecher der Stader Staatsanwaltschaft, Kai Thomas Breas am Mittwoch.

"Dennoch lassen sich nach so einer Erfahrung die Gefühle nicht einfach ausschalten. Und mein Vertrauen, dass es am Ende des Prozesses ein faires Urteil gibt, fördert es auch nicht", sagt der 52-Jährige, der im Prozess als Nebenkläger auftritt.

Nach so einem Angriff auf Leib und Leben sei im alltäglichen Leben nichts mehr wie es war. Nicht einmal man selbst könne noch so denken, fühlen, schlafen und vertrauen, wie davor, beschreibt das Opfer seine Empfindungen. "Ich werde nie vergessen, wie ich aus dem Schlaf aufschreckte und im Dunkeln einen dumpfen Schlag in der Brust verspürte, auch wenn ich die Messerattacke mit Glück überlebt habe. Immer wieder kommen die Erinnerungen, die Bilder, die Schmerzen und die Frage nach dem Warum", sagt Andreas Seifried. Dabei fing alles völlig unbeschwert und schön an: Das war Ende 2004. Die blonde Sandra arbeitete als Servicekraft in einem Lokal, das Seifried gehörte. "Eines Abends war ihr Auto kaputt, sie bat mich, sie nach Hause zu fahren und wir landeten in meiner Wohnung", erinnert sich Seifried. "Sie wurde gleich schwanger. Ein paar Jahre später zogen wir gemeinsam mit unserer Tochter von Hamburg nach Jork und Sandra übernahm den Herbstprinz." Es sei eine glückliche Zeit gewesen mit einem ganz normalen Familienleben. Sie dachten sogar an Heirat. Auch mit Sandra sei die Beziehung schön gewesen, wenngleich die Arbeit im Gastronomiefach das Familienleben bestimmt habe.

"Sandra veränderte sich irgendwann. Ich habe es sicher viel zu spät richtig wahrgenommen, ahnte aber nicht einmal annähernd, dass unser Koch dahinter stecken könnte", sagt Seifried rückblickend. "Unsere Beziehung war irgendwie keine mehr. Sie verweigerte Sex mit Ausreden wie Migräne, müde oder keine Zeit. Sie behandelte mich wie ihren Hund, ich bekam immer etwas zu Essen und einen Schlafplatz. Ansonsten war es ihr lieb, wenn ich nicht zu Hause war oder sie nutzte jede freie Minute, in der sie wegfahren konnte."

Und Seifried berichtet, wie er erfuhr, wie jener Mann reagierte, den Sandra seinetwegen verlassen hatte. "Die hat mich ohne ein Wort sitzengelassen und ist gleich zu dem Seifried gezogen, weil der ein Lokal und Kohle hat", soll der Ex von Sandra T. gesagt haben.

Seifried suchte das Gespräch mit seiner Partnerin, weil ihm Zweifel kamen, ob sie noch die Richtige für ihn sei. "Ich hätte mich jeder Zeit von Sandra getrennt und habe ihr das 2009 und 2010 mehrmals vorgeschlagen", sagt Seifried. Eine Trennung habe Sandra jedoch partout nicht gewollt.