In unserer Serie stellen wir heute Menschen vor, die auf einem Zeltplatz zu Hause sind. Schauspieler Jürgen Koßel lebt dauerhaft auf dem Platz

Stade. Wer auf einem Campingplatz Zelte und Wohnwagen erwartet, hat nur teilweise recht. Bei Familie Land in Stove sind auch Häuslebauer vertreten. Deren Konstruktionen reichen von der schlichten Holzverkleidung für den Wohnwagen bis zum richtigen Haus mit Wohn- und Schlafbereich, Internetanschluss, Gasheizung, Küchenzeile, Toilette und Badewanne. Die Domizile sind teilweise so vollwertig, dass ihre Besitzer gar keine andere Wohnung mehr benötigen, sondern dauerhaft hier an der Elbe leben.

Während am Himmel die Wildgänse vorbeiziehen, kommt bei den Dauercampern am Boden kein Fernweh auf. Sie haben ihren Platz gefunden. Einer von ihnen ist Jürgen Koßel. Der Schauspieler mimt in Fernsehkrimis die Bösewichte, er spielt bevorzugt den Zuhälter vom Hamburger Kiez. Doch privat hat der 65-Jährige sich und seiner Frau Heike, 60, ein gemütliches Zuhause außerhalb der Großstadt gebaut: "Ein Paradies, es gibt nichts Schöneres."

Seit 40 Jahren ist er auf dem Campingplatz in Stove, er hat klein angefangen: Erst Zelt, dann Wohnwagen. Erst ohne, dann mit Vorzelt. Später folgte ein fester Vorbau, so eine Art Holzkiste. Doch nun steht auf Koßels Parzelle ein schmuckes Schwarzwaldhaus - 2005 selbst gebaut aus Holz, der ganze Stolz seiner Besitzer, die seitdem ständig darin wohnen. Heike Koßel fährt von hier aus jeden Tag zur Arbeit nach Reinbek.

Beide wissen die gute Nachbarschaft und den Zusammenhalt unter Gleichgesinnten zu schätzen, der hier herrscht. Mit ihrem Haus haben sie sich einen Traum erfüllt. "Schon als wir jung geheiratet haben, wollten wir immer draußen leben" erinnert sich Jürgen Koßel. "Das macht Spaß, es ist familiär hier, es ist alles ein bisschen freier als in der Stadt", beschreibt er die Vorzüge des Lebens auf dem Campingplatz.

Die Arbeit geht dabei nie aus. Doch damit während der Hauptsaison Ruhe herrscht, sind Neu- und Ausbaumaßnahmen nur während der Wintermonate gestattet. So kommt es, dass die Dauercamper keinen Winterschlaf kennen. Überall wird gegraben, gesägt, gehämmert und gestrichen.

So auch bei Familie Bohnhof aus dem Landkreis Rotenburg/Wümme. Hans Bohnhof errichtet aus Holz eine Blockhütte als festen Überbau für den Wohnwagen der Familie. "Bei drei Kindern braucht man eben etwas mehr Platz", sagt der 46-Jährige, der die Begeisterung fürs Campen von seinen Eltern geerbt hat, wie er sagt. Bohnhofs sind erst seit Anfang November hier. Im Sommer waren sie schon mal in Stove. "Und es hat uns gefallen. Für die Kinder ist es schön, in der Natur zu sein." Künftig will die Familie hier den Urlaub und die Wochenenden verbringen. Ferien im Hotel dagegen wären nichts für sie. "Wir mögen keinen Massenurlaub."

Während bei den Dauercampern Hochsaison herrscht, bleiben die Touristen im Winter aus. Für Christian Land, 37, der den Platz gemeinsam mit Ehefrau Meike, 39, leitet, ist das eine gute Gelegenheit, den, wie er sagt, Akku aufzuladen. "Jede Jahreszeit hat hier ihren Reiz, und im Frühjahr freuen wir uns dann wieder auf die Gäste."

Die kommen aus dem In- und Ausland an den Elbdeich bei Stove. Reisende aus Holland und Skandinavien sind regelmäßig unter ihnen, aber auch Koreaner waren schon dort, Brasilianer, die mit dem Jeep eine Weltreise unternahmen, und ein Australier, der mit seinem Motorrad Russland durchquert hatte und weiter nach Italien wollte. "Hamburg ist das Zugpferd", hat Christian Land festgestellt. Viele Besucher des Campingplatzes erkunden von hier aus die Hansestadt und gehen abends ins Musical. Allgemein werde der Norden immer interessanter für Gäste aus dem In- und Ausland, und manche kämen auf Empfehlung her: "Es spricht sich herum, dass es bei uns klein und gemütlich ist", sagt Land.

Seine Schwiegereltern Hans und Hanni Land haben den Platz 1960 eröffnet. Der Name Camping Land an der Elbe ist so gut eingeführt, dass der gelernte Speditionskaufmann bei der Hochzeit mit Meike Land kurzerhand deren Nachnamen angenommen hat. Inzwischen ist auch schon die dritte Generation der Lands mit den Kindern Magda, 7, und Tammo, 5, auf dem Campingplatz zu Hause.

Während Meike im Büro sitzt und sich unter anderem um die Buchhaltung kümmert, ist Christian der Mann für draußen. Und da gibt es immer etwas zu tun, ob nun gerade Bäume zu fällen oder Schuppen frisch anzustreichen sind. Bis zum Frühjahr stehen Arbeiten am Kioskdach ebenso auf der Liste wie der Einbau einer neuen Küche, außerdem soll auch noch ein neuer Wohnmobilplatz mit Entsorgungsstation und Stromkästen entstehen.

Neben den 120 Dauerplätzen gibt es 50 Touristenplätze, die sich auf zwei Areale verteilen - eines liegt hochwassergeschützt hinter dem Deich und das andere direkt an der Elbe - mit tollem Blick auf den Fluss. Auf dieser Seite gibt es auch, je nach Wasserstand, einen eigenen Sandstrand. Der Bereich an der Elbe im Winter nicht zum Campen genutzt wird, weil Hochwasser droht. Christian Land sammelt dort schon fleißig Holz fürs Osterfeuer. Das ist als symbolischer Auftakt zur neuen Saison gleichermaßen beliebt bei Bewohnern und Gästen.

"Immer mehr Menschen wollen heraus aus der Stadt, und immer mehr Hamburger entdecken den Stover Strand", sagt Land. "Einfach mal raus übers Wochenende und das Handy ausschalten - das wollen immer mehr Menschen." Wer das mal ausprobieren möchte, findet auf dem Campingplatz von Familie Land einen voll eingerichteten Wohnwagen vor, der gemietet werden kann.

Wer Camping mit Unterhemd und Bier verbinde, der täusche sich, sagt Christian Land. Das Verhalten der Camper und das Image des Campings hätten sich total geändert. Statt für feuchtfröhliche Frühschoppen wird die Terrasse am Kiosk heute eher für familiäres Kaffeetrinken mit Kuchen und Torte genutzt. Von den Gästen bekommt Christian Land viele positive Rückmeldungen. So mache ihm der Beruf Spaß. Christian Land: "Ich passe hier genau her."

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