Straßensperrung in Osterjork schreckt Kunden und Touristen ab. Obstbauern fürchten um ihr Saison-Geschäft

Jork. Es rattert und rumpelt, Baggerschaufeln quietschen und Motoren dröhnen. Die Bauarbeiter sind im Auftrag der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr dabei, unweit vom Jorker Ortskern eine Querungshilfe über die Landesstraße 140 zu errichten. "Bei allem Verständnis für diesen Bau, für uns ist das jetzt katastrophal", sagt Jörg Schliecker, Inhaber des Elektrofachgeschäftes und der Postfiliale an der Straße Osterjork.

Seine Kunden, viele von ihnen mit schweren Postpaketen beladen, quälen sich über Sand und Steine, steigen über Kanten und Hindernisse, balancieren zum Geschäft. "Unser Problem ist, dass wir für sechs Wochen quasi von der Außenwelt abgeschnitten werden, wenn denn die Bauarbeiter pünktlich fertig werden. Die Zufahrt ist von der Straße nicht mehr möglich, es gibt keine Parkplätze vor dem Geschäft und die Zuwege sind sehr schlecht", beklagt Schliecker.

Postfiliale Schliecker ist für Kunden nur noch sehr umständlich zugänglich

Wer jetzt einen Kühlschrank bei ihm kaufen und gleich mitnehmen möchte, muss eine logistische Meisterleistung vollbringen. Was Jörg Schliecker besonders verstimmt, ist die Befürchtung, dass er seinen Kunden, wenn die Querungshilfe vor seinem Haus fertig ist, wohl auch drei Parkplätze weniger anbieten kann.

Ganz so extrem ist die Situation bei Obstbauer Peter Gevekoth nicht. "So schlimm wie Jörg Schliecker trifft es uns nicht, aber ob alle unsere Kunden durch dieses Chaos zu unserem Hofladen kommen, bezweifle ich." Bei dieser Straßensperrung lohne es sich ja auch kaum, die Obststände an der Straße aufzustellen. Deshalb falle das Geschäft mit der Laufkundschaft vermutlich flach, so Gevekoth. "Niemand hat etwas dagegen, dass etwas gebaut wird, aber dass dann so weiträumig gesperrt werden muss, ist nicht nachvollziehbar." Es müsse doch machbar sein, in zwei Schichten zu arbeiten und wenigstens an den Wochenenden die Sperrung aufzuheben, meint der Obstbauer.

Richtig ärgerlich ist Hein Lühs, der gemeinsam mit seiner Frau Beate den "Herzapfel"-Obsthof und einen Hofladen in Osterjork bewirtschaftet. "Alles ist für das Geschäft der Hauptsaison vorbereitet, Reisegruppen und Wochenendbesucher werden ebenso erwartet wie Tagesausflügler. Aber viele werden bei dieser Beschilderung glauben, dass Osterjork unpassierbar ist und fortbleiben", sagt Lühs.

"Auf unsere Anfrage, ob wir zum Sperrschild in Königreich ein Hinweisschild stellen dürfen, auf dem steht, dass unsere Obsthöfe in Osterjork erreichbar sind, hieß es von der Straßenbauverwaltung in Stade, dass wir solche Schilder nur privat bei Anwohnern im Garten, keinesfalls direkt an der Straße anbringen dürfen", sagt Obstbauer Lühs. "Ich sehe bei den Verantwortlichen bei der Straßenbauverwaltung kein Verständnis für unsere Situation. Es fehlt an gutem Willen, wenigstens an den Wochenenden eine einspurige Notlösung anzubieten."

"Osterjork wird zu einer großen Sackgasse, die durchaus bis zur Baustelle befahrbar bleiben könnte, damit die Gäste und Kunden zu unseren Höfen und Hofläden fahren können. Wenn sie aber das Sperrschild in Königreich vorfinden, trauen sich doch die meisten gar nicht mehr weiter, obwohl es auf unseren Höfen gute Wendemöglichkeiten gibt." Lühs ist überzeugt, dass sich dies negativ auf das Weichobstgeschäft auswirken wird. "Die Besucher im Alten Land wollen sich entspannen, Landschaft genießen, frisches Obst einkaufen und nicht Baustellenstress erleben. Busse, die unseren Hof spontan ansteuern weil er auf der Route liegt, werden Osterjork weiträumig umfahren und somit ausbleiben." Lühs glaubt an herbe Verluste und befürchtet, dass er seine Verkäuferinnen möglicherweise längere Zeit beurlauben muss.

Auch Obstbäuerin Elisabeth Lefers, die ihren Hofladen in Osterjork betreibt, sieht der Kirschensaison skeptisch entgegen. "Jeder normale Mensch schreckt doch bei Baustellen und Durchfahrtssperrungen sofort zurück und meidet den Bereich", sagt die Jorkerin. "Wir haben für den 11. Juli einen Kirschensonntag mit Hoffest vorbereitet. Aber wie sollen wir unsere Besucher erreichen, um sie zu informieren, dass die Zufahrt bis zu unseren Obsthöfen und Hofläden frei ist? Die sehen in Königreich das Schild und machen kehrt." Lefers Trost ist es, zumindest die angemeldeten Busgesellschaften informieren zu können.

In der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr, die für die Baustelle zuständig ist, sieht man die Dinge erwartungsgemäß anders. Man könne die Fahrbahn während der Bauphase auch nicht an den Wochenenden halbseitig freigeben, weil sie im Bereich der Baustelle komplett aufgerissen sei, erklärt ein Behördensprecher. Deshalb müsse man die Umleitungen auch an den Wochenenden aufrechterhalten. Änderungen wären mit einem großen verkehrsrechtlichen Aufwand verbunden.

Zudem sei das Ganze eigentlich kein Problem, da die Baustelle nur etwa 200 Meter der Fahrbahn in Osterjork blockiere. Bis zur Vollsperrung bleibe Osterjork wie eine normale Sackgasse befahrbar. Auch für die reibungslose Belieferung der Postfiliale Schliecker habe man in Abstimmung mit der Post gesorgt.

Die Zufahrt für Rettungswagen ist weiterhin gesichert

Für die Postfahrzeuge sei eine Zufahrt gesichert, ebenso für Rettungswagen. Wenn die Fahrbahn in Osterjork abschnittsweise saniert wird, müssen die Anlieger sich mit der Baufirma direkt vor Ort über Zufahrten zu ihren Grundstücken verständigen.