In Buxtehude konnte die Einrichtung kein passendes Grundstück finden. Jetzt ist ein Neubau in Apensen geplant

Buxtehude/Apensen. Der Trägerverein der Buxtehuder Waldorfschule dürfte mittlerweile jedes unbebaute Grundstück der Estestadt wie seine Westentasche kennen: Seit nunmehr sechs Jahren ist die Einrichtung auf der Suche nach einem eigenen Grundstück. Fündig geworden ist sie nicht.

Doch jetzt könnte Hilfe aus Apensen nahen. Der Gemeinderat hat während seiner jüngsten Sitzung dafür gestimmt, eine Sondergebietsfläche für die Waldorfschule in den Flächennutzungsplan aufzunehmen. Dabei geht es um ein etwa 1,5 Hektar großes Areal an der alten Kreisstraße nach Harsefeld. Morgen wird der Apenser Samtgemeinderat abschließend darüber entscheiden. Sabine Benden, die derzeitige Vertreterin des Samtgemeindebürgermeisters, sagt aber schon jetzt sehr deutlich: "Es sieht gut aus."

Bei allen Flächen in der engeren Auswahl gab es stets einen Haken

Für Andreas Schönwälder würde die Apenser Lösung das Ende einer nahezu unendlichen Geschichte bedeuten. Bis zu 20 Grundstücke habe die Waldorfschule im Laufe der Jahre in Buxtehude ins Auge gefasst, sagt das Vorstandsmitglied des Schulträgervereins. "Bei den fünf oder sechs Flächen, die in der engeren Auswahl waren, gab es aber immer einen Haken."

Dabei sei ein Neubau dringend nötig, sagt Friderike Steinkopff, die ebenfalls Mitglied des Trägervereins ist. Vom kommenden Schuljahr an, wenn erstmals Fünftklässler beschult werden, besuchen 100 Kinder die 2006 gegründete Einrichtung. Das gemietete Gebäude an der Straße "Zum Fruchthof" wird dann zu klein sein, die Schüler müssen in Container ausweichen. In sieben Jahren, wenn die Schüler die Abiturklasse erreicht haben und immer mehr Jahrgänge nachrücken, wird ein neues Gebäude sowieso gebraucht: Dann werden um die 300 Kinder und Jugendliche die Einrichtung besuchen.

Dass sich die Grundstückssuche in Buxtehude als so schwierig gestaltet hat, ist Schönwälder bis zum heutigen Tage unerklärlich. "Man muss sich das mal vorstellen, in Buxtehude suchen wir sechs Jahre erfolglos, und in Apensen werden wir innerhalb von vier Wochen fündig." Dabei hatte es zuletzt eigentlich ganz gut ausgesehen. Die Schule hatte ein Areal an der Apensener Straße in Buxtehude gefunden, das allen Anforderungen entsprach. Der Grundstückseigentümer gab sein Okay. "Doch dann haben wir gemerkt, dass wir von der Stadt unvollständige Informationen erhalten haben", sagt Schönwälder.

So sei erst im Laufe der Planungen herausgekommen, dass nicht die halbe, sondern die ganze Grundstücksfläche als Waldflächennutzung ausgewiesen sei. Heißt: Wenn der Trägerverein auf dem Grundstück bauen will, hätte er ein weiteres Grundstück hinzukaufen und es als Ausgleich aufforsten lassen müssen. Allein das Aufforsten hätte 8000 bis 10 000 Euro gekostet, schätzt Schönwälder. Das zusätzliche Grundstück wäre vermutlich mit bis zu 35 000 Euro zu Buche geschlagen - zu viel Geld für die Waldorfschule.

Hinzu kam, dass sich möglicherweise Urnengräber im Boden befinden, die archäologische Grabungen erforderlich machen. Zum einen wäre nicht absehbar, wie lange diese Grabungen dauern, und zum anderen wäre der Trägerverein auch hier zur Kasse gebeten worden, sagt Schönwälder. "All diese Aufwendungen übersteigen unser Budget."

Die Unterstützung der Apenser war laut Schönwälder um einiges engagierter

Von der Stadt Buxtehude fühlt sich der Trägerverein im Stich gelassen. "Es gab viele Gespräche, und die verliefen auch sehr gut." Aber bei den schönen Worten sei es geblieben, heraus kam letztlich nichts. In der Samtgemeinde Apensen sei die Unterstützung um ein Vielfaches engagierter und zielgerichteter gewesen, fügt er mit Blick auf das gefundene Grundstück hinzu.

Seiner Meinung nach sei das ein trauriges Zeugnis für Buxtehude, zumal der gesamte Vorstand des Trägervereins und viele Eltern ehrenamtlich für die Waldorfschule tätig seien. Die Schule, deren Einzugsgebiet von Jork über Hamburgs westliche Stadtgrenze bis nach Harsefeld und Apensen reicht, sei ein Aushängeschild für die ganze Stadt. "Und wenn man da mal um etwas Hilfe bittet, wird nichts gemacht."

Diesen Vorwurf will Buxtehudes Stadtbaurat Rolf Suttmann nicht auf sich sitzen lassen. "Wir haben der Schule alle erdenkliche Unterstützung gegeben." Nur könne man nun mal kein gültiges Recht beugen, bloß weil es sich um eine Waldorfschule handele. Auch habe er keine unvollständigen Informationen gegeben, fügt er hinzu. Von privatrechtlichen Absprachen des Besitzers - und die habe es bei dem Grundstück hinsichtlich der Waldflächennutzung gegeben - könne die Stadt gar nichts wissen.

Die Verhandlungen seien immer am Geld gescheitert. Ausgleichsflächen seien bei Gebieten im Außenbereich immer nötig, egal ob das Grundstück bewaldet sei oder nicht. "Das wird auch in Apensen der Fall ein." Deshalb sag Suttmann, er wäre vorsichtig mit der Einschätzung, die Fläche dort sei als neuer Schulstandort schon jetzt so gut wie in trockenen Tüchern.

Einen Imageschaden für Buxtehude fürchtet Suttmann durch einen möglichen Wegzug der Einrichtung nicht. "Im Grunde haben wir als Stadt gar keinen Bedarf an weiteren Schulen." Alleine vor diesem Hintergrund hätte die Stadt eigentlich gar nicht so viel Unterstützung bieten müssen. "Aber wir haben es ja trotzdem gemacht."

Alle Fraktionen haben versichert, wie wichtig ihnen die Schule sei

Die Buxtehuder Politik dürfte diese Meinung nicht freuen - denn laut Andreas Schönwälder hätten alle Fraktionen immer versichert, wie wichtig ihnen die Waldorfschule sei. Trotzdem war Grünen-Fraktionsvorsitzende Heike Vollmers die Einzige, die sich bei ihm persönlich nach dem Stand der Dinge erkundigt hatte, berichtet Schönwälder. Und sie gibt die Hoffnung nicht auf, dass die Waldorfschule doch in Buxtehude bleibt. "Wir glauben, dass Gespräche mit der Verwaltung noch möglich sind", sagt Heike Vollmers. Schließlich gebe es immer noch einen gültigen Ratsbeschluss, dass das Grundstück an der Apensener Straße der neue Standort für die Waldorfschule werden soll.