Buxtehude und Stade feiern an diesem Wochenende ihre prachtvolle Vergangenheit mit Labskaus, Schnaps und bunten Märkten

Buxtehude/Stade. Koggen, Kontore, Gildenhäuser. Wie kaum eine andere Organisation hat die mittelalterliche Hanse als politischer Interessenverbund von Kaufleuten und Seefahrern die Entwicklung zahlreicher norddeutscher und nordeuropäischer Städte und auch das Selbstverständnis dort wohnenden Bürger geprägt. Erst im 17. Jahrhundert, etwa 500 Jahre nach ihrer Gründung, wurde die politisch einst mächtige Hanse aufgelöst. Der hanseatische Gedanke aber lebte fort.

Im Andenken an die Hansezeit und die wirtschaftliche Blüte der norddeutschen Handelsstädte, zu denen Lübeck, Hamburg, Bremen und Rostock aber auch Lüneburg und Wismar gehörten, wird alljährlich der "Tag der Hanse" in etlichen ehemaligen Mitgliedsstädten der uralten Verbindung gefeiert. Am Sonnabend, 15. Mai, wird erneut der hanseatischen Kultur, Geschichte und Tradition gedacht. Dafür haben die Hansestädte ein buntes Programm zusammengestellt. Auch Buxtehude und Stade feiern an diesem Tag groß ihre hanseatische Vergangenheit.

Hanseatischer Hökermarkt in der Buxtehuder Altstadt

Im Jahr 1197 wurde Buxtehude offiziell gegründet, obgleich erste bäuerliche Siedlungen bereits im Jahr 959 urkundlich erwähnt wurden. In relativ kurzer Zeit gewann die Stadtgründung mit ihrem Nonnenkloster (Altkloster) an Bedeutung, 1258 machte die Stadt mit der Gründung einer neuen Buxtehuder Siedlung an der Este, dem heutigen Zentrum der Stadt, einen gewaltigen Entwicklungssprung: Buxtehude wurde Hafenstadt damit wirtschaftlich so bedeutend wie damals Kiel.

Im Jahr 1328 erfolgte unter dem Bremer Erzbischof Giselbert von Brunkhorst die Verleihung des Stader Stadtrechts an Buxtehude von Erzbischof Borchard und wenig später, im Jahr 1369, wurde Buxtehude Mitglied der Hanse und erlebte seine Blütezeit. Im Rahmen des hansischen Fernverkehrs war die Stadt als Fährstation besonders wichtig, denn die Niederelbe war im Mittelalter und der frühen Neuzeit nur von Stade und von Buxtehude aus zu überqueren.

An diese Zeit wird ab 11 Uhr erinnert, denn dann beginnt Buxtehudes Hansefest mit der Eröffnung des Hökermarkts in der Altstadt. "Wandeln und Handeln wie zu hanseatischen Zeiten" lautet das Motto, dazu wird auf der Rathausbühne Musik gespielt, es werden Fundsachen versteigert und das Märchen vom Wettlauf zwischen Has' und Igel in getanzter Pantomime gezeigt. In der St.-Petri-Kirche erklingt ebenfalls ab 11 Uhr Orgelmusik, während ab derselben Zeit im Buxtehude-Museum und im Kulturforum am Hafen die Ausstellung des Malers und Grafikers Erhard Michel zu sehen sein wird.

Eine Stadtführung unter dem Titel "Vom Kloster zur Stadt" beginnt um 14 Uhr vom Buxtehude-Museum aus. Die Teilnahme ist kostenlos, vorgesehen sind etwa 90 Minuten.

"Tüdelütt und Vigelei" ist ab 15 Uhr angesagt. Denn dann spielt, singt und erzählt Günter Gall Bänkellieder und Gedichte für Kinder. Ab 20 Uhr sind schließlich auch die Großen an der Reihe. Unter dem Motto "Überall ist Kattegatt" bringt Günter Gall zum Abschluss des Hansetages ein maritimes Liedertheater nach Ringelnatz und Grasshoff auf die Bühne.

Ein Kanonenschuss läutet das Hansefest in Stade ein

Auch Stade kann auf eine lange hanseatische und maritime Geschichte zurückschauen. Im Jahr 994 wurde erstmals schriftlich ein Schiffslandeplatz an der Schwinge, dem Nebenarm der Elbe, erwähnt. Dieses Jahr gilt als offizieller Gründungszeitpunkt der Hansestadt. Stade wurde rasch zum bedeutenden Knotenpunkt für Kaufleute und Seefahrer. Noch im 12. Jahrhundert waren der Stader Hafen und Elbübergang bedeutender als Hamburg.

Im Jahr 1209 erhielt Stade das Stadtrecht, 1259 ein Stapelprivileg für alle von See kommenden Waren. Dies führte zum Dauerzwist mit Hamburg. Dennoch blieb die Hansestadt Stade über viele Jahrhunderte ein bedeutender Marktort der Unterelbe und Hansestadt. Die Handelsprivilegien verbanden die Stadt mit Lüneburg, Celle und Braunschweig. Erst im Jahr 1601 ruhte die Mitgliedschaft der Stadt in der Händler- und Kaufleutevereinigung.

In der Hansestadt Stade wird das traditionell begangene Fest am Sonnabend um Punkt elf Uhr mit einem lauten Schuss aus einer alten schwedischen Kanone eröffnet. Dann heißt es: Ran an die Tische. Die drei Stader Brüderschaften St.-Pankratii, Rosenkranz-Gottes-Hülfe und die Kaufleute- und Schifferbrüder, die seit der alten Hansezeit fortbestehen, laden dann zum traditionellen Labskausessen am Fischmarkt. Das "Stader Hansemahl" mit der traditionellen Speise der Seefahrer wird zum dritten Mal veranstaltet und dauert bis 16 Uhr. Der Erlös des Hansemahls dient einem guten Zweck.

Während des Mahls informieren die Brüderschaften über Sinn und Zweck ihrer Organisationen. Und wenn das Labskaus an den Tischen fleißig serviert wird, sorgen die Stader Hafensänger für das hanseatisch-musikalische Rahmenprogramm. Aber auch eine Premiere wird in Stade gefeiert: Zum ersten Mal wird ein Original Hansebranntwein angeboten. Dabei handelt es sich um einen Weizenkorn mit Kräutern, der auf einem Rezept von Hieronymus Brunschwick aus dem Jahr 1512 handelt. Die auf Althochdeutsch verfasste Rezeptur für das "alte Gesöff" wurde erst vor wenigen Monaten entdeckt und extra für das anstehende Hansefest wieder reaktiviert..

Wem der Branntwein schmeckt, der kann sich gleich nach dem Labskaus-Schmaus einen Schnapsvorrat besorgen, denn sobald das Hansefest um 16 Uhr seine Pforten schließt, kann der "Original Hansebranntwein" in mehreren Stader Fachgeschäften erworben werden.