Im Streit um die Elbvertiefung ist ein grotesker Fall zu beobachten, der fast amüsant sein könnte, wenn er nicht so ernst wäre.

Bauern und Fischer sind felsenfest von einer Beobachtung überzeugt, die Wissenschaftler anhand ihrer Messungen vehement bestreiten. Alles scheint eine Frage des Blickwinkels zu sein, wobei die jeweiligen Position im Streit jeweils mit den eigenen Interessen korrespondiert.

Das Wasser- und Schifffahrtsamt, eine Institution des Bundes, belegt anhand von Daten die Position für die Elbvertiefung, die auch der Bund einnimmt. Die Bauern im Alten Land und in Kehdingen, die seit jeher überwiegend Gegner der Elbvertiefung sind, finden Belege gegen eine weitere Ausbaggerung. Dabei spielen nicht nur Ängste um die zukünftigen Ernten, sondern auch alte Befürchtungen um die Deichsicherheit eine Rolle.

Das Wasser- und Schifffahrtsamt wollte diesen Ängsten entgegenkommen, indem es seine Messergebnisse ins Internet stellt. Doch das Vorhaben ist offenbar nicht gelungen. Die Bauern vertrauen diesen Zahlen und denen anderer Institutionen, die im Auftrag des Bundes arbeiten, nicht. Wie auch, wenn sie etwas völlig anderes ausweisen, als die eigenen fünf Sinne sagen? Für neue Planfeststellungsverfahren gibt es wohl nur eine Lösung: Es muss eine wissenschaftliche Institution gefunden werde, die das Vertrauen aller genießt und die Probleme vor Ort untersucht. Beharren die Planungsträger auf ihren Zahlen, könnte ein Rechtsstreit drohen.