In dem vor dem Stader Landgericht verhandelten Prozess wegen schweren sexuellen Kindesmissbrauchs in 40 Fällen hat nun die Mutter eines der betroffenen Kinder ausgesagt.

Stade. Nach ihren Schilderungen stimmen die Angaben, die der angeklagte Grieche Spyridon S. gegenüber dem Gericht gemacht hat, vorne und hinten nicht.

Dass die Mutter des Missbrauchsopfers Alkoholprobleme hatte, gab sie vor Gericht zu. Mit ihren lange vorhandenen, inzwischen aber therapeutisch bewältigten Alkoholproblemen ging sie offen um. "Ich war Alkoholikerin, als ich Antje K. im Jahr 2007 kennenlernte", sagt die Mutter. Ihre familiären Probleme wollte sie mit dem Alkohol vergessen, doch das Trinken riss sie immer weiter herunter.

Antje K., die damalige Lebensgefährtin von Spyridon S., hatte sich im Laufe der Monate zu einer "recht guten Freundin" entwickelt, der sie ihre Sorgen anvertraute. Antje K. bot der Mutter Hilfe an, sagte, dass sie bereit wäre, sich um das Mädchen zu kümmern, wenn sie eine Therapie machen würde. Die 46-jährige Mutter willigte ein, ließ eine Vollmacht auf den Namen von Antje K. ausstellen und gab ihr ihre EC-Karte samt Geheimzahl. Nach der Therapie waren auf dem Konto satte 14 930 Euro Schulden angehäuft. Das Geld, ist die Mutter sicher, haben Antje K. und Spyridon S. verprasst.

Den Griechen hatte sie über Antje K. kennengelernt. "Er war freundlich, nett und offen", sagt die Mutter. Er hatte sich ihr gegenüber als Ex-Ehemann der Sängerin Vicky Leandros vorgestellt, als Alexandros Papathanassiou. Erst von der Polizei habe sie seinen wahren Namen erfahren.

Spyridon S. und Antje K. kümmerten sich monatelang um das neunjährige Kind, die Mutter wähnte ihre Tochter "in guten Händen". Die kleine sei sehr verspielt und künstlerisch kreativ gewesen und hatte eine Schwäche für Puppen. Doch seitdem das Kind bei Frau K. war, habe es sich verändert. "Plötzlich wollte sie shoppen und modisch sein. Das passte nicht zu dem bisherigen Bild", sagt die Mutter. Das Kind habe, wenn es während der Therapie bei der Mutter zu Besuch war, sinnlos gekichert und körperliche und seelische Angstsymptome gezeigt. Das Kind, so die Mutter, hatte und hat oft Angst. Als sie im Frühjahr 2009 unerwartet mit ihrer Tochter auf Antje K. und den Griechen traf, habe der Grieche das Kind zu sich gebeten. "Das Kind weigerte sich, wollte partout nicht zu ihm", sagt sie.

Energisch bestritt die Mutter, dass sie oder ihr Mann sich an dem Kind, wie vom Angeklagten behauptet, vergriffen hätten. Auch der Vorwurf, dass sie pornografische Fotos von ihrer Tochter und dem Griechen gemacht habe, wies sie als absurd zurück. "Ich habe diese Fotos nie gesehen und will sie auch nicht sehen", sagte die Mutter bestimmt. Die Erpressungsvorwürfe, die der 67-jährige Grieche gegen die Mutter erhoben hatte, wies sie zurück. Als sie von Antje K. erfuhr, dass Spyridon S. von der Polizei verhaftet worden sei, sei sie wie "vor den Kopf gestoßen" gewesen.

"Im Nachhinein bin ich überzeugt, dass die beiden alles von Anfang an geplant hatten", sagt die Mutter. Sie betont auch, dass Antje K. eine zentrale Rolle in den Fall gespielt habe. "Ich war erpressbar, lenkbar und schwach, ein ideales Opfer", so die Mutter.

Mittlerweile hat die Stader Staatsanwaltschaft ermittelt, dass es bereits im Jahr 1996 eine Anklage gegen den Griechen Spyridon S. gab. Er soll damals seine Stieftochter sexuell missbraucht haben.