Lachen bis der Arzt kommt - und das ohne Witze und Pointen. Im Lach-Club Buxtehude benehmen sich die Kursteilnehmer völlig enthemmt.

Buxtehude. Heinz Groß setzt ein breites Grinsen auf und legt mit einem "he, he, he, he" los. Die Schultern des 44-jährigen Kursusleiters beginnen zu zucken. Dann schiebt er ein lautes"aaahhhh-ha-ha-ha-ha" hinterher, bis sein Gegenüber auch nicht anders kann, als loszukichern. Es dauert nur einige Sekunden, bis beide in ein Kreischen verfallen, sich den Bauch halten und den Oberkörper von vorn nach hinten wiegen. Klarer Fall: Lachen steckt an.

Sämtliche Teilnehmer des Lach-Yoga-Abends der Buxtehuder Volkshochschule benehmen sich völlig enthemmt und albern. Nur zwei Frauen stehen im Raum 112 der Volkshochschule Buxtehude etwas im Abseits. Sie verschränken die Arme und schütteln den Kopf, sobald sich ihnen jemand gackernd nähert.

Unter einem "Lach-Club" bei der Buxtehuder Volkshochschule haben sich die zwei Teilnehmerinnen etwas anderes vorgestellt. "Es fällt uns schwer, einfach so loszulachen", sagt die Frau mit kurzen Haaren und Brille. "Wenn man wenigstens eine Pointe hätte. Für den Kursus muss man, glaube ich, einen getrunken haben oder Schauspieler sein. "

Doch im Lach-Club werden eben keine lustigen Geschichten erzählt oder Loriot-Filme gezeigt, um die Teilnehmer zum Schmunzeln zu bringen. Der Witz ist, dass absichtlich gelacht wird. Das Lachen wird als Vehikel benutzt, um zu entspannen. Denn Lachen regt die Atmung sowie das Herz-Kreislauf-System an und stärkt das Immunsystem. Aber auch der psychologische Effekt ist nicht zu unterschätzen. Wer Lach-Yoga praktiziert, ist eher in der Lage, auf Leute zuzugehen.

Ziel beim Lach-Yoga ist, dass die Teilnehmer vom künstlichen ins echte Lachen verfallen. Bei sieben Teilnehmern des Volkshochschulkurses funktioniert das auch. "Weil es so absurd ist, lacht man gleich mit", sagt die 37-jährige Nicole Sprenger aus Stade. "Es ist, als ob ein Stein den Berg hinunterrollt", sagt Jens Klindworth (38) aus Stade. Doch bei den zwei Frauen, die sich schon von Anfang zurückhalten, hilft alles nichts. Sie schnappen sich schließlich die Jacken und verabschieden sich vom Kursusleiter.

Der zuckt die Achseln. "Das Schöne am Lach-Yoga ist, dass es kein richtiges oder falsches Lachen gibt. Jeder macht es in seinen Möglichkeiten", sagt der Himmelpfortener. "Dazu gehört auch, es nicht zu wollen. Es kann ja nicht jeder lachen."

Der kaufmännische Angestellte war einst selbst der Meinung, zu wenig zu lachen, und nahm deshalb 2001 an einem Seminar des Lach-Yoga-Lehrers Madan Kataria aus Mumbai in Hamburg teil. Seit 2002 leitet Groß nun selbst Lach-Yoga-Kurse an der Volkshochschule. Die Kurse sind rege besucht. Auch jetzt genießen es die Teilnehmer, sich in der Gruppe enthemmt zu benehmen.

Mal praktizieren sie das "chinesische Lachen", bei dem sie ihre Hände auf Kopfhöhe ausschütteln und in ein hohes "hi, hi, hi, hi" verfallen. Mal halten sie sich beim Lachen den Bauch - das ist das "Clowns-Lachen". Mal klatschen sie in die Hände und rufen "ho, ho, ha, ha". Sie sind so sehr auf einen launigen Abend eingestimmt, dass sofort Protest laut wird, als Groß verlangt, sich auf Kauderwelsch zu beschimpfen. "Ach, ich dachte, wir lachen hier", sagt Jens Klindworth aus Stade. Doch der Kursusleiter erklärt, dass es bei dieser Übung darum geht, Gefühle auszudrücken und aus sich herauszukommen. Allerdings werden keine Worte benutzt, damit der Übungspartner sich nicht beleidigt fühlt. Nach jeder Zwerchfell-Stimulierung folgt die Entspannung: Die Volkshochschüler kreisen ihre Schultern, schütteln Arme und Beine, bevor sie die nächste Lachattacke schüttelt.

Nach einer halben Stunde wirken die Männer und Frauen sehr erschöpft. Sie fahren sich zwischen den Übungen mit den Zungen über die Lippen und seufzen vor Anstrengung. Groß lässt den Abend mit einem Tanz zu Merengue- und Samba-Musik ausklingen. Alle wirken gelöst, auch der Kursusleiter. Tatsächlich: das Lach-Yoga wirkt, bei ihm ebenso wie bei Hildegard Köller-Meyer (60). Die Frau aus Buxtehude guckt ihren Lehrer an. Sie grinst und sagt: "Sie haben ein richtig schönes, freundliches Lachgesicht."