Der sexuelle Missbrauch der minderjährigen Pia K. sei ein Missverständnis gewesen, der sexuelle Missbrauch des Kindes Karolin W. sei ihm quasi aufgezwungen worden.

Stade. Als der Angeklagte Spyridon S. am vierten Verhandlungstag in dem Prozess um schweren sexuellen Kindesmissbrauchs seine Sicht der Dinge vor dem Stader Landgericht weiter vorträgt, platzt dem Gericht der Kragen. Quälend langsam erzählt der Grieche seine Version der Geschichte.

Seit insgesamt acht Stunden redet er über vieles - außer die vorgeworfenen Taten. Als der Vorsitzende Richter Berend Appelkamp um eine Straffung bittet, droht Verteidiger Udo Jacobs. "Es kann nicht sein, dass nur Straftatbestände gehört werden sollen, aber nicht die dazugehörigen Umstände", sagt er. "Wenn es so weiter geht, stelle ich einen Befangenheitsantrag", so der Verteidiger. Es scheint, als fahre die Verteidigung eine Zermürbungstaktik gegen das Gericht.

Spyridon S. lässt sich nicht beirren. Er macht weiter, wie zuvor.

Der Angeklagte erhebt Vorwürfe gegen die Mutter von Karolin W., das Buxtehuder Jugendamt sowie seine eigene Lebensgefährtin. Alle hätten ihn im Stich gelassen, bei seinem Versuch, Karolin W. und ihrer Familie zu helfen.

Quintessenz seiner Ausführungen: Er ist der einzige Gutmensch in einer schlechten Welt. "Ich versuche nicht, andere zu beschuldigen, ich möchte aber von A bis Z alles erzählen", sagt der 67-jährige. Zu den pornografischen Fotos, die er gemacht haben soll, sagt er lediglich: "Das ist wenig spektakulär." Zum Tathergang erzählt er praktisch nichts. Statt dessen berichtet er, dass die Initiative zum Kindesmissbrauch immer wieder von der damals neunjährigen Karolin W. ausging, dass sie ihn zu sexuellen Handlungen aufgefordert habe. Er habe nur auf ihre Wünsche reagiert. Der Prozess wird fortgesetzt.