Birgit Ehrhardt tritt ein schwieriges Erbe an. Schließlich ist sie die Nachfolgerin von Ralf Henning, der wegen des Verdachts der illegalen Preisabsprachen mit anderen Bauunternehmern am Donnerstag sein Stader Ratsmandat abgegeben musste und seinen Austritt aus der SPD erklärt hatte.

Stade. Heute Abend wird die 60-Jährige im Rathaus als neue Ratsfrau vereidigt. "Es ist ein merkwürdiges Gefühl, aus diesen Gründen nachzurücken", sagt Ehrhardt, die bereits von 1981 bis 2006 im Stader Rat und Kreistag Mitglied war.

Den Rückzug von Henning kann sie nachvollziehen. Dass das so schnell ging, habe sie allerdings nicht erwartet. Denn der Bauunternehmer gab bereits einen Tag, nachdem er in die öffentliche Kritik geraten war, auf. Ehrhardt erfuhr noch am Donnerstagabend von ihrem neuen Amt: "Die Entscheidung von Ralf Henning ist gut für die Arbeit der SDP-Fraktion und der des Rates. An mein Mandat habe ich dabei nicht gedacht." Zum Nachdenken komme sie ohnehin nicht - alles gehe so schnell. Ob die Sozialpädagogin künftig die Ausschüsse von Henning übernehmen wird, ist noch offen. Welche Themen sie anpacken will, steht bislang ebenfalls nicht fest. Ihre Schwerpunkte: Schule, Kultur und Umwelt.

Das Einarbeiten werde ihr nicht schwer fallen, denn als ehemalige Ratsfrau kenne sie die politischen Prozesse und die Verwaltung. Außerdem ist die SPD-Politikerin Mitglied im Wiepenkathener Ortsrat. "Ich bin seit drei Jahren stadtratsabstinent, aber immer noch in der Partei aktiv und an den Geschehnissen interessiert", sagt die dreifache Mutter. "Wer einmal in der Politik war, kommt davon nicht mehr los."

Mit dem Nachrücken hat Ehrhardt Erfahrung. Bereits 2003 trat sie die Nachfolge der verstorbenen Ursula Stapelfeld im Kreistag an. Dort verzichtete sie aus Zeitgründen auf eine Wiederwahl. Beim Stader Rat reichten damals die Stimmen nicht aus. Doch traurig sei Ehrhardt nicht gewesen: "Ich habe in meinen Job viele Abendtermine. Das hätte mit den Sitzungen kollidiert." Jetzt sei das kein Problem mehr. Zumindest nicht mehr von April an: Dann geht die 60-Jährige in den Vorruhestand - eine Voraussetzung für das Nachrücken. Ehrhardt: "Was ich mache, das mache ich einhundertprozentig".