Der öffentliche Druck wurde offensichtlich zu groß: Ralf Henning hat gestern seinen Rücktritt aus dem Stader Rat bekannt gegeben, dem er seit 1981 für die SPD angehörte.

Stade. Der Bauunternehmer tritt zudem aus der SPD aus. "Er will Schaden von der Partei abwenden. Ein Schuldeingeständnis ist das aber nicht", sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende Klaus Quiatkowsky.

Doch der Schaden ist bereits jetzt immens. Henning soll in einen Bauskandal verwickelt sein. Der Verdacht: Er soll mit vier weiteren Unternehmen aus dem Kreis Stade bei mehreren Ausschreibungsverfahren der öffentlichen Hand und privater Bauherren Absprachen über die Höhe der anzubietenden Preise getroffen, und so den Ausgang des Ausschreibungsverfahrens rechtswidrig beeinflusst zu haben. Die Unternehmen hätten sich im Vorfeld geeinigt, welche Firma den Auftrag zu welchen Bedingungen erhalten soll. Konsequenz: Die Angebote fielen deutlich höher aus, als es bei ordentlichen Ausschreibung der Fall wäre. Dem kam die Staatsanwaltschaft Verden auf die Schliche und ließ im April 30 Betriebe und Verwaltungen durchsuchen.

Jetzt wurde der Druck auf Henning so groß, weil Abhörprotokolle über Preisabsprachen öffentlich wurden. Die eigene Partei distanzierte sich von dem Bauunternehmer, die anderen Fraktionen forderten seinen Rücktritt. "Wir müssen Schaden vom Rat abwenden", sagt der Stader Ratsvorsitzende Hans-Hermann Ott (CDU). Doch nicht nur das Image des Rates, sondern auch das der Stadt leidet. Schließlich wird mindestens gegen einen Mitarbeiter des Stader Tiefbauamtes ermittelt, der an den Preisabsprachen beteiligt sein soll, so Silke Streichsbier von der Staatsanwaltschaft Verden. Die Stadt äußert sich nicht zu den Vorwürfen. Der erste Stadtrat Dirk Kraska sagte auf Abendblatt-Anfrage: "Das ist ein laufendes Verfahren. Kein Kommentar."

Mehr Informationen erhalten die Ratspolitiker wohl auch nicht. "Ich weiß nur, dass der beschuldigte Mitarbeiter nicht mehr für Ausschreibungen zuständig ist", sagt Ott, der auch Mitglied im Verwaltungsausschuss ist. Spätestens im März wird der Rat mehr wissen. Denn bis dahin will die Staatsanwaltschaft Strafbefehle verschicken und auch Gerichtsverfahren einleiten.