Tausende Menschen haben sich 2009 untersuchen lassen, um das Leben des kranken Kindes zu retten.

Hammah. Die Entwicklung des Jungen ist beeindruckend. Der kleine Jannis aus Hammah hält sich an der Kante des Wohnzimmertisches fest und läuft um das Möbelstück herum. Er brabbelt vor sich hin. Mit seinen großen blauen Augen beobachtet er aufmerksam seine Eltern Sonja und Jens Lühmann. Dann greift er zum Telefon. Das liebt er besonders, weil es beim Drücken der Tasten Töne macht. "Wir rufen immer eine Nummer an, die nicht vergeben ist, damit die Dame sagt 'Kein Anschluss unter dieser Nummer'", sagt Sonja Lühmann.

Noch vor wenigen Monaten ging es Jannis deutlich schlechter. Damals bekam er eine Chemotherapie. Der Einjährige leidet an der Erkrankung Hämophagozytische Lymphohistiozytose, kurz HLH, die das blutbildende System angreift. Um wieder gesund zu werden, braucht Jannis eine lebensrettende Stammzellentransplantation. Bisher wurde allerdings kein passender Spender gefunden, obwohl sich bereits mehr als 4500 Menschen aus dem Landkreis Stade, Hamburg und Bremen bei mehreren Aktionen typisieren ließen.

Im vergangenen Februar erhielt Familie Lühmann die niederschmetternde Diagnose. Seitdem setzt sich ganz Hammah für den Jungen ein. Die Dorfbewohner organisierten im Juni eine Typisierungsaktion, bei der sich 2080 Menschen registrieren ließen. Arbeitskollegen von Jens Lühmann ließen sich zuvor gemeinsam mit 400 weiteren Stadern beim Verein CFK-Valley typisieren. Das Volksmusikduo "Geschwister Hofmann" übernahm bei einem Auftritt in Stade spontan die Patenschaft für Jannis. Andere organisierten unter anderem ein Benefiz-Fußballturnier und verkauften Bratwurst, um Geld für die Typisierungen und die Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) zu sammeln. "Eine Typisierung kostet etwa 50 Euro. Zwar müssen die potenziellen Spender dies nicht selber zahlen, aber die DKMS braucht finanzielle Unterstützung", sagt Jens Lühmann.

Während die Suche nach einem passenden Spender andauert, erträgt der Einjährige tapfer seine Krankheit. Die Medikamente schlucke er problemlos, das regelmäßige Blutdruck- und Fiebermessen gehöre für ihn zum Alltag, sagt seine Mutter. "Er ist ein sehr liebes und pflegeleichtes Kind", sagt Sonja Lühmann sichtlich stolz über ihren blonden Sohn, der durch das Wohnzimmer krabbelt und seine Eltern immer wieder zum Lachen bringt. Doch viel wichtiger sei, dass er seinen anfänglichen körperlichen Entwicklungsrückstand dank Krankengymnastik aufgeholt habe. "Er ist aufgeweckt und versteht alles ganz schnell. Er ist fast wie ein normales Kind."

Der Alltag ist allerdings alles andere als normal. Weil die lebensrettenden Medikamente Jannis' Immunsystem so stark schwächen, kann er sich leicht mit anderen Krankheiten anstecken. Bereits eine sonst harmlose Erkältung könne schwere Folgen haben, falls HLH ausbricht. Daher darf Jannis nicht unter Menschen, und wenn etwa Vater Jens krank ist, dann zieht er bis zur Genesung aus. Im Mittelpunkt stehe stets Jannis und seine Krankheit, sagt seine Mutter. "Natürlich habe ich auch mal schlechte Tage, an denen ich traurig bin." Damit sich dies ändert und Jannis gesund wird, braucht er einen passenden Spender. Sonja Lühmann: "Das ist der größte Wunsch für 2010."

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