Lkw sollen nachts langsamer auf der Bremervörder Straße fahren. Das hat die SPD im Rat beantragt - doch das Vorhaben bekommt wohl keine Mehrheit.

Stade. Das eigene Wort ist kaum zu verstehen. Ein Lastwagen nach dem anderen rollt über die Bremervörder Straße in Stade. In den Häusern ist es nicht viel leiser, berichtet die Anwohnerin Brigitte Brümmer: "Wir müssen uns anschreien oder Zeichensprache machen." Extrem sei die Belastung während des Hafenausbaus in Bützfleth gewesen, als Dutzende Lkw täglich Sand zum Hafen karrten. "Wir haben nachts senkrecht im Bett gesessen."

Brümmer fühlt sich von der Politik und der Stadtverwaltung im Stich gelassen. Statt die Interessen und den Schutz der Anwohner zu beachten, nähmen diese die Wirtschaft wichtiger. Sie fordert, die Lastwagen umzuleiten, die durch die Bremervörder Straße zum Bützflether Industriegebiet fahren. "Dafür wurde doch die Ostumgehung gebaut."

Anwohner Klaus Guderian hingegen befürwortet ein Tempolimit für Lastwagen von 30 Kilometern pro Stunde. "Dann wackeln auch nicht mehr die Wände." Sein Haus habe wegen der Erschütterungen, die von den Lkw verursacht werden, bereits erheblichen Schaden genommen. An zwei Außenwänden sind tiefe Risse zu sehen. Einer läuft vom Fußboden bis unter das Dach. "Die Reparatur wird teuer", sagt Guardian. Seiner Auffassung nach setzen sich die Politiker nicht für die Anwohner ein, weil sie selbst in ruhigen Wohngebieten leben.

Die SPD wollte zumindest für die nächtlichen Stunden Abhilfe schaffen. Sie hatte im Ausschuss für Feuerwehr, Sicherheit und Ordnung beantragt, zwischen 22 und 6 Uhr ein Tempolimit von 30 Kilometern pro Stunde für Lkw einzuführen. Doch der Antrag scheiterte an der CDU, FDP und WG. "Wenn wir dort ein Tempolimit einführen, treten wir etwas los", sagt Wolfgang Rust (CDU). Anwohner an weiteren Hauptverkehrsstraßen würden ebenfalls ein Tempolimit fordern. Zudem sehe er keine Notwendigkeit für eine neue Regelung.

Bernd Pensing (SPD) widerspricht: "Die Bremervörder Straße ist besonders vom Lastwagenverkehr betroffen. Und die Belastung wird mit der zweiten Hafenerweiterung noch größer".

Die hohe Frequenz auf der Hauptverkehrsstraße zeigt eine Messung, die im vergangenen September durchgeführt wurde. Nachts sind durchschnittlich 1034 Fahrzeuge auf der Bremervörder Straße unterwegs. Davon wurden 100 Lastwagen und 17 Schwerlastfahrzeuge mit eine Länge von mehr als 11,6 Metern gezählt.

Der Erste Stadtrat Dirk Kraska hält von einem Tempolimit dennoch nicht viel. "Von einem Tempolimit wären nur elf Prozent der Fahrzeuge betroffen", sagte er. Kraska geht zudem davon aus, dass eine Geschwindigkeitsbegrenzung Autofahrer zu gefährlichen Überholmanövern animieren und somit zu mehr Lärm führen würde.

Statt ein Tempolimit einzurichten, will die Verwaltung künftig die Einhaltung der bestehenden Grenze von 50 Stundenkilometern häufiger prüfen, die laut der Messung nicht eingehalten wird. Die Durchschnittsgeschwindigkeit beträgt in Richtung der B 73 71 und Richtung der Innenstadt 63 Kilometer pro Stunde. Die Einhaltung der bestehenden Regelung würde bereits zu weniger Lärm führen, so Kraska.

CDU, FDP und WG setzen hingegen auf freiwillige Vereinbarungen mit den Speditionen. Die Lkw sollen statt der Bremervörder Straße die Autobahn oder Ostumgehung nutzen. Doch das bedeutet etwa nach Bützfleth einen Umweg von 15 Kilometern. "Die freiwillige Einhaltung ist aus wirtschaftlichen Aspekten fast unmöglich", so der Erste Stadtrat. Dennoch wurde die Verwaltung von den Politikern jetzt beauftragt, eine entsprechende Vereinbarung auszuarbeiten.