Der Plan: Die Stadt soll der Kirche eine bestehende Schule abtreten und damit 100 000 Euro pro Jahr sparen.

Stade. Die niedersächsische Landeskirche will in Stade eine Grundschule einrichten. Sie wäre die erste evangelische Schule im Sprengel Stade, der die gesamte Elbe-Weser-Region umfasst. Stades Superintendent Thomas Kück hat bereits mit der Stadtverwaltung Vorgespräche geführt. Derzeit erstellt eine Planungsgruppe ein Konzept, das in wenigen Wochen vorgestellt werden soll. Für die Gründung der evangelischen Schule würde eine bestehende Grundschule von der Stadt Stade an die Kirche abgegeben werden. Die Trägerschaft würde damit wechseln, erklärt Stades Bürgermeister Andreas Rieckhof. Diese Schule würde frühestens 2012 öffnen.

Die Stadt Stade dürfte finanziell von der evangelischen Grundschule profitieren. Sie könnte jährlich etwa 100 000 Euro sparen, denn Betriebs- und Personalkosten müsste künftig die Landeskirche übernehmen. Das Schulgebäude würde an die Kirche vermietet.

Einen Standort gibt es bislang noch nicht, allerdings seien mindestens drei Gebäude denkbar, so Rieckhof. Zudem könnte Stade Raumprobleme lösen, weil an der evangelischen Grundschule auch Kinder angemeldet werden könnten, die nicht in Stade wohnen. "Es wird in absehbarer Zeit eine Menge Schulraum nicht mehr benötigt", so der Bürgermeister. Bis 2015 sind wegen der sinkenden Schülerzahlen mindestens 27 Unterrichtsräume überflüssig. 42 Räume würden bis 2022 ungenutzt sein, so die Berechnungen der Stadtverwaltung. "Ich übergebe lieber die Trägerschaft einer Schule an die Landeskirche, als sie zu schließen."

Rieckhof, der selbst eine evangelische Grundschule besucht hat, befürwortet das Vorhaben aber nicht nur zur Haushaltskonsolidierung. "Das wäre eine Bereicherung. Die Stader Schullandschaft würde vielfältiger." Bislang gibt es in Stade lediglich die Waldorfschule als Alternative zu den staatlichen Schulen.

Wichtig ist Rieckhof, dass die evangelische Grundschule keine Eliteschule wird. "Das muss eine Schule für alle Kinder werden und nicht nur für bestimmte Kreise." Allerdings müssen Eltern Schulgeld bezahlen. Für die geplante Grundschule in Rotenburg müssen beispielsweise monatlich 150 Euro gezahlt werden. Das Schulgeld ist sozial gestaffelt, eine Befreiung kann beantragt werden.

Bevor die erste evangelische Schule im Landkreis eingerichtet werden kann, muss das Konzept noch mehrere Hürden nehmen. "Ich stehe dem Plan positiv gegenüber, aber einige Voraussetzungen müssen erfüllt werden", sagt Rieckhof. Zunächst müsse der Stader Rat dem Vorhaben zustimmen. Superintendent Kück möchte dabei eine Politisierung des Vorhabens vermeiden.

Zudem müssen die Leitung und die Lehrer der zu schließenden Grundschule einverstanden sein, so Rieckhof. Die Pädagogen würden an die Landeskirche abgeordnet und dort angestellt werden. Weder Lehrer noch Schüler müssten protestantisch sein. An einer evangelischen Schule können Kinder aller Religionen angemeldet werden.

In Niedersachsen gibt es bereits 109 evangelische Schulen, bundesweit mehr als 1100. Derzeit sind 30 Neugründungen in Planung. Vor allem in Ostdeutschland gab es einen regelrechten Boom.

Die kirchlichen Schulen verstehen sich als Vermittler christlicher Werte. Der Bildungsauftrag orientiert sich am christlichen Menschenbild. Großen Wert wird auf die ethische Orientierung der Kinder gelegt.