Der Landkreis Stade hat seine Starenkästen aufgerüstet. Mehrere Geräte können die Fahrer nun auch von hinten ablichten.

Stade/Buxtehude. Sie sind des einen Freud und des anderen Leid: Die Blitzanlagen am Straßenrand, im Volksmund "Starenkästen" genannt. Was von Rasern oft als "Abzocke" angesehen wird, ist für die Mehrheit der Bürger eine vernünftige Einrichtung, weil sie schließlich die Verkehrssicherheit erhöhen. Und für die Kommunen sind sie meist die einzige Methode, um Autofahrer, die sich und andere in Gefahr bringen, zu bremsen.

"Es wird weiterhin im Landkreis gerast", sagt Helmut Hölscher, zuständiger Kreisdezernent im Landkreis Stade. Die Zahl der tödlichen und schweren Unfälle ist seiner Einschätzung nach immer noch viel zu hoch

- trotz der Einführung der neuen Blitzampeln im Landkreis. Im Jahr 2007 starben 25 Menschen auf den Straßen im Landkreis Stade, 2008 waren es 24.

Die Verwaltung hofft nun, dass mit den neuen Möglichkeiten zur Verkehrsüberwachung die Zahl der Verkehrstoten endlich sinkt. Bislang sind für das laufende Jahr 17 Tote zu beklagen - sieben weniger als im letzten Jahr. Es ist ein kleiner Hoffnungsschimmer.

Ein großes Ärgernis im Kampf der Behörden gegen die Raser war bisher, dass vor allem Motorradfahrer für zu schnelles Fahren praktisch nicht zur Rechenschaft gezogen werden konnten. Denn die Starenkästen fotografieren nur die Vorderseite der Fahrzeuge - wo bei Motorrädern kein Nummernschild angebracht ist.

Mit einer neuen Technik will man nun auch Motorradfahrern beikommen, sowie Autofahrern, die ihr vorderes Nummernschild unkenntlich machen. Inzwischen sind einige Blitzer so umgerüstet worden, dass sie die Verkehrssünder auch von hinten im Bild festhalten können. Das Problem dabei ist aber, dass ein Foto von hinten für gewöhnlich keine Identifizierung des Fahrers ermöglicht. Daher wird vielen Verkehrssündern die Führung eines Fahrtenbuches auferlegt, etwa wenn ein Bußgeldverfahren vor Gericht wegen Aussageverweigerung oder aus Mangel an Beweisen eingestellt wurde. In dem Buch muss vom Fahrzeughalter genau dokumentiert werden, wer wann welche Strecke gefahren ist.

Die Zahl der Fahrtenbücher, die im Kreis per gerichtlicher Anordnung geführt werden müssen, ist deutlich angestiegen. Waren es im letzten Jahr rund 65 Fälle, sind es aktuell rund 500 Autofahrer, die zur Führung eines Fahrtenbuches verdonnert wurden. Der Landkreis hofft auf einen erzieherischen Effekt und darauf, dass so die Zahl der Unfälle sinkt. Für die Gerichte bedeuten die aufgerüsteten Blitzer, dass es zu mehr Verhandlungen kommt. "Ein kurzfristiger Anstieg ist natürlich vorhanden, aber das wird sich hoffentlich auch wieder legen", sagt Hölscher.

Eine Alternative zu den neuen Blitzern und der Fahrtenbuch-Lösung gebe es derzeit nicht. "Wir haben, seit die neuen Blitzanlagen installiert wurden, eine leichte Besserung der Lage feststellen können. Aber tendenziell wird bei uns immer noch viel zu schnell und riskant gefahren", so der Kreisdezernent. Bei vielen Bürgern mangele es an Einsicht. Somit müsse auf den verstärkten Einsatz von Blitzern zurückgegriffen werden.

Der Kreis will zukünftig stärker mobile Blitzer einsetzen, damit die Raser nicht mehr - wie bisher - vor den stationären Anlagen abbremsen und danach wieder kräftig auf das Gaspedal drücken können. In Hamburg wird diese Taktik bereits erfolgreich angewandt. Der Trick: Mehrere hundert Meter hinter Blitzampeln wird ein mobiler Blitzer aufgestellt. So mancher Verkehrsrowdy musste wegen einer dieser Doppel-Fallen bereits seinen Führerschein abgeben.