In der Nacht zum Sonntag wird auf Winterzeit gestellt. Im Apensener Kirchturm kümmert sich Helmut Buck darum.

Apensen. In der kleinen Ortschaft Apensen steht die Zeit still. Und zwar einmal im Jahr, an jedem letzten Wochenende im Oktober. Denn das altertümliche Werk der Kirchturmuhr macht der neumodischen Zeitumstellung regelmäßig einen Strich durch die Rechnung. "Zurückdrehen geht nicht", erklärt Helmut Buck, Küster der evangelisch-lutherischen Kirche.

Stattdessen muss er das von dem Uhrmacher Johann Friedrich Weule (1811-1897) konstruierte Werk anhalten und eine Stunde später wieder in Betrieb nehmen. Buck steht dafür allerdings nicht mitten in der Nacht auf, sondern steigt bereits bei Einbruch der Dunkelheit die 53 Stufen zum Kirchturm hinauf.

Dass der Zeiger deshalb ein paar Stunden früher Pause macht, nehmen die Apensener gelassen hin. "Bei mir hat sich zumindest noch niemand beschwert", sagt Buck. "Die Leute wundern sich viel mehr darüber, dass die Glocken morgens um Acht neun Mal läuten. Da heißt es dann: Helmut, deine Uhr geht falsch", erzählt der 70-Jährige. Doch das habe alles seine Richtigkeit, versichert er. Denn die Glockenschläge läuten zu den neun Bitten des Vaterunser - insgesamt dreimal am Tag.

Die Weule-Uhr, die 1909 in einer Uhrenfabrik in der niedersächsischen Stadt Bockenem gefertigt und am 14. März 1910 gemeinsam mit der Apensener Kirche eingeweiht wurde, hat Buck schon früh in ihren Bann gezogen. In seiner Jugendzeit hat er seinen Schwiegervater - seines Zeichens ebenfalls Küster - regelmäßig bei der Arbeit in der Kirche unterstützt. "Ich habe mich oft nach oben gestohlen. Einmal habe ich die Uhr nachgestellt. Mit der Zeitumstellung nahm mein Schwiegervater es nämlich nicht so genau", erinnert sich Buck.

2005 stellte die Kirchengemeinde Helmut Buck als neuen Küster ein. Seither sorgt er ganz offiziell dafür, dass den Apensern zu jeder Zeit die richtige Stunde schlägt. Das 100 Jahre alte Werk sei zwar annähernd wartungsfrei und habe sich bislang ohne größere Reparaturen Tag für Tag im Kreis gedreht. "Aber einmal pro Woche muss ich das Uhrwerk wieder aufziehen."

Dazu braucht es vor allem Kraft, sagt Buck. Mit einer Kurbel dreht er drei 150-Kilogramm-Gewichte über Umlenkrollen wieder in den Kirchturm hinauf. Ein Getriebe im Kirchturm bewegt die Zeiger. Und immer wieder heißt es: nachjustieren. "Kälte im Winter macht die Uhr schwerfällig und lässt sie nachgehen. Im Sommer drehen sich die Zeiger dafür schneller", erzählt der Küster. Wenn er an der Uhr arbeitet, liegen Werkzeugschlüssel, Taschenlampe, Funkwecker und harzfreies Öl stets in greifbarer Nähe.

Für die Woche nach der Zeitumstellung hat sich Buck die Reinigung des Uhrwerks auf den Plan geschrieben. "Das hab ich noch nie gemacht. Ich muss noch herausfinden, ob ich dafür Reinigungsmittel oder Waschbenzin verwenden kann." Das stehe nämlich nicht auf der historischen Betriebsanleitung, die genauso alt wie die Uhr selbst ist und bis vor kurzem neben dem Räderwerk aufbewahrt wurde.

Aus seiner Faszination für alte Handwerksarbeit macht der gelernte Schmied keinen Hehl. "Die Uhr ist ein richtiges Wunderding. Ich finde die Mechanik unglaublich spannend und möchte sie solange erhalten wie möglich."