Gesamtschule wird jetzt im Sommer in Stade eingeführt. Landesbehörde verhindert zügige Vorbereitung.

Stade. Die Einführung der Integrierten Gesamtschule (IGS) in Stade gerät ins Stocken. Eigentlich sollte die Planungsgruppe, die die IGS vorbereiten soll, bereits vor den Herbstferien stehen. Doch die Zusammensetzung ist immer noch nicht geklärt. Und das obwohl die IGS bereits zum kommenden Schuljahr mit dem ersten Jahrgang im Schulzentrum Hohenwedel beginnen soll.

Neun Lehrer, ein Elternvertreter und ein Mitarbeiter der Stadt Stade werden der Planungsgruppe angehören. Etwa 30 Pädagogen haben sich bei der niedersächsischen Landeschulbehörde in Lüneburg beworben. "Ich habe die Gruppe zusammengestellt. Nun muss der Lüneburger Behördenleiter und das niedersächsische Kulturministerium dem zustimmen", sagt Marianne Assenheimer von der Lüneburger Landesschulbehörde. Wann es zu einer Entscheidung kommt, sei offen.

Die Entscheidung wird noch auf sich warten lassen, denn die Planungsgruppe soll nach dem Willen des Kultusministeriums erst zum 1. Februar kommenden Jahres eingesetzt werden, so Klaus Mehrtens, Leiter für Schule, Sport und Stadtbibliothek in Stade. Grund sei der Ausgleich für die Planungsmitglieder. Die Lehrer müssen während der Vorbereitung weniger Stunden in ihren Schulen unterrichten. Andere Pädagogen müssten das auffangen. "Ohne den Ausgleich wäre das nicht machbar", so der Abteilungsleiter.

Dennoch sieht er die IGS und ihren Start im Sommer nicht gefährdet: "Das könnte aber eng werden. Die Vorbereitung müsste sehr schnell gehen." Schließlich muss die Gruppe das pädagogische Konzept erstellen und ebenso administrative Fragen klären, wo etwa der Klassenraum und das Lehrerzimmer für die IGS eingerichtet werden soll. Die Gesamtschule unterrichtet gemeinsam mit der Haupt- und Realschule unter einem Dach am Hohenwedel. Die IGS wird sukzessiv eingeführt, die jetzigen Schulformen bestehen noch fünf Jahre, bis sie mit dem letzten Jahrgang ausgelaufen sind.

Der Grünen-Kreistagsabgeordnete Wolfgang Weh kritisiert ebenfalls den enormen Zeitdruck. Der Pädagoge engagiert sich in der Gesamtschulinitiative, die sich für die Einführung der Stader IGS eingesetzt hat "Das ist eine sportliche Leistung. Die Planungsgruppe muss sich spurten, aber das ist machbar."

Er vermutet hinter den Verzögerungen politische Überlegungen: "Das ist eine Methode der Landesregierung, die IGS zu boykottieren." Die Regierung sei ein offenkundiger Gesamtschulgegner, was sie in Stade unter Beweis stellt. Das Verhalten sei eine typische Blockade: "Es werden Stöcke in die Speichen geworfen. Das ist widerwärtig." Er kann die Argumentation der zu gewährenden Ausgleichsstunden und die daraus resultierende Hinausschiebung der Gruppe nicht nachvollziehen: "Die Argumentation ist lächerlich."

Weh und Mehrtens wollen sich nun dafür einsetzen, dass die Planungsgruppe vor dem 1. Februar beginnen kann. "Die Bewerber und damit möglichen Teilnehmer sind dazu bereit, auch ohne Ausgleich in den kommenden Wochen anzufangen", sagt Weh. Die Pädagogen seien von der IGS überzeugt und würden gerne Grundzüge erarbeiten. Mehrtens von der Stadt Stade sieht das ähnlich. Die Planungsgruppe solle bereits vor den Weihnachtsferien zusammenkommen.

Das ist auch dringend notwendig. Schließlich bekommen die jetzigen Viertklässler bereits am 29. Januar ihre Halbjahreszeugnisse, die die Grundlage für die Anmeldung an den weiterführenden Schulen sind. Ihre Eltern müssen dann entscheiden, ob ihre Kinder die IGS, das Gymnasium, die Haupt- oder Realschule besuchen sollen. Deshalb werden die Grundschuleltern Anfang des Jahres über die Konzepte der weiterführenden Schulen informiert.

"Wir brauchen zügig die Gruppe und ihren Leiter, damit die IGS offiziell vorgestellt werden kann", sagt Günter Bruns von der Gesamtschulinitiative. Er kann die Verzögerungen nicht nachvollziehen: "Es wird alle höchste Zeit, dass die Planungsgruppe anfängt. Denn die IGS ist ein gewaltiges Stück Arbeit."