350 Millionen Früchte rollen jedes Jahr in ihre Verpackungen für die Supermärkte in Deutschland. Da ist noch viel Handarbeit gefragt.

Apensen. 350 Millionen Äpfel rollen im Jahr über die Laufbänder in Nordeuropas größtem und modernstem Packhaus der Elbe-Obst Erzeugerorganisation in Apensen. Das sind etwa 60 000 Tonnen. Die Mehrzahl kommt von den 450 Erzeugern der Gemeinschaft. "Eine ähnliche Anlage gibt es erst wieder in Südtirol", sagt Jens Anderson von der Erzeugerorganisation. Aus Südtirol kommen auch Bauteile und Technik.

Auf 11 000 Quadratmetern dreht sich alles rund um Äpfel und Birnen. Die Früchte werden bei zwölf Produktionslinien in Kartons, Plastiktüten und Netze verpackt. Danach geht es in den Einzelhandel. Die meisten Paletten werden direkt auf dem deutschen Markt ausgeliefert. Aber auch Russland und die skandinavischen Länder würden zunehmend beliefert. "In dieser Saison ist der britische Markt dazu gekommen", so Anderson.

Doch bevor es für die Früchte auf Reise geht, durchlaufen sie mehrere Stationen im Packhaus. In großen Plastikkisten geht es ins Wasserbad. Aber nicht um gewaschen zu werden, sondern um im kühlen Nass zu den Packstationen zu schwimmen. "Im Wasser bekommen die Äpfel weniger Druckstellen", erklärt Anderson.

Bevor die Früchte verpackt werden, sortieren Mitarbeiter Früchte aus, die nicht zu vermarkten sind. Die Auswahl ist sehr streng, damit die Vorschriften der Handelsklassen eingehalten werden, sagt Hans-Herbert zum Felde, erster Vorstandsvorsitzender bei Elbe-Obst: "Beim Elstar muss beispielsweise zehn Prozent der Oberfläche rot sein. Sonst fliegt er raus und geht zu den Mostereien." Das ist Handarbeit. Maschinen könnten hier nur schwer Menschen ersetzen.

Bei der nächsten Station sind trotz moderner Technik ebenfalls Mitarbeiter gefragt. Acht Angestellte sortieren die Äpfel in Kartons. Die wiederum im ersten Stock von weiteren Mitarbeitern zusammengefaltet werden und über eine Rutsche zum Packband gleiten. Dutzende unterschiedliche Kartons werden nach den Kundenwünschen verwendet. Eine Sorte verzichtet bewusst auf den Namen Elbe-Obst, so Anderson: "Die Paletten gehen nach Süddeutschland. Dort wird zwar unser Obst gerne gegessen, aber die Kunden springen nicht auf das Wort Elbe an."

Die nächste Station kommt ohne Mitarbeiter aus. Die Folie und Etiketten kommen automatisiert auf die Kartons. Danach muss wieder ein Angestellter ran und die Kisten stapeln. Auf die Palette geht es wieder maschinell. Nun muss noch der Gabelstaplerfahrer die Paletten auf Lastwagen verladen. Etiketten mit Strichcodes geben nicht nur über die Sorte und das Gewicht Auskunft, sondern auch über die Packhalle und den Erzeuger.

Insgesamt arbeiten 50 fest angestellte Mitarbeiter im Packhaus. Etwa 30 Leiharbeiter kommen noch hinzu, so zum Felde. In den kommenden Monaten sollen 30 weitere fest angestellt werden. Die Kartons und Schalen für sechs Äpfel seien besonders personalintensiv, so Anderson: "Bei diesen Verpackungen wurde jeder Apfel mindestens einmal von unseren Mitarbeitern angefasst."

Dutzende Früchte hat auch ein Mitarbeiter der niedersächsischen Landwirtschaftskammer täglich in der Hand. Jede Fuhre wird von den unabhängigen Obstexperten auf seine Qualität überprüft. Manchmal müssen die Erzeuger ihre Lieferungen wieder abholen.

Das 14,5 Millionen teure Packhaus wurde im September eingeweiht. Obwohl die Ernte im Alten Land in vollen Zügen läuft und die Elbe-Obst-Erzeuger mit 200 000 Tonnen Äpfel Zweidrittel der gesamten Ernte liefern, läuft die Arbeit in Apensen saisonunabhängig. "Wir packen das gesamt Jahr über Obst ab", sagt Anderson.

Die Lager machen es möglich, in denen Äpfel bis kurz vor der neuen Ernte frisch gehalten werden können. Solch ein Speziallager soll auch in eine Halle gebaut werden, in der zuvor die alten Packmaschinen standen. "Wir bauen das so genannte CA/Ulo-Lager", erklärt zum Felde. Der Sauerstoffgehalt werde reduziert und die Luftfeuchtigkeit erhöht. Diese neue Millioneninvestition steht aber erst im kommenden Jahr an.