Die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise hat das Stader Airbus-Werk erreicht. Betriebsratsvorsitzende Burkhard Borchers bestätigt: “Auch wir haben in der Krise Produktionsprobleme.“

Stade. Eigentlich sollten 40 Flugzeuge im Monat gebaut werden. Doch die Produktion sei auf 34 Maschinen reduziert worden. Borchers: "Wir haben ein Auslastungsproblem."

Um das zu lösen, verhandelt derzeit die Werksführung mit dem Betriebsrat über die eintägige Stilllegung der Produktion. Sollte sich das Management durchsetzen, könnten am 6. November die Maschinen still stehen. Die Arbeitnehmer wurden bereits bei einer internen Versammlung informiert. "Wir prüfen noch, ob die Angaben der Werksführung dies tatsächlich rechtfertigen", so Borchers gegenüber dem Abendblatt. Insgesamt sind beim Stader Flugzeugbauer 1900 Mitarbeiter beschäftigt. Etwa 1100 arbeiten in der Produktion.

Einkommensverluste müssen die fest angestellten Airbus-Mitarbeiter allerdings nicht befürchten. Das Arbeitszeitkonto "Siduflex" ermöglicht den Arbeitern jeweils 150 Minus- und Plusstunden anzusammeln. "Siduflex ist in der jetzigen Situation sehr hilfreich", so der Betriebsratsvorsitzende.

Für die Leiharbeiter sehe es hingegen schlechter aus. Airbus habe mit einigen Leiharbeitsfirmen die Verträge gekündigt: "Die Zahl ist für das Stader nicht unerheblich." Genaue Zahlen will Borchers nicht nennen. Der Betriebsrat kritisiert mögliche weitere Kündigungen, weil die Leiharbeiter wichtige Mitarbeiter seien: "Die haben Know-how." Die Arbeitnehmervertreter setzen sich für die Festanstellung der Leiharbeiter ein. "Die Krise darf nicht auf ihren Rücken ausgetragen werden."

Airbus-Pressesprecher Tore Prang hält sich ebenfalls mit Zahlen bedeckt: "Bei den Leiharbeitern reagieren wir flexibel auf die Entwicklung in der Industrie. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen." An- und Abmeldungen gehörten zum System der Leiharbeit. Das werde jetzt genutzt. Airbus-Sprecher Tore Prang beschwichtigt: "Die Situation ist nicht dramatisch."

Zudem biete "Siduflex" mehrere Maßnahmen, auf Spitzen und Dellen bei der Auslastung zu reagieren, so der Pressesprecher. Dazu zähle auch, die Produktion zu reduzieren. Eine Vorstufe zur Kurzarbeit sei das nicht. Es seien keine Arbeitsplätze von fest Angestellten bedroht.

Das sieht Betriebsrat Borchers anders: "Mit dem Kontensystem wird Kurzarbeit verhindert." Offen ist noch, wie das Management reagiert, wenn die Flugzeugbauer ihre 150 Minusstunden angesammelt haben.