Die Kritik ist vielfältig: Es gebe zu enge Parkplätze und zu schmale Fußwege. Zudem mangele es an Wickeltischen und Fahrstühlen.

Stade. Junge Eltern haben es in der Stader Innenstadt nicht leicht. Vor allem nicht, wenn sie einen Einkaufsbummel machen wollen. Die erste Herausforderung müsse bereits bewältigt werden, nachdem ein Parkplatz gefunden wurde, sagt Darja Taenzer: "Die Parkplätze sind so schmal, dass es jedes Mal ein Krampf ist, meinen Sohn Jack aus dem Kindersitz von der Rückbank zu holen." Bislang blieben die Nachbarautos unbeschädigt, aber das sei nur eine Frage der Zeit. "Selbst im stadteigenem Parkhaus im Rathaus gibt es keine sogenannten Mutter-Kind-Plätze", kritisiert die 31-jährige Kranburgerin.

Der Weg zu den Geschäften sei ebenfalls nervig, sagt Katja Glintenkamp. Ihre 14 Wochen alte Tochter Greta hat einige Schieflagen in ihrem Kinderwagen erlebt: "Die Bürgersteige in der Innenstadt sind so schmal, dass ich auf die Straße ausweichen muss." In der Straße "Bei St. Wilhadi" sei der Wagen beinahe umgekippt, als ein Auto vorbeifuhr. Besonders eng werde es, wenn ein zweiter Kinderwagen, ein Rollstuhlfahrer oder jemand mit einem Rollator entgegenkomme.

Silke Köchle ist daher auf den so genannten Babysack umgestiegen. Die Staderin trägt nun ihre Tochter vor dem Bauch. Das sei aber nur eine Übergangslösung: "Lina wiegt 5,5 Kilogramm. Ich habe jetzt schon Rückenschmerzen, wenn ich länger unterwegs bin. Lange kann ich das nicht mehr machen." Bereits jetzt habe der Babysack einige Nachteile: Kleidung anzuprobieren, sei unmöglich. "Wo soll ich Lina in den engen Umkleidekabinen lassen?" Schwere Einkäufe mit vielen Tüten könne die 29-Jährige ebenfalls nicht erledigen.

Doch der Babysack sei angesichts der Geschäfte die einzige Lösung. Viele Einzelhändler haben keine Fahrstühle, obwohl sich ihre Geschäfte über mehrere Etagen erstrecken. Besonders ärgerlich sei, dass vor allem Fachgeschäfte für Kinder Treppen hätten, so Hannah Wolff. Das Bekleidungsgeschäft "Peters" etwa hat seine Kinderabteilung im Keller, aber keinen Fahrstuhl: "Das ist unbegreiflich." Beim Spielzeugladen "Steudel" sieht es nicht besser aus. Ausstattungen für Babys und Kleinkinder sind in der ersten Etage - und wieder ist kein Fahrstuhl vorhanden.

"Ich habe extra ein Schloss dabei. Wenn ich Leni aus dem Kinderwagen nehme und die Etage wechsele, schließe ich den Wagen an, damit er nicht geklaut wird", sagt Wolff. Schließlich habe der Wagen etwa 600 Euro gekostet.

"Besonders ärgerlich ist es dann, wenn ich von Verkäuferinnen belächelt werde und die über mich lästern", sagt die 28-Jährige. Das sei etwa beim Kleidungsgeschäft "Vero Moda" in der vergangenen Woche passiert. Unfreundlich würden Verkäufer immer wieder reagieren. "Ich wurde sogar aufgefordert, die Karre am Eingang stehen zu lassen" Eine Vielzahl von Geschäften meidet die junge Mutter ohnehin, weil die Wege zwischen den Regalen zu eng seien. "Und das ist doch nicht nur für Eltern ein Problem, sondern auch zum Beispiel für Rollstuhlfahrer."

Böse Blicke und gerümpfte Nasen müssen die Mütter ebenfalls ertragen, wenn sie ihre Säuglinge wickeln. "Es gibt keinen Wickeltisch in der Innenstadt. Früher war einer bei Hertie. Aber das Kaufhaus ist seit einigen Wochen geschlossen", so Glintenkamp. Weder auf öffentlichen Toiletten am Sande-Platz, im Rathaus oder am Hafen gebe es Wickeltische. "Ich kann Greta nicht programmieren. Wenn sie vor dem Stadtbummel eine frische Windel bekommt, heißt das noch lange nicht, dass die in den nächsten beiden Stunden nicht gewechselt werden muss", sagt die 30-Jährige. Sie muss ihre Tochter im Kinderwagen wickeln: "Wenn es Winter wird und die Kleidung immer dicker, dann wird das zu einem echten Problem."

Silke Köchle ist mittlerweiler überzeugt: "Stade ist kinderunfreundlich. So macht das Shoppen einfach keinen Spaß."