Klaus Philipp gilt als einer der besten Pferdemaler. Das Bachmann-Museum zeigt 100 seiner Bilder. Ein Spiel der Muskeln bei Ross und Reiter.

Bremervörde. Das Bremervörder Bachmann-Museum krönt seine Ausstellungsreihe "Kunst an der Oste" mit einer ganz besonderen Schau. Bis zum 18. Oktober stehen "Die Pferde von Klaus Philipp" im Blickpunkt. "Es sind rund 100 Werke des Künstlers zu sehen, der die Schönheit der Pferdewelt mit Ölgemälden, Radierungen und anderen Techniken bis in die feinsten Details darstellt" erläutert Mitorganisatorin Almute Anglada-Lemkau vom Bremervörder Verein "Kultur & Heimatkreis". Die Ausstellung ist auf Initiative des Vereins realisiert worden. "Klaus Philipp wird in Fachkreisen als der beste Pferdemaler der Welt gelobt. Kritiker stellen seine Werke neben die von Degas, Toulouse-Lautrec sowie in die Tradition großer englischer Pferdemaler", so die Kunstexpertin weiter.

Es riecht förmlich nach Pferd, man hört den Hufschlag und das Schnaufen der Vollblüter in Aktion, ob im Sprung auf dem Hindernisparcours, beim rasanten Duell auf dem Polofeld oder beim strammen Galopp der Rivalen auf der Rennbahn. Als Betrachter der Bilder ist man plötzlich mittendrin im Geschehen. Die Ästhetik der Anatomie der Pferde und ihre Anmut in der Bewegung verschmelzen in den Gemälden von Klaus Philipp zu einer erhabenen Komposition.

Ganze Kerle im Sattel - voll in sportlicher Aktion, das Spiel der Muskeln bei Ross und Reiter, die geblähten Nüstern, der Schweiß auf dem Fell, das Wehen der Mähnen edler Sportpferde - all das strotzt vor Lebendigkeit. Stallburschen, Jagdgesellschaften und die Kulisse der Zuschauer, aus der etwa die mondän behüteten Damen in Ascot hervor schauen, erzählen Geschichten aus der Welt der Pferdeliebhaber. Und es gibt keinen Zweifel - der Maler ist ganz nah dran an den Tieren. Und zwar nicht nur mit Pinsel und Farben.

Klaus Philipp, der mittlerweile mit seiner Frau, der Tierärztin Bernadette Philipp, in der Lüneburger Heide lebt und arbeitet, hatte ein Leben immer lang den Skizzenblock parat, wenn er Pferde sah, die seine große Leidenschaft sind.

Der 1932 in Aue (Erzgebirge) geborene Künstler kam als 13-Jähriger nach dem Zweiten Weltkrieg nach Holstein. Dort absolvierte er eine Landwirtschaftslehre und eine Ausbildung als Reiter. Jockey wurde Klaus Philipp jedoch nicht, er trat 1951 in Stuttgart in den Dienst der Polizei ein, mit dem Ziel, zur Reiterstaffel zu kommen. Mit Ehrgeiz und hohem Fachwissen setzte der talentierte Reiter sein Vorhaben um und leitete ab 1964 als Polizeioffizier über Jahre die berühmte Stuttgarter Reiterstaffel.

Philipp, der schon als Jugendlicher talentiert zeichnete, frönte in seiner Freizeit seinem Steckenpferd und malte mit Vorliebe Pferde. Von 1957 bis 1959 studierte er Malerei an der Freien Kunsthochschule Stuttgart, wurde 1958 in den Berufsverband Bildender Künstler aufgenommen. "Inspiriert haben mich damals die Surrealisten um Max Ernst und Hieronymus Bosch, in deren Stil ich mich auch in der Malerei versuchte", erzählt der Künstler.

So entstanden in den 60er- und 70er-Jahren surrealistische Werke. Klaus Philipp der die Dramatik der RAF-Verbrechen als Offizier bei der berittenen Polizei hautnah miterlebte, verarbeitete beim Malen seine beruflichen Begegnungen. Sein Interesse an der Psyche der Täter sowie Einblicke in die Kriminalphänomenologie flossen in Philipps Frühwerke ein. Wie die Surrealisten der frühen 20er-Jahre, die in ihrer Kunst eine neue Form der Darstellung des Unterbewussten fanden, widmete sich auch Klaus Philipp dieser Ausdrucksform.

Einige dieser (übrigens unverkäuflichen) Frühwerke sind in einer Abteilung der Ausstellung zu sehen und unterscheiden sich deutlich von Bildern späterer Schaffensperioden.

Erste Aufträge von Pferdefreunden, ihre Tiere auf Bildern zu verewigen, waren der Beginn von Klaus Philipps Karriere als hauptberuflicher Maler. Zu seinen Kunden zählen betuchte Scheichs in Dubai, wie englische Adlige und Kunstsammler in aller Welt. Viele seiner Gemälde werden im fünfstelligen Euro-Bereich gehandelt.

Zu seinen Auftragsarbeiten gehören klassische Portraits berühmter Sportpferde. In seinen freien Kunstwerken entfaltet Klaus Philipp einen eigenen Stil - zwischen Impressionismus und Expressionismus mit sparsamer, treffsicherer Pinselführung.

"Man sieht, dass Klaus Philipp hautnah mit Pferden gelebt hat", unterstrich Professor Volker Steinkraus, ebenfalls passionierter Reiter, in seiner Rede zur Vernissage. "Der Künstler hat sich mit Leidenschaft den Pferden gewidmet und diese großartigen Gottesgeschöpfe feinfühlig dargestellt."

Die Ausstellung im Bachmann-Museum in der Bremervörder Amtsallee 8 (gegenüber dem Kreishaus) ist von Dienstag bis Sonntag von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Eine Führung mit dem Künstler gibt es am Sonntag, 11. Oktober, um 15 Uhr.

Am 17. Oktober ist zur Finissage ab 19 Uhr eine Gesprächsrunde mit Klaus Philipp und prominenten Gästen wie der Kommentatoren-Legende im Pferdesport Hans-Heinrich Isenbart geplant. Für diese Veranstaltung ist eine Anmeldung unter Tel. 04761/983 46 03 erforderlich.