Schüler informieren sich bei 70 Ausstellern. 2010 wird der Markt eng. Zwei Abi-Jahrgänge sind gleichzeitig fertig.

Stade. Hunderte Jugendliche drängen sich durch das Stadeum. Einige decken sich mit Süßigkeiten und Kugelschreibern ein. Andere informieren sich an den 70 Ständen über ihre berufliche Zukunft, knüpfen erste Kontakte und nehmen Flyer mit. Insgesamt kamen gestern rund 3500 Schüler aus den Landkreisen Stade, Rotenburg/Wümme und Cuxhaven zur fünften Ausbildungsmesse in die Hansestadt Stade.

Jana Wellbrock schwingt gekonnt ihren Hobel über das Holz und erklärt die Anforderungen einer Tischlerlehre. Die 18-Jährige ist im ersten Ausbildungsjahr und Beweis für den Erfolg der Messe: "Ich habe mich im vergangenen Jahr über meine Ausbildung informiert und mich daraufhin beworben."

Beinahe alle ausstellenden Firmen aus der Region und Hamburg haben Auszubildende mitgebracht. So auch bei der KVG. "Die Lehrlinge haben einen besseren Draht zu den Schülern. Die Kontakte entstehen einfacher", sagt Katharina Braun Müller, KVG-Ausbilderin. Sie möchte den Jugendlichen neue Impulse geben und auf eher unbekannte Berufe wie etwa den Berufskraftfahrer aufmerksam machen.

Das Angebot auf der Messe ist groß: Von den rund 450 Ausbildungsberufen werden 250 vorgestellt, so Stadeums-Leiter und Organisator Egon Ahrens. Vielen Jugendlichen sei die Vielfalt bei der Berufswahl zuvor nicht bewusst gewesen.

Das Hamburger Werk von Mercedes-Benz ist erstmals bei der Messe vertreten. "Früher mussten wir nicht um Azubis werben, doch die Bewerberzahlen sind dramatisch eingebrochen", sagt Bernd Löhn, Ausbilder beim Mercedes-Benz. Mit dem Stand sollen neue Lehrlinge akquiriert werden.

Über mangelnde Bewerbungen wird sich der Autohersteller im kommenden Jahr wohl nicht beschweren können, schließlich strömen dann wegen des so genannten Turbo-Abiturs gleich zwei Gymnasiumsjahrgänge auf den Arbeitsmarkt. Die Agentur für Arbeit sieht das gelassen. "Das betrifft eher die Hochschulen", so Thomas Deecke, Sprecher bei der Agentur für Arbeit. Pläne gibt es noch nicht: "Das müssen wir dann sehen. Wir werden aber das Beratungsangebot ausweiten." Sein Kollege Jens Mathias hofft, dass einige Betriebe mehr Ausbildungsplätze anbieten werden.

Ahrens sieht das pessimistischer, weil Mitarbeiter die meisten Kosten verursachen würden: "Sicherlich ist es der Wunsch, dass die Unternehmen ihre Gesellschaftliche Verantwortung übernehmen und mehr ausbilden, aber das wird nicht zur Realität." Im kommenden Jahr würden einige Schüler auf der Strecke bleiben und keine Lehrstellen finden. Zudem sei offen, inwieweit die Wirtschaftskrise die Unternehmen belaste.

Bereits jetzt sind bei der Agentur für Arbeit 2184 Bewerber gemeldet. Allerdings gibt es nur 1637 offene Stellen. Die Schüler des doppelten Abiturjahrgangs sollten besonders flexibel beim Wohnort und der Berufswahl sein, so Mathias: "Die Abiturienten müssen sich eine Stufe tiefer bewerben und Alternativen in Kauf nehmen." Dennoch würden Realschüler nicht das Nachsehen haben.

Das hofft auch Angelique Verschuuren von der Fredenbecker Realschule. Die 14-Jährige hat einen Fragenkatalog vorbereitet und informiert sich bei mehreren Ständen nach Voraussetzungen, Inhalt und Dauer der Ausbildungen. "Ich möchte einen medizinischen Beruf erlernen und habe mich beim Elbeklinikum und DRK informiert", so die Schülerin aus Mulsum. Im kommenden Jahr will sie ein Praktikum absolvieren und den Berufswunsch testen. Erste Kontakte hat sie geknüpft: "Für mich hat sich die Messe auf jeden Fall gelohnt."