Wo über stolzen Gutshöfen und frühzeitlichen Hügelgräbern der Seeadler kreist, finden sich ganz viele Spuren der Geschichte. Heute: Wardersee im Kreis Segeberg.

Warder. Auf dem Rücken im Gras liegen, die Gedanken mit den weißen Schäfchenwolken über den blauen Bilderbuchhimmel wandern lassen, hoch über sich einen Greifvogel beobachten. Das ist Sommeridylle pur, wie sie am Wardersee im Nordosten des Kreises Segeberg zu finden ist. Hier kommt her, wer sich fernab jeglichen Trubels in der Natur erholen möchte.

Der langgestreckte Wardersee östlich von Bad Segeberg ist mit einer Größe von 3,6 Quadratkilometern eines der größten Naturgewässer Schleswig-Holsteins - nicht zu verwechseln übrigens mit dem Wardersee nahe Rendsburg. Der bis zu 10,50 Meter tiefe See, der von der Trave durchflossen wird und auch von der Bißnitz gespeist wird, ist touristisch überhaupt nicht erschlossen, derweil praktisch die gesamte Uferstrecke in Privatbesitz ist.

Drei öffentliche (unbewachte) Badestellen gibt es am Wardersee. Die schönste davon liegt am Südufer unterhalb der Kirche von Warder. Das Gotteshaus stammt aus der Zeit um 1200. Bis ins 19. Jahrhundert ein Feldsteinbau, erhielt die Kirche dann ihre jetzige Form aus Backstein. Rechts am ehemaligen Schulhaus vorbei geht es durch eine Pforte den Hügel hinunter an den See. Von einem kleinen Strand aus kommen Schwimmer ins Wasser, wo im Nichtschwimmerbereich auch Kinder plantschen können. Aber, Achtung: Ein paar Schritte weiter wird es gleich sehr tief!

In Ufernähe flitzen Minifische durchs klare Wasser, suchen Schutz im Schilf. Der Wardersee ist bekannt für seinen außergewöhnlichen Fischreichtum. Das wissen auch die Seeadler, die hier leben und brüten. Was die zweibeinigen Fischjäger angeht, so sind die Fischereirechte im Wardersee an einen Berufsfischer verpachtet. Bei ihm, unmittelbar an der Brücke über den See im Verlauf der B 432, können Angelscheine erworben werden. Dort können auch lebende Fische gekauft werden. Der Wardersee ist ein gutes Raubfischgewässer. Hecht und Barsch soll man dort gut fangen. Vom Boot aus zu angeln, ist nicht erlaubt. Das fisch- und wildreiche Gebiet an der Trave lockte schon vor vielen Hundert Jahren die Menschen an. Insofern finden sich überall rund um den Wardersee Zeugnisse aus der Geschichte. Auf einer über eine Brücke erreichbaren Insel im See siedelten zwischen dem 9. und 12. Jahrhundert hier Slawen. Von Warder aus führt ein Fußweg, der Seesteig, bis Rohlstorf. Die schmalen, wenig befahrenen Straßen laden aber insbesondere auch dazu ein, die Gegend mit dem Fahrrad zu erkunden. In nordwestlicher Richtung geht es durch Warderbrück (Zeltplatz, Badestelle) durch Krems II und von dort aus, numehr nördlich des Sees, bis Göls. Auch hier lädt eine kleine Strandstelle dazu ein, ins kühle Nasse des wunderschönen Sees zu springen.

Eine schöne Wegstrecke, teils durch schönen Buchenwald, führt über Müssen bis Garbek. An der Garbeker Au verzeichnet die Karte die Überreste einer Burganlage.

Wer sich südlich hält, kommt am Golfclub Segeberg mit seinem 18-Loch-Platz sowie einem deutlich sichtbaren Hügelgrab aus der Bronze-Zeit vorbei und trifft wieder auf die Bundesstraße 432 - und das Gut Wensin. Gleich drei namhafte Gutshöfe liegen am Ufer des Wardersees: Wensin, Gut Rohlstorf (Internat) und Gut Pronstorf, bekannt auch als Spielort der Konzerte des Schleswig-Holstein Musik Festivals.

Große Teile des Gutes Wensin sind privat und dürfen nicht betreten werden. Der "Alte Speicher" aber wird auch für Gastronomieveranstaltungen genutzt (Infos unter Tel. 04555/478).

Wer den See mit dem Rad umrunden möchte, der fährt entlang der B 432 ein Stück ostwärts, überquert die Trave und biegt kurz vor Gnissau südlich gen Strenglin ab. Auf dem Weg von dort nach Pronstorf kommt rechts in malerischer Art und Weise wieder der Wardersee in Sicht. Als Kirchenort wurde Pronstorf erstmals 1188 erwähnt, die St.-Vicelin-Kirche ist ein spätromanischer Feldsteinbau. Der Gutshof entstand aus dem Rittersitz "Pronestorpe". Die Bauten des Gutes zum See hin hinter der imposanten Einfahrt sind privat, westlich der Westerrader Straße können aber zum Beispiel frühere Gutsgebäude wie die Kuscherkate, die Alte Post und das Inspektoriat begutachtet werden.

Auch rund um Pronstorf finden sich mehrere frühgeschichtliche Stätten in Form von Hügelgräbern aus der Stein- und Bronzezeit. Auf der Tour geht es weiter südlich bis Westerrade, von dort bis Bißnitz, dann weiter nördlich durch sanft gewelltes Hügelland an Feldern vorbei bis Rohlstorf und zurück bis Warder.

Einen schönen Abschluss des Radausflugs bildet die Einkehr ins "Café Ehrgarten" in Quaal (Immrader Weg 2). Donnerstags bis sonntags ist hier von 14.30 bis 18 Uhr geöffnet. In einem Bauerngarten rund um einen Resthof werden Kuchen und Torten aus eigener Herstellung offeriert.