Kreis Stade verfügt über wirtschaftliche Sonderstellung - Aussage des Konjunkturberichts dennoch richtig.

Stade. Die aktuelle Untersuchung der Industrie- und Handelskammer Stade zur Stimmung in der Wirtschaft hat für Verwunderung gesorgt. Gab es eine Krise im Kreis Stade oder nicht? Ist die Talsohle durchschritten oder nicht? "Die Verwirrung ist ganz einfach aufzuklären", sagt Martin Bockler von der IHK Stade.

Die Konjunkturumfrage der Kammer beziehe sich auf die Wirtschaftslage im gesamten Elbe-Weser-Raum und bei der Betrachtung der gesamten Region stimme das Bild, das die IHK nach außen transportiert habe - was durch die neuesten Konjunkturzahlen der Bundesregierung zusätzlich bestätigt werde. "Ich gebe aber zu, dass der Landkreis Stade, wenn wir ihn isoliert betrachten, besser als andere Regionen da steht".

Ganz anders als im Kreis Stade sei die Situation beispielsweise in Osterholz. Hier sei, so Holger Bartsch, Stellvertretender Geschäftsführer der IHK-Stade, die Krise eher zu spüren gewesen, obgleich die gesamte Region im Vergleich zum Süden der Republik die Dramatik der Weltwirtschaftskrise nicht so deutlich zu spüren bekommen habe. Das liege vor allem an der Aufstellung der Unternehmen. So spielt die hart gebeutelte Automobilzuliefererindustrie zum Beispiel im Elbe-Weser-Dreieck keine zentrale Rolle.

Insgesamt 359 Unternehmen hatten an der anonymisierten Untersuchung der IHK teilgenommen. Die Ergebnisse wurden nach übergreifenden Branchen ausgewertet und nach Unternehmensgröße gewichtet - nicht aber im Detail nach den einzelnen Regionen oder dezidiert nach bestimmten Teilbranchen ausgewertet. Darum sei es auch schwierig, eine verlässliche Prognose für die einzelnen Landkreise im Elbe-Weser-Raum zu geben. "Viel wichtiger als diese Details ist jedoch das gezogene Fazit, die Gesamteinschätzung der Lage durch die Unternehmen", so Bartsch.

Und die sei nachweislich besser geworden. Das Mehr an Aufträgen sei Fakt und ein Indiz dafür, dass es nun bergauf gehe. Bezüglich der Zukunftseinschätzung gebe es aber Unwägbarkeiten. "Die Tagesstimmung hat auf die Beurteilung des vergangenen keinen Einfluss", so Bockler, "sie kann aber, da stimmen wir zu, bei der Einschätzung der zukünftigen Entwicklung eine Rolle spielen. Konjunktur hat viel mit Psychologie zu tun".

Die wirtschaftliche Stärke des Landkreis Stade strahle - das sei ein Aspekt, der optimistisch stimme - inzwischen auf andere Regionen aus. "In Stade passiert viel - die Infrastruktur, der Hafenausbau, die zunehmende wirtschaftliche Bedeutung der Metropolregion, das macht einigen angrenzenden Regionen durchaus Mut", berichtet Bartsch.

Die zukünftigen Schwerpunkte der wirtschaftlichen Entwicklungen im Elbe-Weser-Dreieck sieht die IHK unter anderem im Bereich der erneuerbaren Energien. Cuxhaven sei hier, so die IHK, vorbildlich aufgestellt. Auch der Bau der A 22 mit der Elbquerung bei Drochtersen werde für einen weiteren Wirtschaftsschub in der nördlichen Region sorgen. Hoffnung besteht vor allem dahin gehend, dass das strukturschwache Nordkehdingen von der A 22 profitiert.

Eine weitere wichtige Rolle werde die Erweiterung der Bahninfrastruktur spielen - sowohl beim Stader Hafengebiet als auch in Richtung Harsefeld/Bremervörde. "Die Hinterlandanbindung der Häfen ist von Bedeutung für eine weitere Stärkung der Wirtschaft in der Region", erklärt Martin Bockler. Deshalb sei eine weitere Stärkung der EVB-Strecke in Richtung Bremerhaven sinnvoll.