Energiekonzerne Vattenfall und E.on widersprechen der Ex-Ministerin: “Wir schauen uns das sehr genau an.“

Stade. Die geplanten Kraftwerke bei Stade sind nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich unsinnig. Das meint die Grünen-Bundestagsabgeordnete und Energie-Expertin Bärbel Höhn. Am Dienstag machte sie Station in Stade, um sich ein Bild von der Entwicklung der Energiewirtschaft in Stade zu machen.

Die derzeit in Planung befindlichen neuen Kohlekraftwerke in Stade würden sich, so Höhn, wirtschaftlich auf lange Sicht nicht rentieren. Dafür sorge zum einen ein stetig steigender Anteil der erneuerbaren Energien wie Windkraft beim Bundesenergiemix und auf der anderen Seite der Emissionshandel. Doch anstatt die positive Entwicklung im Ökostrom-Sektor weiter zu stützen, würden von politischer Seite Investitionen in neue Kohlekraftwerke indirekt mit Einnahmen aus dem Emissionshandel subventioniert. Die Kosten für die CO2-Emissionen werden aber dennoch, so meint die Politikerin, zukünftig steigen. Die logische Folge sei, so Höhn, dass die Stromproduktion aus Kohlekraftwerken im Laufe der Zeit unrentabel werde. Die in Stade geplanten Werke wären davon direkt betroffen.

Auch die Ankündigung einiger Konzerne, ihre Kraftwerke durch Nachrüstungen CO2-frei zu machen und das Treibhausgas im Boden zu lagern (CCS-Verfahren), stößt bei ihr auf wenig Gegenliebe. "Das ist dermaßen teuer, dass es sich einfach nicht rechnet", ist sie überzeugt. Das CCS-Verfahren, so Höhn, werde in der Bevölkerung keine Akzeptanz finden, auch wegen der enormen Lagerflächen, die hierfür nötig seien.

Die Energiekonzerne Vattenfall und E.on widersprechen dieser Auffassung. Dass sich eine Nachrüstung der Kohlekraftwerke generell nicht rechnen würde, stimme nicht. "Wir schauen uns alles sehr genau an", so Mirko Kahre vom Energiekonzern E.on, "das gilt auch für Stade". Ob sich ein CCS-Verfahren für Stade anbieten würde, sei allerdings noch offen. Das Unternehmen prüfe derzeit in alle Richtungen. Nach Ansicht der Konzerne Vattenfall und E.on lohne sich die CCS-Technik durchaus. "Wir haben gezeigt dass es funktioniert", so ein Vattenfall-Sprecher. Außerdem würden zahlreiche Klimaforscher diese Technik ebenfalls unterstützen - was für eine baldige Umsetzung der Technologie spreche. An dem Vorwurf der versteckten Subventionen durch den Emissionshandel sei nach Ansicht der Energiekonzerne nichts dran.

Höhn hingegen beharrt auf ihrem Standpunkt: "Die Kraftwerke sind Klimakiller, die wir uns gar nicht leisten können und sollten. Politisch ist das Kraftwerk nur durch eine Änderung der Bebauungspläne zu verhindern." Die Stadt setze mit dem Bau des Kraftwerks ein falsches Signal. "Stade sollte eher in erneuerbare Energien investieren", so die Grünen-Politikerin. In diesem Sektor sei viel mehr Potenzial vorhanden als im Kohlesektor. Nach ihrer Ansicht könnten im Bereich der erneuerbaren Energien bis zu 400 000 neue Arbeitsplätze entstehen.