Vom Kleinen Fuchs oder dem Schwalbenschwanz fehlt fast jede Spur. Sie brauchen mehr naturbelassene Wiesen.

Stade/Buxtehude. Es gibt Spinner und Spanner, Schwärmer und Bohrer, Wickler, Dickköpfe und die ganz Edlen. Sie haben ausgefallene Namen wie Mondvogel oder Gammaeule, Lattichmönch oder Purpurbär und besonders die Tagfalter erfreuen an sonnigen Sommertagen das Gemüt.

In der artenreichen Insektenwelt sind Schmetterlinge Sympathieträger und Inbegriff für Sommerwonne und elegante Leichtigkeit. Zudem hat Mutter Natur sie mit kunstvollen Farb-Designs beschenkt. Mit bedachter Gartengestaltung können Menschen ihnen ein Stück Lebensraum erhalten, um sie vor weiterer Ausrottung zu bewahren. Wie das geht, zeigt der BUND in seiner Kampagne und Broschüre "Schmetterlinge schützen". Zudem zeigen Monika Niemeyer und Waltraud Schwarz vom BUND in im Duftgarten am Hans-Kelm-Haus, welche Pflanzen die Falter besonders mögen - und zum Überleben brauchen. Und sie laden ein, bei den Faltertagen (15. und 16. August) selbst aktiv zu werden. Dann sollen überall in Deutschland Schmetterlinge gezählt werden. Dafür gibt es Zählbögen direkt beim BUND oder im Internet.

Schmetterlinge gibt es auf allen Kontinenten, außer der Antarktis. In Mitteleuropa leben etwa 4000 Arten; in Gesamteuropa sind über 10 600 katalogisiert. In Deutschland sind rund 3700 Schmetterlingsarten heimisch. Die meisten sind Nachtfalter. Immerhin rund 190 Arten Tagfalter gaukeln bei trockener Witterung durch Feld und Flur. Auch in Gärten sind sie zu finden, wenn dort außer Rasen, Buchsbaum und Koniferen auch Blumen, Wildstauden und Blütensträucher wachsen. Sie sind lebenswichtige Nahrungsquelle der "Sommergäste".

Die meisten Tagfalter sind an bestimmte Lebensräume wie Hochmoore, Flusslandschaften, Auwälder oder Knöterichflure gebunden. Es gibt aber auch Arten, wie Zitronenfalter oder Tagpfauenauge, die durch unterschiedliche Lebensräume flattern. Sie sind auf Feuchtwiesen, Ackerrainen, an Waldrändern oder Kiesgruben anzutreffen.

"Leider wird das Vergnügen, Schmetterlinge zu beobachten, immer seltener. Prachtexemplare wie Segelfalter, Schwalbenschwanz, Trauermantel oder Apollo sind in ihren speziellen Lebensräumen kaum noch zu entdecken", weiß Dr. Alexander Pelzer vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz Hannover. Dort betreut er das Tierarten-Erfassungsprogramm. "Auch wenn die genaue Erfassung bei Schmetterlingen sehr schwierig ist, weil nur wenige Experten alle Arten genau kennen, so ist doch klar zu erkennen, dass die Verbreitung und Artenvielfalt stark rückläufig ist."

Moderne Technik in der Land- und Forstwirtschaft, immer mehr bebaute Natur oder "wie Wohnzimmer aufgeräumte" Gärten nennt Pelzer als Ursachen. In vielen Parks und Gärten stehen Exoten als Blickfang, heimische Pflanzen werden als "Unkraut" entfernt. Brennnesseln oder Disteln etwa sind für Schmetterlinge lebensnotwendig.

"Wildpflanzen bieten Schmetterlingen als Nahrungsquelle einen höheren Gehalt an Nektar als Zuchtformen. Auch auf Balkonen oder in Höfen können sie in Töpfen einen Platz finden", erklärt Alexander Pelzer. "Statt Züchtungen mit gefüllten Blüten besser auch Ur- und Wildformen wachsen lassen, damit die Insekten überhaupt mit ihrem Rüssel an den Nektar gelangen."

Rund 80 Prozent unserer heimischen Tagfalterarten stehen auf der Roten Liste bedrohter Arten. Die Bestände gehen teilweise dramatisch zurück, informiert auch der NABU. Seit 2005 koordiniert das Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle ein bundesweites Tagfalter-Monitoring, an dem auch der NABU mitwirkt.

"Wer sich an den faszinierenden Fliegern im Garten erfreuen möchte, lockt sie mit einem Wildblumenbeet, einer Wildblumenwiese und Stauden an", empfiehlt Monika Niemeyer, von der BUND-Kreisgruppe Stade. Im Stader Hans-Kelm-Haus, Am Bohrfeld 8 (Telefon 04141 63333) geben sie und ihre Mitstreiter montags bis freitags wertvolle Tipps für interessierte Schmetterlingsfreunde. Auch die Falter-Zählbögen und alle Infos sind dort zu bekommen.