Laut den Ergebnissen einer aktuellen Umfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Stade sei die konjunkturelle Talfahrt vorerst gestoppt.

Stade. Die Unternehmen im Elbe-Weser-Raum schöpfen wieder Hoffnung. Laut den Ergebnissen einer aktuellen Umfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Stade sei die konjunkturelle Talfahrt vorerst gestoppt. Dies gab Raquel Kwee, Konjunkturexpertin der IHK bekannt. Demnach bezeichnen 13 Prozent der befragten Unternehmen in der Region ihre derzeitige Geschäftslage als gut und nur noch 32 Prozent als eher schlecht. Rund die Hälfte der Unternehmen (55 Prozent) nennt ihre derzeitige Situation "befriedigend".

Die IHK konnte in ihrer Umfrage vor allem in der Baubranche eine bessere Stimmung feststellen. Auch der Handel sehe die Zukunft wieder positiver. Das bestätigt eine aktuelle Studie der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade. Sie konnte für 2009 eine deutlich positivere Stimmung bei den Unternehmen feststellen - trotz teilweise massiver Umsatzeinbrüche bei einzelnen Betrieben.

"Wir dürfen davon ausgehen, dass es jetzt besser wird. Der Abwärtstrend der letzen Monate wurde endlich gestoppt", gibt sich Holger Bartsch, stellvertretender Geschäftsführer der IHK Stade optimistisch. Doch obgleich sich das Geschäftsklima deutlich verbessert habe, sei die Lage noch "angespannt". Als ein Grund hierfür wird angegeben, dass vor allem viele Banken bei der Kreditvergabe weniger Risiken auf sich nehmen wollen. Insbesondere Industrieunternehmen würden darunter leiden. Bartsch: "Die Volksbanken und Sparkassen, die den Mittelstand finanzieren, sind bei der Vergabe von Krediten derzeit nicht so kleinlich wie die Privatbanken. Und von letzteren ist die Industrie in großem Stil abhängig". Der erwünschte Aufschwung könnte nach Ansicht der Industrie abgewürgt werden, noch bevor er richtig eingesetzt hat, wenn die Kreditvergabe nicht einfacher werde. Als Reaktion auf die schleppende Vergabe von Krediten an Unternehmen reagiert die Europäische Union mit einer zusätzlichen Finanzspritze. Die Europäische Investitionsbank (EIB) vergibt in der Zeit von 2009 bis 2010 Kredite für kleine und mittelständische Unternehmen. "Die zusätzliche finanzielle Unterstützung durch die EIB wird schnelle Auszahlungen ermöglichen und der Realwirtschaft zugute kommen", so der Vizepräsident des europäischen Finanzierungsinstituts, Matthias Kollertz-Ahnen. Insgesamt sieht die EIB für kleine und mittlere Unternehmen ein zusätzliches Darlehensvolumen von 2,5 Milliarden Euro pro Jahr vor sowie ein Gesamtvolumen von 15 Milliarden Euro für beide Jahre.

"Auch im Landkreis Stade werden diese Kredite in Anspruch genommen", sagt Bartsch, wenn auch nicht in solch starken Maße, wie es in anderen Regionen in Deutschland der Fall sei.

Kopfzerbrechen bereitet vielen Unternehmen nach wie vor der steigende Preisdruck. Das konnte die IHK bei ihrer Umfrage erneut feststellen. Die Mehrzahl der Firmen moniert, dass die Preise, die derzeit am Markt gezahlt würden, kaum noch die Produktionskosten decken würden. Als eine Ursache hierfür werden von der Branche die hohen Personal- und Energiekosten genannt. "Vor allem die Personalkosten schlagen hier zu Buche", erklärt Bartsch. Viele Unternehmen hätten sich dazu entschlossen, während der Krise keine Mitarbeiter zu entlassen. Das sei aber eine gute Entscheidung gewesen, so Bartsch, denn eine Neuanlernung von Arbeitnehmern wäre viel teurer, als sie während der Krise weiterzubeschäftigen.

Bei der Beurteilung des Arbeitsmarktes gehen derweil viele Firmen von einem Anstieg der Arbeitslosenzahlen aus, insbesondere nach dem Ablauf des Kurzarbeitergeldes. Eine höhere Arbeitslosigkeit könnte sich wieder hemmend auf die Konjunktur auswirken.

Bei der Baubranche herrsche, so die IHK, noch eine allgemeine Skepsis vor. Die Firmen würden laut den Ergebnissen der Studie der Kammer noch darauf warten, dass sich die Maßnahmen des Konjunkturpakets II der Bundesregierung voll entfalten. Zuversicht herrsche dagegen bei den Industrieunternehmen. Die Erwartungen sind deutlich positiver als die derzeitige Geschäftslage. Teilweise wurden in einigen Branchen Auftragssteigerungen verzeichnet. Von einem Boom ist derzeit in der Industrie aber noch nicht die Rede.

Die Arbeitsmarktsituation gestaltet sich derweil weiterhin stabil. Die Arbeitslosenquote lag im Juni bei 6,4 Prozent im Elbe-Weser-Raum. "Damit ist die Quote deutlich besser als im Landes- und Bundesdurchschnitt", sagt Bartsch. Bundesweit lag sie bei 8,1 Prozent. Dennoch dürfe, so die Industrie- und Handelskammer, die gute Arbeitsmarksituation nicht über die noch angespannte Lage der Wirtschaft hinwegtäuschen, da die Arbeitslosenquote verzögert auf die Wirtschaftssituation reagiere. Die Mehrheit der Unternehmer rechne deshalb mit einer Steigerung der Arbeitslosenquote.