Seit einem Vierteljahrhundert kümmern sich Menschen ehrenamtlich um das Kleinod am Mühlenteich. Ein Rückblick.

Ovelgönne. Es war ein schwieriger Start. Als der Verein Ovelgönner Wassermühle sich vor 25 Jahren darum bemühte, das Baudenkmal vor dem drohenden Verfall zu bewahren, schlug ihm vor allem Skepsis entgegen. "In der Öffentlichkeit gab es wenig Interesse für historisch wertvolle Objekte", sagt Werner Benecke, Vorsitzender des Vereins. Der heute 68-Jährige hat sogar eine "Anti-Haltung" bei den Bürgern ausgemacht.

Für ihn ist die damals wie heue vorherrschende Wegwerfgesellschaft Wurzel des Übels. Die Menschen würden nach einem rein ökonomischen Prinzip handeln. "Die dominierende Meinung war: Baudenkmäler bringen keine Rendite, sondern kosten nur Geld."

Dabei ist die Ovelgönner Wassermühle, die inzwischen 335 Jahre auf dem Buckel hat, ein historisches Kleinod. Idyllisch gelegen - am Ovelgönner Mühlenteich im Schatten von Bäumen. Doch die reetgedeckte Kornmühle zerfiel immer mehr und verkam zu einem Schandfleck, obwohl sie unter Denkmalschutz stand.

Langsam wurde die Öffentlichkeit - auch durch Medienberichte - aufmerksam auf das Denkmal, das vor sich hin rottete. Der Stadt Buxtehude und schließlich dem "Verein Ovelgönner Wassermühle" sei es zu verdanken, dass der Zerfallsprozess aufgehalten worden ist.

Die Stadt setzte in den 70er-Jahren alle Hebel in Bewegung, um die Restaurierung der Mühle einzuleiten. Auch der Mühlen-Dachverband "Vereinigung zur Erhaltung von Wind- und Wassermühlen in Niedersachsen und Bremen" hatte ein berechtigtes Interesse daran. Doch kritische Stimmen in der Politik hielten sich hartnäckig. Die Skeptiker fürchteten, die Stadt würde nach der teuren Restaurierung der Mühle an den Personalkosten zerbrechen. Dann zog der damalige Kulturdezernent seinen Trumpf: Er schlug vor, einen Verein zu gründen, der den Mühlenbetrieb wieder beleben sollte. Am 15. Juni 1984 wurde der Verein aus der Taufe gehoben. Die Gründungsmannschaft war 22 Mann stark und sollte sich um den Mühlenbetrieb kümmern.

Gar nicht so einfach. "Für uns alle war es völliges Neuland. Wir haben ja bei Null angefangen", sagt Benecke, der damals schon den Vorsitz des Vereins hatte. Aber die Bilanz nach 25 Jahren bescheinigt dem Verein Erfolg. Die Ovelgönner Wassermühle wurde zum historischen Prestigeobjekt. In den 90er-Jahren bemerkte Benecke einen Stimmungsumschwung. "Die Leute hatten erkannt: Die Mühle bringt zwar keinen Gewinn, ist aber etwas Schönes", sagt der ehemalige Geschichtslehrer und stellvertretender Schulleiter vom Gymnasium Süd.

Aus dem Schandfleck wurde ein Schmuckstück, nachdem die Wassermühle von 1984 bis 1986 restauriert wurde. "Wir mussten danach eine Idee entwickeln, die in sich stimmig und attraktiv war, um Besucher zu gewinnen", erinnert sich Benecke.

Das ist den Mitgliedern gelungen. Ein ansprechendes Jahresprogramm beschert dem Verein mit etwa 180 Mitgliedern regelmäßig ein volles Haus. Viele davon sind so etwas wie ein Stammpublikum. Etwa 70 Leute quetschen sich in die Mühle, wenn sie zum Beispiel ein Irish-Folk-Konzert miterleben oder Walter Marquardt an seinem plattdeutschen Abend lauschen möchten.

Die Führungen, anfangs noch improvisiert und inzwischen mit professionellen Konzepten unterlegt, finden ebenfalls regen Zulauf. Mehrfach im Jahr veranstaltet der Verein Mahl- und Backtage und will damit der Supermarktmentalität entgegen wirken. Seit zwei Jahren können sich auch in der Mühle heiratswillige Paare trauen lassen.

Halli-Galli gibt es in der Mühle nicht. Vor ein paar Jahren hat sich der Mühlen-Verein davon verabschiedet, das Denkmal für Privatfeiern zur Verfügung zu stellen. "Die Mühle ist in erster Linie ein Museum", sagt Benecke.