Jedes Jahr landen etliche Haustiere unfreiwillig im Tierheim, weil sie von ihren Besitzern zurückgelassen oder ausgesetzt wurden. Dabei gibt es gute Alternativen im Landkreis Stade.

Stade/Buxtehude. Zehn Katzen und ein Hund wurden in der ersten Ferienwoche zu Waisen und leben seitdem im Stader Tierheim. "Bei allen Vierbeinern müssen wir davon ausgehen, dass sie wegen einer Urlaubsreise ausgesetzt wurden", sagt Tierheim-Leiter Heiko Drebold. Drebold weiß aus Erfahrung, dass in den nächsten Wochen noch viele Tiere bei ihm landen werden. Das sei so sicher wie das Amen in der Kirche, sagt er.

Heiko Drebold leitet das Tierheim seit August 2008 und hat saisonbedingt ein überfülltes Haus vorgefunden. Im vergangenen Jahr seien insgesamt 420 Tiere abgeben worden. Ein

Großteil davon in der Ferienzeit. Positiv sei lediglich die Vermittlungsquote: "355 Tiere haben noch im gleichen Jahr ein neues zu Hause gefunden." Durchschnittlich verbringen Hunde, Katzen und Kleintiere ein bis drei Monate im Asyl.

"Die meisten Tiere sind Fundtiere", sagt Drebold sichtlich verärgert. Das heißt, die Besitzer haben ihre Katzen und Hunde einfach vor die Tür gejagt oder irgendwo angebunden. Dafür hat Drebold eine einfache Erklärung: "Wenn Leute ihre Tiere abgeben wollen, kostet das eine Gebühr von maximal 75 Euro, das wollen die meisten wohl sparen."

Dass Tierliebe bei Geld enden kann, ist Werner Hartmann nicht fremd. Er leitet seit zehn Jahren eine Katzenpension. "Es gibt zwei Sorten von Interessenten", sagt er. "Die Einen fragen als erstes nach dem Preis und die Anderen nach der Unterbringung und meiner Erfahrung." Von der ersten Gruppe habe er selten die Katzen zu Gesicht bekommen. Die Anderen wissen ihr Tier während der Urlaubsreise für 8,50 Euro am Tag versorgt. Derzeit kümmert sich Hartmann um 25 Katzen: "In den Sommerferien ist meine Pension immer gut belegt."

Ein ganzes Haus hat er für seine vierbeinigen Gäste gebaut, dazu kommen ein Außengehege und zwei Gartenhäuser. Überall stehen Kratzbäume, Katzenkörbe und Näpfe herum. "Katzen sind wählerisch, wenn es um Futter geht. Fast jedes Tier hat seine eigene Sorte, dass erfordert viel Organisation." Nur Stammgast Carlos ist nicht wählerisch, sondern kostet gerne an allen Futterschälchen. "Und eigentlich soll Carlos nicht so viel essen", sagt Hartmann. Doch Hartmanns liebevolle Ermahnung kratzt den rundlichen Kater nicht. Im Regelfall seien die Katzen aber pflegeleicht und könnten sich selber beschäftigen. Richtig viel zu tun hat Hartmann nur, wenn er die Katzenklos sauber machen muss.

Ein ganzes Haus für Tiere hat auch Jürgen Sadrowski. In seinem Tierhotel wohnen derzeit 16 Hunde und fünf Kaninchen. Auch Sadrowski hat in der Ferienzeit alle Hände voll zu tun. Neben der Verpflegung gibt es regelmäßigen Auslauf. Dann tobt er mit einer Meute von rund 10 Hunden durch den Garten. Dabei ist Sadrowski hochkonzentriert. Während Dogge Paula emsig den frischgesäten Rasen umbuddelt, hat Labradorhündin Irma das Postauto entdeckt und rennt bellend hin. "Irma, Paula nein!", ruft Sadrowski. "Sobald die Hunde zusammen spielen können, haben die nur Unsinn im Kopf", sagt er lachend. Nur Windhund Archi steht - ganz englischer Gentleman - brav bei Fuß und schaut sich gelassen das Gewusel an.

Tierheimleiter Heiko Drebold schätzt Einrichtungen wie die von Jürgen Sadrowski und Werner Hartmann. "Es gibt im Kreis viele Möglichkeiten, seine Tiere versorgen zu lassen", sagt er. Das kostet natürlich etwas, aber wer sich ein Tier anschafft, müsse mit gewissen Ausgaben kalkulieren.

Dazu gehöre nun mal neben Tierarztbesuchen und Futter auch die richtige Urlaubsbetreuung, sagt er. Und wer sein Tier dennoch abgeben wolle, solle direkt zum Tierheim kommen. Denn wer sein Haustier einfach aussetzt, riskiere auch dessen Tod. "Verdursten, verhungern oder ein Autounfall, das sind die großen Gefahren für verwirrte Tiere", sagt er. Derzeit hört man es fast täglich in den Radiomeldungen.

www.katzenpension.de

www.tierhotel-dacs.de