Rettungsaktion am Bassenflether Strand: Um ein Haar wäre ein Stader am Kernkraftwerk ertrunken. Er war zur Spundwand geschwommen und in Not geraten.

Bassenfleth. Es ist Sonntag, 15.30 Uhr, und mit einem Schlag ist es vorbei mit der Ruhe am Elbstrand in Bassenfleth. Torben Bösch (19), Pierre Schwanke (22) und Rene Hinz (19) sehen, wie ein paar Jugendliche auf der Spundwand am ehemaligen Kernkraftwerk stehen, wie sie dort hektisch mit den Armen fuchteln. "Da ertrinkt jemand", hört Torben Bösch einen rufen.

Es sollte ein entspanntes Camping-Wochenende am Bassenflether Strand werden - doch plötzlich befinden sich die drei Freunde mitten in einem Lebensrettungseinsatz.

Hinz und Schwanke rennen zur Spundwand. Zwei Meter unter ihnen kämpft in der Elbe ein Mann ums Überleben. Er sucht verzweifelt Halt, doch er rutscht ab. Die steil abfallende Metallwand ist glatt, Mulden oder Vertiefungen gibt es nicht. Immer wieder sinkt er kurz in die Tiefe. Der 38-jährige Stader war direkt zur Spundwand geschwommen und dort in Not geraten. Niemand weiß warum.

Klar ist: Der Mann ist am Ende seiner Kräfte und so erschöpft, dass er nicht einmal um Hilfe rufen kann. "Er hat sich kaum bewegt und schwer geatmet", sagt Schwanke.

Zwei junge Männer aus Stade, Tayyar Deger und Matthias Goldam, waren dem Ertrinkenden bereits zur Hilfe geeilt. "Doch wir haben gesehen: Alleine schaffen die es nicht", sagt Schwanke. Ohne zu zögern, springen die jungen Männer in die Elbe. "Rene hat ihn dann am Arm gepackt, aber konnte ihn nicht aus dem Wasser ziehen." Dann sei er eben unter den Mann getaucht und habe versucht, ihn zum "Strand zu drücken". Doch die Strömung ist stark, das Wasser an der Stelle tief, der Wellengang kaum berechenbar, wenn große Schiffe über die Elbe fahren. Manchmal entsteht sogar ein regelrechter Sog. "Wer sich nicht auskennt", sagt Schwanke, "der sollte hier unter keinen Umständen baden".

Mit vereinten Kräften gelingt es den vier Männern, den Stader in flaches Gewässer zu ziehen. Sie wollen ihn über die Spundwand auf den Bassenflether Strand schieben. Doch auf dem Weg dorthin liegen überall spitze Steine. Und tragen können die Retter den Mann nicht - er ist kräftig gebaut. Also setzen sie ihn zunächst aufrecht ins Wasser.

Torben Bösch steht auf der Spundwand und beobachtet das dramatische Geschehen. Zufällig ist auch ein Sanitäter am Bassenflether Strand. 20 Minuten sitzt der 38-Jährige im Wasser, völlig erschöpft, kaum ansprechbar. Die Zeit drängt: Ihm droht eine Unterkühlung. Schwanke: "Wir haben ihn zu viert gestützt, sind mit ihm zur Mauer gelaufen."

Links und rechts stehen Schaulustige. "Los, hoch mit ihm", ruft der Sanitäter. Die vier Männer schieben von unten, Bösch und der Arzthelfer ziehen von oben. Gemeinsam gelingt es ihnen, den 38-Jährigen über die Mauer zu bugsieren und auf den warmen Sand zu legen. Doch der Stader klagt über Kopfschmerzen und Übelkeit. Bösch weicht ihm nicht von der Seite, hält noch den Tropf, als der Stader Notarzt den 38-Jährigen versorgt.

"Sie haben selbstlos und beherzt eingegriffen", lobt die Polizei den Einsatz der Retter. Pierre Schwanke indes bleibt bescheiden: "So etwas würde ich auch erwarten, wenn ich in Not wäre."