Die regionalen Krankenhäuser wollen ihre Patienten künftig noch stärker an sich binden.

Stade. Die Elbe-Kliniken Stade-Buxtehude rüsten sich für den zunehmenden Wettbewerb im Gesundheitswesen. Die Kliniken wollen eine Tochtergesellschaft zum Betrieb von Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) gründen und damit Patienten an ihre Häuser binden. Der Stader Rat gab für die Planungen in seiner jüngsten Sitzung grünes Licht. Die Stadt ist gemeinsam mit dem Landkreis Stade Gesellschafter der Krankenhäuser.

In den kommenden Monaten werden die Elbe-Kliniken zwei MVZ im Landkreis einrichten, sagt Siegfried Ristau, Geschäftsführer der Elbe-Kliniken: "Wir werden in Stade und Buxtehude jeweils ein MVZ gründen." Derzeit führt Ristau Verhandlungen mit interessierten Ärzten.

Grund für das Projekt ist der zunehmende Wettbewerb um Patienten. Krankenhäuser außerhalb der Region würden gezielt um Patienten aus dem Landkreis Stade werben, so Ristau. Derzeit gebe es den Trend, dass vornehmlich private Kliniken Arztpraxen aufkaufen, um sich die Überweisung für stationäre Behandlungen zu sichern. "Viele Ärzte im Kreis wurden bereits von Privatkliniken angesprochen", sagt Ristau. Dem müsse entgegengewirkt werden, um die Zukunft der Elbe-Kliniken zu sichern.

"Die externen Krankenhäuser picken sich die Rosinen heraus und übernehmen dann die wirtschaftlich profitablen Fälle", so der Geschäftsführer. Die Elbe-Kliniken hingegen würden auf den Behandlungen sitzen bleiben, deren Kosten nicht gedeckt seien. Es gehe um die Zukunft der Häuser.

Zudem könnten mit dem neuen Angebot die viel kritisierten und kostenintensiven Doppeluntersuchungen vermieden werden. Die Trennung von ambulanter und stationärer Behandlung würde aufgeweicht, so Ristau. Die Behandlungsabläufe könnten besser abgestimmt werden.

MVZ sind fachübergreifende, ärztlich geleitete Praxen, in denen Ärzte als Angestellte von Kliniken arbeiten. Bis vor fünf Jahren durften ausschließlich niedergelassene Ärzte Praxen führen. Das hat sich mit dem Modernisierungsgesetz der gesetzlichen Krankenversicherung geändert. Nun dürfen auch Krankenhäuser Arztpraxen leiten.

Bundesweit gibt es rund 1150 MVZ mit mehr als 5000 Ärzten. Im Landkreis Stade besteht bisher nur ein MVZ der Klinik Dr. Hanken in Stade sowie eines im angeschlossenen Ärztezentrum "Medeum", so Heiko Schmidt, Geschäftsführer der Kassenärztlichen Vereinigung Stade. In Rotenburg und Cuxhaven hätten sich allerdings bereits Zentren etabliert.

In einem MVZ müssen mindestens zwei Fachrichtungen vertreten sein. Welche in Stade und Buxtehude angeboten werden, will Ristau noch nicht preisgeben. "Die Fachgebiete werden sich inhaltlich an unserem stationären Angebot orientieren und dieses ergänzen", sagt der Geschäftsführer.

Stades Bürgermeister und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Elbe-Kliniken, Andreas Rieckhof, befürwortet die MVZ, weil sich die lokalen Krankenhäuser im Wettbewerb positionieren müssten. "Das ist unverzichtbar, um sich gegen die privaten Ketten zu behaupten und mithalten zu können."

Bernd Pensing, SPD-Ratsherr und Aufsichtsratsvorsitzender, begrüßt ebenfalls die MVZ, um die Konkurrenz von außen abzuwehren. Mit den Projekten werde ein Beitrag zur Gesundheitsversorgung in der Fläche auf dem Lande geleistet. Laut dem verabschiedeten Gesellschaftervertrag der Elbe-Kliniken können im Landkreis bis zu acht MVZ gegründet werden. Die Kosten für die beiden geplanten Zentren stehen bisher noch nicht fest. "Das hängt von den Arztpraxen und ihrer Ausstattung ab, die wir übernehmen", sagt Siegfried Ristau.

Offen ist auch noch die Abstimmung des Kreistages, der als Gesellschafter ebenfalls der Tochtergesellschaft zustimmen muss und voraussichtlich nach der Sommerpause über die MVZ entscheidet. "Ich gehe aber davon aus, dass sich auch dort die Mehrheit für die Gesellschaft ausspricht, schließlich ist das Standortsicherung", sagt Kreispolitiker Hans-Hermann Ott (CDU).