Buxtehude-Harsefelder Eisenbahnfreunde widmen dem historischen Prunkstück aus dem Jahr 1926 ein kleines Museum in Harsefeld.

Harsefeld. Es ist nicht zu übersehen, dass Ingo Wilfling mit Herz und Seele dabei ist. "Die Vitrinen hier, die habe ich gegen eine Spende vom Schwedenspeicher-Museum in Stade bekommen", sagt er stolz. "Und bei Sachen wie dem Verlegen des Fußbodens haben mir Freunde und Bekannte geholfen."

Wir befinden uns in den Räumen der Buxtehude-Harsefelder Eisenbahnfreunde. Das Prunkstück des 1979 gegründeten Vereins, in dem auch Wilfling seit vielen Jahren Mitglied ist, ist ein alter Wumag-Triebwagen aus dem Jahr 1926, der sich allerdings das vergangene Jahr über wegen eines Getriebeschadens in der Reparatur befand. Pünktlich zur Wiederaufnahme des Betriebs - es gibt monatliche Sonderfahrten zwischen Harsefeld und Buxtehude - haben die Buxtehude-Harsefelder Eisenbahnfreunde nun ihr eigenes kleines Museum eingerichtet.

Die Idee dazu stammt von Ingo Wilfling. "In unserer Satzung steht schließlich, dass der Verein den Zweck hat, historisches Material über das Eisenbahnwesen, insbesondere der Buxtehude-Harsefelder Eisenbahn, in Form von Veröffentlichungen, Dokumenten, Bildern, Erinnerungen, Fahrzeugen und so weiter zu sammeln und der Öffentlichkeit zur Besichtigung zugänglich zu machen", sagt er. "Zuletzt hat der Verein aber längst nicht mehr so viel gemacht wie früher einmal."

Das wollte der 68-jährige Harsefelder, der übrigens auch großer Modelleisenbahnfan ist, ändern. Und so trug er diverse Zeitdokumente, Fotos und Erinnerungsstücke aus neun Jahrzehnten zusammen, die nun in der ehemaligen Werkstattleiterwohnung direkt neben dem Lokschuppen zu sehen sind.

"Ein gewisser Grundstock der Ausstellung war vor fünf Jahren schon mal im Museum in Harsefeld zu sehen", sagt Wilfling. Da der pensionierte Lehrer 15 Stunden pro Woche ehrenamtlich als Samtgemeindearchivar tätig ist, hatte er Zugang zu jenen Dokumenten.

In seiner Funktion als Samtgemeindearchivar hat Wilfling außerdem schon einige andere Ausstellungen organisiert, zuletzt "Spurensuche im Samtgemeindearchiv" im Harsefelder Museum. "Ich krame einfach gerne in alten Dokumenten herum", sagt er. "Ich habe schließlich als erstes Fach Geschichte studiert. Und das Material liegt ja vor. Leider gibt es nicht viele Leute, die Zeit und Lust haben, die Heimatgeschichte aufzuarbeiten."

Dank Wilfling ist die Geschichte der 1928 eröffneten Bahnstrecke zwischen Harsefeld und Buxtehude und dem darauf verkehrenden Wumag nun aber ansehnlich dokumentiert. Und das, obwohl Wilfling für das kleine Museum kaum Geld zur Verfügung hatte. "Unser Verein ist schließlich klein und die Kosten für die Unterhaltung der Gebäude und die Versicherung der Fahrzeuge sind schon hoch genug", sagt er.

Doch Wilfling gelang es, für sein Projekt viele Helfer zu gewinnen. Die Ausstellungsstücke, die nicht aus dem Museum Harsefeld stammen, hat er zum Großteil von anderen Vereinsmitgliedern bekommen. Zu sehen sind zum Beispiel ein Fahrplan von 1925, eine Trassen-Zeichnung aus dem Jahr 1927, aber auch Modelle von verschiedenen Zügen, darunter ein Wumag-Modell, das ein Hamburger Bastler aus Bierdosen gefertigt hat und das Wilfling vor fünf Jahren zufällig auf einem Flohmarkt gefunden hat. Der größte Hingucker allerdings ist ein altes Fahrkartenfenster aus dem Jahr 1902, hinter das Wilfling eine Schaufensterpuppe in einer original Schaffner-Uniform gestellt hat. "Der hat sogar eine Namen, nämlich Detlef", verrät Wilfling lachend.

Daneben gibt es auf dem Vereinsgelände drei alte Draisinen zu bestaunen. Mit der Handhebeldraisine können die Besucher vom Harsefelder Bahnhof zum Museum fahren, außerdem stehen eine Fahrraddraisine und ein Opel Olympia von 1953, der als Schienenkraftdraisine genutzt wird, für Probefahrten zur Verfügung.

Geöffnet ist das Museum der Buxtehude-Harsefelder Eisenbahnfreunde bis einschließlich Oktober an jedem zweiten Sonntag im Monat sowie an Nikolaus. An jenen Tagen werden nämlich auch die Sonderfahrten des Wumag angeboten. Startpunkt dafür ist der Harsefelder Bahnhof. Von dort aus verkehren die Züge ab 9.58 Uhr im Zweistunden-Takt, vier Mal pro Tag und mit Stopps ins Ruschwedel und Apensen.

"Die Fahrt ist ein echtes Abenteuer", sagt Wilfling. Schließlich ist der Wumag "Nürnberg 761" der letzte seiner Art. "Die anderen sind alle kaputtgegangen oder hatten Unfälle an ungesicherten Bahnübergängen." So sind die Eisenbahnfreunde mit ihrem Wumag ein gern gesehener Gast bei Sonderveranstaltungen zum Thema Eisenbahn. Sogar zur Eröffnung des Berliner Hauptbahnhofs wurde der alte Triebwagen schon eingeladen.

Aber wird es auf den harten Holzbänken bei so einer langen Fahrt nicht ungemütlich? "Nein", sagt Wilfling bestimmt. "Man sitzt erstaunlich bequem. Und auch sonst ist die Fahrt etwas Besonderes. Zwar schafft der Wumag bis zu 80 Kilometer die Stunde, aber oft fährt er sehr langsam und auf Nebenstrecken. Da sieht man unterwegs jeden Hasen." Eine Überraschung erlebt auch, wer mal aufs stille Örtchen muss. Im Wumag gibt es nämlich nur ein Plumpsklo.