Der Kleinkunst-Igel geht in die 33. Saison. Diesmal stehen unter anderem Hagen Rether, Martina Schwarzmann und Mathias Tretter auf der Bühne.

Buxtehude. 30 Euro, so viel gibt Hagen Rether jedes Jahr für den Buxtehuder Kleinkunst-Igel aus. Der in Essen wohnhafte Kabarettist ist nämlich seit seinem ersten Auftritt in Buxtehude im Jahr 2008 Mitglied des ehrenamtlichen Vereins. 1972 als "III. Programm" unter anderem von Buchhändler Winfried Ziemann und Ruth Albrecht, der Frau des ehemaligen Stadtdirektors, gegründet, steht der Kleinkunst-Igel seit über 30 Jahren für anspruchsvolles Kabarett und eben Kleinkunst. In der kommenden Saison, deren Programm gerade bekannt gegeben wurde, ist Rether nun selbst wieder dabei. Zum mittlerweile dritten Mal.

+++ Die Saison 2012/2013 +++

+++ Die Hochburg des Kabaretts +++

"Es gefällt ihm hier so gut, dass er immer wieder nach Buxtehude zurück kommt, auch wenn er deutlich größere Spielstätten füllen könnte", sagt Helmar Putz, 1. Vorsitzender des Kleinkunst-Igels. Vor allem die ehrenamtliche Komponente des Vereins habe Rether beeindruckt. Denn beim Kleinkunst-Igel geht es nicht darum, Geld zu verdienen. Mit den Einnahmen für die Eintrittskarten werden lediglich die Kosten gedeckt. Der Vorstand um Helmar Putz, Peter Feig und Dörte Joost, sowie zahlreiche Helfer arbeiten für den guten Zweck. "Aber auch die Betreuung hier wissen er und viele andere Künstler zu schätzen", so Putz. Während es für die Künstler in anderen Städten nach dem Auftritt meist alleine ins Hotel geht, folgt in Buxtehude ein geselliger Abschluss: Der Künstler, der Vereinsvorstand und die Helfer gehen gemeinsam im Buxtehuder Abthaus essen. "Das sind meist sehr humorvolle Abende, praktisch eine dritte Spielzeit", so Putz. "Da wird über Kunst, Kultur und auch private Dinge gesprochen. Kürzlich war ja Willy Astor in Buxtehude, der hat uns Fotos von seinem kleinen Baby gezeigt."

Doch zurück zu Hagen Rether und seinem Auftritt. "Liebe" lautet der Titel seines Programms - und zwar seit neun Jahren. Trotzdem gleicht kein Auftritt dem anderen. Denn Rether folgt keinem festgelegten Inhalt, spielt, singt und spricht einfach drauf los. "Um Liebe geht es dabei weniger", verrät Putz. "Hagen Rether ist bitterböse." Er rechnet mit unserer Wegwerfgesellschaft, der katholischen Kirche und der Politik ab, und baut dabei auch tagesaktuelle Ereignisse ein.

Bis zu drei Stunden gehen seine Auftritte. "So lange das Publikum auf den Plätzen bleibt, bleibt er auf der Bühne" sagt Putz. Als er das letzte Mal in Buxtehude war, hätten zwei junge Helfer von der Feuerwehr die Brandschutzaufsicht gemacht. "Die waren total entsetzt, wie lange er auf der Bühne stand, zumal sie am nächsten Tag eine Prüfung hatten. Danach hat uns die Feuerwehr dann auch mitgeteilt, dass sie bei Kabarett-Abenden nicht mehr zur Verfügung steht", lacht Putz.

Neben Rether stehen für die kommende Saison noch sieben weitere Veranstaltungen auf die Programm, die alle im Forum Süd oder in der Halepaghen-Schule in Buxtehude stattfinden. Darunter sind auch Newcomer wie Daniel Helfrich. "Ich habe ihn am vergangenen Sonntag in Bremen erlebt, wo er im Rahmen der Kabarettbundesliga aufgetreten ist", so Putz. Beim Kleinkunst-Igel ist es nämlich Usus, dass mindestens einer aus dem Vorstand den Künstler gesehen hat, bevor er nach Buxtehude geholt wird. "Daniel Helfrich macht Musik-Kabarett im Stile von Bodo Wartke", so Putz. "Er spielt toll Klavier, singt gut und hat vor allem intelligente Texte." Helfrich spielt mit Redensarten und musikalischen Zitaten, jongliert mit Worten und verdreht sie. Dabei widmet er sich den ganz alltäglichen Themen des Lebens - und erklärt sie zum besseren Verständnis am Beispiel Fisch. Folglich trägt sein Programm den Titel "MusiZierFische - Ausgenommen werden wir alle". "Mir persönlich hat es so gut gefallen, dass wir zu dem Schluss kamen, damit bedenkenlos die neue Saison eröffnen zu können, auch wenn er noch nicht bekannt ist", sagt Putz.

Schon bekannt hingegen ist Martina Schwarzmann, eine der immerhin drei weiblichen Gäste der kommenden Saison. Nur selten ist die aus Bayern stammende Musikkabarettistin, die 2008 den Deutschen Kabarettpreis gewann, in Norddeutschland zu Gast. Vor allem seit die 31-Jährige Mutter geworden ist. Genau dieses Thema, das Mamasein, ist dann auch der Schwerpunkt ihres aktuellen Programms "Wer Glück hat kommt". Daneben singt Schwarzmann aber auch allerhand andere skurrile und schräge Lieder, zum Beispiel wie sie mit dem Mofa zum Hells-Angels-Treffen tuckerte. "Schwarzmann kokettiert ja damit, dass niemand mit weniger Griffen auf der Gitarre mehr schöne und lustige Lieder geschrieben hat", so Putz. "Also musikalisch ist es eher sparsam, aber ihre Texte machen das Ganze interessant."

Empfehlenswert sind aber auch die übrigen fünf Veranstaltungen des Kleinkunst-Igels. Mathias Tretter zum Beispiel spricht vor allem junge Besucher an, schließlich nimmt er in seinem Programm "Mathias Tretter möchte nicht dein Freund sein" soziale Netzwerke unter die Lupe. Gabi Hutter hingegen kommt auf eigenen Wunsch nach Buxtehude, und zwar zum mittlerweile sechsten Mal. Und Helmar Putz selbst freut sich am meisten auf Maximilian Uthoff. "Er ist für mich die künftige Nummer eins in Sachen politisches Kabarett in Deutschland". Wer weiß, vielleicht wird ja auch er eines Tages Mitglied des Kleinkunst-Igels.

Karten für die Veranstaltungen kosten jeweils 16 Euro und sind in Buxtehude bei Allerleibuch im Torfweg 6, beim WeinGut in der Ritterstraße 10, sowie in Jork bei der Altländer Drogerie, Bürgerei 3, erhältlich. Der Vorverkauf beginnt stets Wochen vor der jeweiligen Veranstaltung. Mitglieder können schon drei Wochen vor dem Vorverkaufstermin Karten kaufen.