Beim Mühlentag geben Vereine und Mühlenbesitzer Einblicke in historische Mühlentechnik. Rund um Stade öffnen rund 170 Mühlen ihre Pforten.

Stade/Buxtehude. Was unterscheidet eine Paltrockmühle von einer Bockwindmühle, warum arbeiten Rossmühlen anders als Galerieholländer? Am Pfingstmontag, 28. Mai, gibt es beim Deutschen Mühlentag Antworten auf diese Fragen. Dazu erklären Fachleute alle Besonderheiten historischer Mühlentechnik.

Entlang der Niedersächsischen Mühlenstraße, die 1998 eröffnet wurde, öffnen von den derzeit 427 Mühlen in diesem Jahr rund 170 am Mühlentag ihre Pforten für Besucher.

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Die zum Teil komplett restaurierten Mühlen sind optisch und technisch wahre Kleinode und oft weithin sichtbare Baudenkmale ihrer Heimatorte. Jede Mühle gibt als historisches Zeitzeugnis Einblicke in die Arbeit der Müllerzunft in vergangenen Jahrhunderten. Viele Mühlen sind heute Museum.

In der Region Stade sind noch zwölf Mühlen zu finden. Dazu gehören die Wassermühle Ovelgönne und die Buxtehuder Motormühle, die heute ein Hotel ist. Ebenfalls gastronomisch als Restaurant genutzt werden in Jork-Borstel die Galerieholländer Windmühle "Aurora" und "Wehber's Mühle" in Himmelpforten sowie die Deinster Wassermühle. Noch voll im Mahlbetrieb ist der Galerieholländer "Venti Amica" in Hollern-Twielenfleth. Musealen Charakter haben die Galerieholländer "Schiffertorsmühle" beim Stadeum, eine Bockwindmühle auf der Museumsinsel in Stade und eine Wassermühle in Fredenbeck. Diese drei Mühlen können jedoch nur von außen besichtigt werden.

Am Mühlentag zeigen und erklären Müller wie Franz Rosenkranz vom Verein Ovelgönner Wassermühle Technik und Arbeitsweise der Wassermühlen. Die Müller nehmen die 1674 am Hemberg 7 errichtete Ovelgönner Wassermühle zwischen 10 und 17 Uhr in Betrieb und setzen das Mahlwerk mit Wasserkraft in Gang. Anschließend wird dort aus dem gemahlenen Korn im historischen Backofen Butterkuchen gebacken. Dieser steht zusammen mit Kaffee ab 14.30 Uhr zum Verzehr bereit.

In Moisburg öffnet die Amtsmühle, Auf dem Damm 10, von 11 bis 17 Uhr. Es gibt Führungen und die Wassermühle wird mahlen. Für Kinder stehen Spiele und Basteln auf dem Programm und im Café in der Mahlgaststube gibt es Kaffee und Kuchen. Die Mühle wurde 1639 als Amtsmühle erbaut. Sie hatte den Status einer Zwangs- oder Bannmühle, nachdem der deutsche Kaiser Friedrich Barbarossa 1158 das Amtsmühlengesetz erlassen hatte. Das zwang die Menschen, nur dort Korn zu mahlen.

Die Galerie-Holländer-Windmühle Anna Maria in Mulsum, Mühlenweg 47, kann ab 11 Uhr besichtigt werden. Im Inneren gibt es eine Radioausstellung. Zudem können Besucher bei, Kaffee, Kuchen und Bratwurst rasten. Die Kornwindmühle Amanda in Grefenmoor bei Düdenbüttel wurde 1869 erbaut. Im Galerieholländer ist die Mühlentechnik vollständig erhalten und kann ab 11 Uhr besichtigt werden. 1995 bis 1996 wurde die Mühle saniert und zur musealen und kulturellen Stätte umgebaut. Der Mühlenverein sorgt für Musik beim Frühschoppen. Es wird Brot und Butterkuchen gebacken, Bauernprodukte und Räucherfisch verkauft.

In der reetgedeckten Henriette in Elm, Elmer Landstraße 66, direkt an der B 74, engagiert sich seit 1981 der Elmer Mühlenverein. Im Innenbereich des Galerieholländers, mit seinen fünf Böden, ist die Mühlentechnik nahezu identisch erhalten. Im ehemaligen Mühlenspeicher ist heute ein Heimatmuseum, in dem historische Gegenstände des dörflichen Lebens gezeigt werden. Unter dem Heimatmuseum befindet sich ein Bäckerei-Museum. Neben einem Backofen aus dem Jahr 1903 werden Maschinen und Geräte gezeigt. Mühlenführungen gibt es von 10 bis 18 Uhr, für die Bewirtung haben die Vereinsmitglieder Butterkuchen und Kaffee vorbereitet.

Die nach einem schweren Sturmschaden fast fertig reparierte Venti Amica in Hollern-Twielenfleth nimmt nicht am Mühlentag teil. Die Windmühle wird im Rahmen eines großen Einweihungsfestes am 30. Juni für Besucher geöffnet, so Kai Schulz, Vorsitzender des Mühlenvereins.

Die Deutsche Gesellschaft für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung (DGM) ist Initiator des bundesweiten Mühlentages. Die Mitglieder der DGM engagieren sich gemeinsam mit Landes- und Regionalverbänden um die fachgerechte Erhaltung und Nutzung historischer Mühlen als technische Zeugen jahrtausende alter Technikgeschichte.

Zweck des seit 1994 immer am Pfingstmontag stattfindenden Deutschen Mühlentages ist es, die Aufmerksamkeit und das Interesse der Öffentlichkeit auf diese technischen Denkmäler zu richten, deren Geschichte über 2000 Jahre zurückreicht.