Die prachtvoll restaurierte Windmühle bei Tostedt reckt sich 25 Meter in den Himmel. Am Pfingstmontag öffnet sie ihre Türen für Besucher.

Kampen. Wer sich Tostedt von Süden her nähert, kann sie schon von weitem sehen. 25 Meter reckt sich die Windmühle von Kampen in den Himmel. Zehn Meter beträgt die Spannweite von einem Flügelende zum anderen. Beeindruckend und stolz steht sie in der steifen Brise, die über die Äcker ringsum bläst. "Ein wahres Prachtstück", sagt Alexander Münichshofer. "Und jederzeit eine Reise wert."

Vielleicht schon am kommenden Pfingstmontag. Wenn der Windmühlenverein Kampen, deren Erster Vorsitzender der 67-jährige Münichshofer seit drei Jahren ist, zum Deutschen Mühlentag die Pforten seiner "Holländerin" von 10 bis 17 Uhr wieder für Jedermann öffnet. "Da können Interessierte dann auch das nicht minder beeindruckende Innenleben der zweistöckigen Mühle bestaunen", wirbt Münichshofer. Und weil überdies Kaffee, Kuchen und Deftiges vom Grill geboten werde, lohne ein Besuch auf jeden Fall.

+++Auch als Filmkulisse überaus beliebt+++

Das war nicht immer so. Noch vor zehn Jahren bot die 1866 erbaute Windmühle ein Bild des Jammers: das Reetdach gefleddert, die Flügel brüchig, die Galerie morsch. Weil Besitzer Helmut Blanck, ein direkter Nachfahre der ersten Müllerfamilie, Geld und Kraft für die Erhaltung fehlten, bat er zu Beginn des neuen Millenniums um Hilfe. Was er selbst kaum für möglich gehalten hatte, geschah: die Mühle mobilisierte viele Mitbürger. In Windeseile gründete sich jener Verein, dem heute 223 Mitglieder angehören. "Konnte ja auch gar nicht anders sein", findet Münichshofer. Schließlich gehöre die Mühle zum Wappen von Kampen. Und finde sich auch im Emblem des hiesigen Schützenvereins wieder: "Es wäre ja ein Frevel gewesen, das Aushängeschild der Region einfach verfallen zu lassen."

So sehen das auch seine vielen Mitstreiter. 2001 sorgten sie dafür, dass ein detaillierter Renovierungsplan erstellt wurde. "Die Sanierung des Daches und der Galerie hatten natürlich Vorrang, um das Innenleben der Mühle zu schützen und damit ihre Stabilität zu gewährleisten", sagt Hans-Jürgen Meyer, der Leiter des Bauausschusses.

Doch bei allem Willen selbst mit anzupacken, mussten erst einmal die erforderlichen finanziellen Mittel für die fachgerechte Rekonstruktion aufgetrieben werden. Zwar zahlt jedes ordentliche Vereinsmitglied zwischen zehn und 30 Euro für zwölf Monate. "Das sind aber keine 4.000 Euro pro Jahr, damit hätten wir nicht viel bewegen können", weiß Meyer. Allein die Sanierung des Reetdachs war mit 15.000 Euro veranschlagt, verschlang letztlich aber satte 22.000 Euro.

Doch die Begeisterung der Mühlenbauer war offenbar ansteckend. 2003 unterstützte die Stiftung der Sparkasse Harburg-Buxtehude den Verein mit einem Scheck über 13.000 Euro. Und ein anonymer Spender legte gleich noch 5.000 Euro oben drauf. "Vielleicht, weil wir nicht erst gebettelt, sondern gleich mal selbst reingehauen haben", mutmaßt Münichshofer.

Noch im selben Jahr wurde die Sanierung der Galerie vollendet. Das notwendige Eichenholz stellten Bauern der Umgegend zur Verfügung. Die halfen 2005 auch beim Entsorgen der alten Reetlagen. "Die Neueindeckung war die einzige Fremdleistung, die wir eingekauft haben", berichtet Vorstandsmitglied Fred-Kennet Wengert.

Sogar die Erneuerung der stählernen Flügelkonstruktion bewerkstelligte der Verein in Eigenregie. Peter Holste, im bürgerlichen Leben eigentlich Tiefbauer, nahm sich 2006 dieser diffizilen Aufgabe an. In zahllosen Stunden ehrgeiziger Tüftelei ersetzte er die maroden Holzklappen durch Alu-Jalousien. "Jetzt braucht es zwar schon Windstärke vier, um die metallenen Flügel zum Rotieren zu bringen. Aber die tun der Schönheit der Mühle keinen Abbruch", so Besitzer Helmut Blanck.

Auch von gelegentlichen Rückschlägen ließen sich die engagierten Mühlenfans nicht ausbremsen. So brach bei der offiziellen Wiedereinweihung 2008 ein Teil des sogenannten Steerts, mit dem der zwölf Tonnen wiegende Mühlenkopf manuell in den Wind gestellt wird. Der Balken mit der Umlenkrolle krachte dabei aus mehreren Metern Höhe auf die Galerie. Wie durch ein Wunder blieben seinerzeit alle Hobbymüller unverletzt.

Die nahmen das glimpflich ausgegangene Malheur als gutes Omen und haben seitdem den Innenausbau weiter vorangetrieben. 2009 wurden neue Fenster eingesetzt. In diesem Jahr soll ein Elektroantrieb für das Hammerschlagmahlwerk eingepasst werden. Insgesamt 5.500 ehrenamtliche Stunden wurden in den vergangenen zehn Jahren geleistet und dabei etwa 80.000 Euro investiert. Damit hat die Mühle momentan einen geschätzten Wert von 250.000 Euro. Jeden zweiten Sonnabend im Monat wird ab 8 Uhr gewerkelt. Wer Zeit und etwas handwerkliches Know-how hat, ist gern gesehen.

Tag der offenen Tür am Pfingstmontag, 28. Mai, von 10 bis 17 Uhr in der Holländerwindmühle Kampen, Am Mühlenberg 25, 21261 Welle. Spendenkontos: Sparkasse Harburg-Buxtehude, BLZ 207 500 00, Kto-Nr. 430 00 660 oder Volksbank Nordheide eG, BLZ 240 603 00, Kto-Nr. 230 047 1100. Weitere Infos im Internet unter www.windmuehle-kampen.de