Weil Unbekannte einen Gebäudetrakt im Gymnasium Athenaeum Stade fluteten, müssen viele Schüler ausweichen. Die sind “tierisch sauer“.

Stade. Die Schüler des Stader Gymnasiums Athenaeum sind sauer. Sie verstehen nicht, warum jemand in der Nacht zum Himmelfahrtstag ihre Schule geflutet und 19 Räume zerstört hat. Der Schulbetrieb läuft weiter. Doch die Schüler werden zusätzlich belastet. Der komplette elfte Jahrgang, rund 150 Schüler, wird seit Mittwoch am Vincent-Lübeck-Gymnasium (VLG) unterrichtet. Andere Klassen wurden von der Hauptschule Thuner Straße sowie der Friedrich-Fröbel-Schule aufgenommen. Die Situation entspannt sich erst nach den Sommerferien, wenn der Athenaeum-Neubau fertig ist.

In der Nacht zum vergangenen Donnerstag hatten unbekannte Täter drei Wandhydranten im sogenannten Mittelbau des Athenaeums aufgedreht und den gesamten Gebäudetrakt mit neun Fach- und zehn Klassenräumen geflutet. Für Schulleiter Wolfgang Horn und seine Mitarbeiter musste nun ein Notfallplan her. Es galt, vor allem für den elften Jahrgang, eine schnelle und möglichst optimale Lösung zu finden. Die knapp 150 Schüler bereiten sich schon auf ihr Abitur im kommenden Jahr vor. Heute schreiben sie eine vierstündige Klausur, die bereits in ihre Abschlussnote einberechnet wird.

+++Eine unfassbar unsinnige Aktion+++

Das größte Problem sei mit dem Wegfall der Fachräume entstanden, sagt Schulleiter Horn. Die Schüler seien in ihrer Ausbildung beeinträchtigt. Die "große Rettung", gerade für den elften Jahrgang, war das schnelle Handeln der Verantwortlichen am VLG, die sofort einen Stundenplan entworfen haben, um die Schüler vom Athenaeum aufzunehmen. Am Mittwochmorgen hat VLG-Schulleiterin Jutta Neemann die Gäste empfangen, die nun bis zu den Sommerferien am zweiten Stader Gymnasium unterrichtet werden. Das VLG hat bereits einen neuen Anbau und somit mehr Fachräume zur Verfügung.

"Ich hoffe, dass wir ihnen wirklich helfen können", sagt Neemann. Für den elften Jahrgang am Athenaeum ist die Hilfe wertvoll. "Das Wichtigste sind die Fachräume, und die haben wir nur hier", sagt Schulsprecher Steven Müller. "Es gab auch keine andere Lösung", ergänzt Kent Fredriksdotter, ebenfalls Schulsprecher. Beide sind, wie auch Schülervertreter Maximilian Eichhorn, in der elften Klasse. Sie alle sind nicht glücklich mit der jetzigen Situation.

Ihr gesamter Jahrgang muss nun sehen, wie er zum VLG gelangt, die Distanz zwischen den beiden Gymnasien beträgt immerhin knapp drei Kilometer. Die Schüler müssen in der Klausurvorbereitungsphase für das Abitur also zusätzlichen Stress auf sich nehmen. Entsprechend groß ist ihr Zorn auf den oder die Täter. "Ich bin tierisch sauer, so etwas ist unverantwortlich", sagt Schulsprecher Steven Müller.

+++Athenaeum-Trakt überflutet, Unterricht geht dennoch weiter+++

"Ich finde dafür keine Worte, weil es so sinnlos ist", sagt Athenaeum-Schulleiter Horn und ergänzt: "Es wurde nichts anderes erreicht als die Zerstörung des Gebäudes." Der Schulleiter wurde in der Nacht zum Himmelfahrtstag gegen 3.30 Uhr angerufen. Als er an der Schule eintraf, habe sich ihm "ein gespenstisches Bild" geboten. Auf den Gängen war es dunkel, lediglich die Scheinwerfer der Feuerwehr sorgten für Licht. "Es tropfte von der Decke wie in einer Dusche", so Horn. Einsatzkräfte schätzten den Schaden in der Nacht auf mehrere Zehntausend Euro.

Mittlerweile hat sich ein Gutachter ein erstes Bild vom Schaden gemacht. Wie groß der tatsächliche Schaden ist, kann jedoch noch immer nicht gesagt werden. In den nächsten Tagen und Wochen müssen alle Deckenverkleidungen in den betroffenen Etagen runter- und sämtliche Fußböden aufgenommen werden. Dann muss geprüft werden, ob der Estrich getrocknet werden kann oder auch herausgenommen werden muss. Wie teuer es wird, könne noch nicht abschließend gesagt werden, sagt Stades Erster Kreisrat Eckart Lantz, er gehe aber derzeit von mehr als 100.000 Euro aus.

Das Platzproblem am Athenaeum wird sich mit dem fertigen Neubau nach den Sommerferien lösen. Der betroffene Mitteltrakt sollte dann ohnehin saniert werden und stünde nach den Ferien nicht zur Verfügung. Allerdings ging es bei der Sanierung um das Versetzen von zwei Wänden zur Verbesserung der Situation in den Fachräumen und um neue Anschlüsse. "Jetzt müssen wir die Sanierung entsprechend umplanen", sagt Lantz.

Unterdessen wird sich auch die Stader Kreispolitik erstmals mit dem Wasserschaden im Athenaeum beschäftigen. Der Grünen-Kreistagsabgeordnete Hans-Joachim Raydt hat dazu eine Anfrage für den Feuerschutzausschuss des Landkreises Stade gestellt, der heute um 15 Uhr im Schulungsraum der Feuerwehrtechnischen Zentrale, Ohle Kamp 3, in Stade Wiepenkathen beginnt. Raydt will wissen, wie die Schulen im Landkreis gegen solche Ereignisse abgesichert sind. Er fragt, ob es Alarmanlagen und optische oder sonstige Überwachungseinrichtungen gebe. Außerdem will er wissen, ob ein Sicherheitskonzept vorhanden sei.

Für die Schüler vom Athenaeum ist primär wichtig, dass die Situation für sie geklärt ist. Die mündlichen Abiturprüfungen wurden von Montag bis Mittwoch ordnungsgemäß abgenommen. Für die Schüler wurden dank der sofort angebotenen Mithilfe aller Stader Schulen Ausweichstandorte gefunden. Diese ermöglichen trotz der Unannehmlichkeiten eine akzeptable Situation. "Für zwei Monate wird das auszuhalten sein", sagt Schülervertreter Maximilian Eichhorn. Er hofft, dass die Täter gefunden und zur Rechenschaft gezogen werden. Die Polizei ermittelt.