Abenteuer Faltertage 2012: Der BUND ruft im Landkreis Stade zur großen Zählaktion auf. Heimische Schmetterlingsarten sind zunehmend bedroht.

Stade. Orangefarbene Zierquitte, weißblütiger Waldklee, violette Fliederdolden, duftschwere sattgelbe Blüten des wilden Rhododendron - sobald die Temperaturen milder werden und die Sonne intensiver scheint sind die Schmetterlinge wieder im Anflug. Mit ihren interessanten Farb-Designs faszinieren unsere heimischen Tagfalter Naturfreunde immer wieder. Es gibt Spinner und Spanner, Schwärmer und Bohrer, Wickler, Dickköpfe und die ganz Edlen. Sie haben so ausgefallene Namen wie Mondvogel oder Gammaeule, Lattichmönch oder Purpurbär. In der artenreichen Insektenwelt sind Schmetterlinge Sympathieträger und Inbegriff für Sommerwonne und Leichtigkeit.

In Deutschland sind rund 3700 Schmetterlingsarten heimisch. Der größte Teil davon sind Nachtfalter. Auf die Tagfalter entfallen gerade 190 Arten. Ihnen begegnen wir in Feld und Flur aber deutlich öfter, als den "Nachtschwärmern". Auch in Gärten sind sie zu Gast, wenn dort außer Rasen, Buchsbaum und Koniferen auch Blumen, Wildstauden, Brennnesseln und Blütensträucher als Nahrungsquelle wachsen.

Nun ruft der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) wieder zur bundesweiten Schmetterlingszählung auf. Jeder kann sich bis zum 31. Oktober daran beteiligen. Überdies gibt es zu Pfingsten und am letzten Augustwochenende die Schmetterlings-Aktionswochenenden.

Im Rahmen der Aktion "Abenteuer Faltertage" sammelt der BUND Informationen zum Bestand von zehn bislang noch weit verbreiteten Schmetterlingsarten. Gleichzeitig wollen die Bund-Aktivisten auch auf die Bedrohung der Falter hinweisen und die Öffentlichkeit für den Naturschutz sensibilisieren. Denn inzwischen stehe ein Großteil der heimischen Falter auf der Roten Liste der gefährdeten Arten, so Birgit Husmann, Biologin des BUND bei der Kreisgruppe Stade. "Nur etwa einem Fünftel der heimischen Schmetterlingsarten in Deutschland geht es noch richtig gut. Unsere Schmetterlinge leiden deutlich unter der industriellen Land- und Forstwirtschaft mit ihrem massiven Einsatz von Pestiziden, der Zersiedelung der Landschaft und dem Verlust ihrer Lebensräume", sagt Birgit Husmann.

Neben der Teilnahme an der Schmetterlingszählung gibt es noch weitere Möglichkeiten, etwas für den Natur- und Schmetterlingsschutz zu tun. "Wer im eigenen Garten auf Pestizide verzichtet und schmetterlingsfreundliche, sprich heimische Blumen pflanzt, kann kleine Schmetterlingsoasen entstehen lassen", so Birgit Husmann. Die Blumen sollten am besten in torffreier Blumenerde wachsen, denn für die Torfproduktion würden Moore zerstört, die wiederum Heimat vieler Schmetterlinge und anderer Tier- und Pflanzenarten seien, so die Biologin.

Überlebenshilfen kann jeder geben, der im Garten, auf der Fensterbank oder dem Balkon ein paar Nektarpflanzen für Falter wachsen lässt. Diese heimischen Pflanzen sind auf ihre Art ebenso attraktiv in Form und Farbe, wie manche Mode-Exoten. Stauden und Pflanzen wie Bartblume, Akelei, Blaukissen, Lavendel, Fetthenne, Herbstaster, Judastaler, Flammenblume, Prachtscharte, Sommerflieder, Steinkraut, Sonnenblume, Thymian und viele weitere Pflanzen bieten optisch farbenfrohe Abwechslung und für Schmetterlinge wichtige Nahrungsgrundlagen.

Auch zahlreiche Arten und Gartenformen von Disteln wie Kugel- oder Edeldisteln ziehen die bunten Gaukler der Lüfte an. Wer im Garten viel Platz und ein Herz für Schmetterlinge hat, sollte Spritzwegerich, Brombeere oder Brennnesseln nicht als Unkraut entfernen. Diese Wildpflanzen sichern vielen Falterarten das Überleben.

"Von den bedrohten 1033 Schmetterlingsarten auf der roten Liste in Niedersachsen sind derzeit 308 Arten ungefährdet", so Alexander Pelzer vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) in Hannover. Er betreut dort das Tierarten-Erfassungsprogramm. Allerdings sei die genaue Erfassung bei Schmetterlingen sehr schwierig, weil nur wenige Experten alle Arten genau kennen, so Pelzer. "Arten wie Trauermantel und Schwalbenschwanz, die blütenreiche Wald und Feldraine zum Leben brauchen, sind kaum noch zu sehen." Auch Fuchs und Tagpfauenauge hätten durch die Wetterbedingungen der vergangenen Jahren stark gelitten.

Beim "Abenteuer Faltertage" können Teilnehmer per Zählbögen ihre Beobachtungen melden. Mit den anschaulich bebilderten Bögen lassen sich die verschiedenen Arten leicht erkennen und vergleichen. Bögen und ein Infoheft gibt's kostenlos bei der BUND-Kreisgruppe Stade, im Hans-Kelm-Haus, Am Bohrfeld 8. Unter www.bund.net/faltertage können die Bögen auch heruntergeladen werden. Die gesammelten Daten werden am Ende der Saison ausgewertet und mit den Vorjahreszahlen verglichen.

Die BUND-Mitglieder im Hans-Kelm-Haus, Telefon 04141/633 33, informieren montags bis donnerstags von 13 bis 17 Uhr und freitags von 13 bis 16 Uhr zu allen Fragen der Zählaktion.