Der Verein Alter Hafen nutzt den Kran seit 1999 für Touristen. Im nächsten Jahr soll stattdessen womöglich ein Gastronomiebetrieb entstehen.

Stade. Die Mitglieder des Vereins Alter Hafen Stade sind verunsichert. Sie befürchten, dass sie in absehbarer Zeit den alten Kran am Fischmarkt räumen müssen. Die Stadt braucht den Kran für andere Zwecke.

Seit 1999 betreibt der Verein, der Eigner des Stader Museumsschiffs Greundiek und der beiden Fleetkähne Aurora und August ist, in dem historischen Kran ein Tourist-Informationszentrum. Damit bestreitet der Verein, der ausschließlich mit ehrenamtlichen Helfern arbeitet, einen Großteil des maritimen Tourismusprogramms der Hansestadt - mit großem Erfolg. Die Fleetkahn-Fahrten sind meist schnell ausgebucht, ebenso wie die Fahrten der Greundiek. Geöffnet ist der Kran täglich von 10 bis 18 Uhr und wird von den Touristen, die nach Stade kommen, stark frequentiert.

"Im nächsten Jahr erwarten wir den 700 000. Besucher im Holzkran. Selbst während der Umbauphase des Fischmarktes kamen rund 48 000 Besucher, um sich von uns über Stades maritime Vergangenheit informieren zu lassen", sagt Wolfram Schmidt, Kassenwart des Vereins Alter Hafen.

Die Stadt will den Kran nun gastronomisch nutzen. "Im Februar dieses Jahres hörte ich zum ersten Mal von den Plänen. Am 23. März schrieb ich an Bürgermeisterin Silvia Nieber und bat sie um Aufklärung. Nach vier Wochen hatte ich immer noch keine Antwort und hakte nach", sagt Dieter-Theodor Bohlmann, 1. Vorsitzender des Vereins.

Dann endlich kam eine Antwort aus dem Stader Rathaus. Aber nicht von Nieber, sondern von Stadtbaurat Kersten Schröder-Doms. Bohlmann: "Er schrieb mir, dass eine vorübergehende gastronomische Nutzung wahrscheinlich für den Zeitraum beabsichtigt ist, in dem die Hudebrücke saniert beziehungsweise neu gebaut wird. Und die gastronomische Nutzung der Brücke wegen der Baustelle nicht möglich ist."

In einem späteren persönlichen Gespräch habe Schröder-Doms dann durchblicken lassen, dass die Stadt wohl eine dauerhafte gastronomische Nutzung des Holzkranes plane. "Das würde für unser Informationszentrum natürlich das Aus bedeuten." Der Holzkran gehört der Stadt. Einen Nutzungsvertrag zwischen Stadt und Verein gibt es bislang nicht.

Saniert werden soll die Hudebrücke in Stade 2013. Wolfram Schmidt: "In den ersten Jahren stellte die Stadt uns Ein-Euro-Jobber für unser Tourist-Informationszentrum zur Verfügung." Im Januar sei dieses Programm aber ausgelaufen. Seitdem würden Ehrenamtliche des Vereins das Angebot für die Touristen in Stade aufrecht erhalten. Das sei schon ein enormer Kraftakt. "Durch die Pläne der Stadt sehen wir unsere ehrenamtliche Arbeit für die Stadt, für den Tourismus in den Schatten gedrängt", so Schmidt. Rechtlich sitzt die Hansestadt am längeren Hebel. Der Verein hat nicht nur keinen Vertrag für den Kran, er zahlt auch keine Nutzungsgebühr.

Bürgermeisterin Silvia Nieber (SPD) bestätigt gegenüber dem Abendblatt die Pläne der Stadt und sagt: "Es ist richtig, dass wir eine Lösung für den Gastronom brauchen. Als Bürgermeisterin kann ich ihn nicht im Regen stehen lassen, wenn seine wirtschaftliche Existenz gefährdet wird, weil wir die Hudebrücke sanieren müssen." Andererseits sei die Arbeit des Vereins Alter Hafen für die Stadt sehr wichtig: "Wir werden eine einvernehmliche Lösung finden, bisher haben wir noch immer Lösungen für Probleme gefunden." Es könne, so verteidigt Nieber den Standpunkt der Stadt, aber keine Rede von Rausschmiss oder despektierlichem Umgang mit dem Verein Alter Hafen und seiner ehrenamtlichen Arbeit sein.

Bis zum Spätsommer nächsten Jahres, vorher sei kaum mit den Bauarbeiten an der Hudebrücke zu rechnen, werde man gemeinsam mit dem Verein ein Ausweichquartier für das Tourist-Informationszentrum gefunden haben. Nieber weiter: "Das wird aber erst akut, wenn sich denn überhaupt erst heraus gestellt hat, dass der Holzkran eine praktikable Lösung für den Gastronom ist." Wie wichtig die Arbeit des Vereins für die Stadt sei, zeige sich schon daran, dass im Rathaus gerade an einer Nutzungsvereinbarung für den Kran mit dem Verein gearbeitet werde, damit dessen Engagement auf sichere Füße gestellt werden könne.

Kristina Kilian-Klinge, CDU-Fraktionschefin im Stader Stadtrat, wie auch Kai Holm, SPD-Fraktionschef, stellten ebenfalls klar, dass auch sie Wert darauf legen, dass eine für alle Beteiligten vernünftige Lösung gefunden werde.