Der erfolgreiche Sänger und Songschreiber Pohlmann (“Wenn jetzt Sommer wär“) spricht im Interview über sein Hobby Tauchen.

Stade. "Unten im Meer", so heißt der Song, in dem der Hamburger Sänger Pohlmann vom Tauchen singt. Eine Leidenschaft, die er in seinem jüngsten Urlaub entdeckte. Bevor er am 15. November im Stadeum und am 6. Dezember in der Fabrik auftritt, verrät er im Interview, was ihm am Tauchen so viel Spaß macht und warum er sich für den Schutz der Meere einsetzt.

Hamburger Abendblatt : Lassen Sie uns über das Tauchen sprechen! Wann haben Sie das Tauchen für sich entdeckt?

Pohlmann: Das war vor ungefähr drei Jahren auf Bali im Urlaub. Da war ich Wracktauchen. Wobei ich dazu sagen muss, dass ich mich nicht als richtiger Taucher ausgeben kann. Denn seit dem Urlaub war ich nirgendwo, wo man tauchen kann. Ich würde aber gerne öfter Tauchen. Ich habe gerade jemand kennengelernt, der auf Ibiza Tauchkurse anbietet, und da werde ich demnächst meinen Tauchschein machen. Wenn ich den habe, will ich unbedingt im Roten Meer tauchen.

Abendblatt : Das Tauchen hat Sie so sehr beeindruckt, dass Sie für Ihr aktuelles Album einen Song mit dem Titel "Unten im Meer" geschrieben haben.

Pohlmann: Genau. Die Idee dazu kam mir schon im Urlaub. Ich hatte eine Gitarre dabei und habe schon auf Bali ein bisschen daran rumgewerkelt. Das Lustige ist, der Song fängt an mit der Textzeile "Ich ging unter Wasser mit ner Sauerstoffflasche". Ich wurde dann später darauf aufmerksam gemacht, dass in der Flasche gar kein reiner Sauerstoff ist, da würde man sterben. Luft ist ja nur angereichert mit Sauerstoff. In dem Song ist also ein physikalischer Fehler. (lacht)

Abendblatt: Erzählen Sie uns von Ihrem Tauchgang.

Pohlmann: 50 Meter vor der Küste Balis liegt ein 150 Meter langes, altes US-amerikanisches Schlachtschiff. Das fängt in nur drei Metern Tiefe an und geht dann schräg runter. Ziemlich abgefahren. Normalerweise sieht man so etwas als Anfänger nicht, weil die Schiffe meistens weiter weg liegen. Mittlerweile werden Schiffe sogar küstennah versenkt, damit sich da Korallenriffe bilden. Aber dieses Schiff ist tatsächlich eines natürlichen Todes im Krieg gestorben, nachdem es von den Japanern beschossen wurde. Das war schon beeindruckend.

Abendblatt: Gab es Momente, in denen Sie da unten Angst hatten?

Pohlmann: Unter Wasser nicht. Aber vorher habe ich schon Respekt gehabt. Unterwasseraufnahmen haben mich mein Leben lang fasziniert. Ich saß dann immer mit Herzklopfen vorm Fernseher und dachte "Wahnsinn, wie kann man sich das trauen, an so einer Höhle vorbeizuschwimmen, wenn man nicht weiß, was da vielleicht raus kommt". Da war ich wohl auch durch Filme wie "Der weiße Hai" oder "Die Tiefe" geprägt. Ich kann mir sogar im Schwimmbad einbilden, mich verfolge etwas. (lacht) Aber ich habe mir einfach gesagt, ich muss das machen, auch wenn ich Angst habe.

Abendblatt: Und das hat geklappt?

Pohlmann: Ja, unter Wasser fühlt man sich mit der Taucherflasche viel sicherer als erwartet. Weil man sich in alle Richtungen drehen kann. Schnorcheln zum Beispiel ist unsicherer vom Gefühl. Ich glaube nicht, dass ich Angst gehabt hätte, wenn mir ein Hai entgegengekommen wäre.

Abendblatt: Sie haben also keinen gesehen?

Pohlmann: Nein. Da, wo wir waren, gibt es zwar Weißspitzen-Riffhaie, aber das sind Nachttiere, und sehr groß sind sie nicht. Die hätte ich überwunden, glaube ich. Einen Barrakuda habe ich gesichtet! Und irgendwelche verrückten, super bunten Staubsaugerfische. Wenn man es schafft, ein bisschen auf der Stelle zu bleiben und nicht die ganze Zeit von der Strömung durch die Gegend getrieben wird, entdeckt man immer mehr von dieser Mikrowelt. Überall zwischen den Korallen ist Leben und man sieht ganz viele kleine, bunte Fischschwärme.

Abendblatt: Was fasziniert Sie an der Unterwasserwelt so sehr?

Pohlmann: Für mich ist das eine Welt, die etwas Alien-haftes hat. Alle deine Sinne, also Riechen, Sehen, Schmecken, Hören, ändern sich dort komplett. Und die Lebewesen dort haben sich über Millionen von Jahren in ein komplett anderes Element entwickelt. Das hat mich schon immer fasziniert. Wenn wir uns vorstellen wollen, wie es im Universum aussieht, müssen wir eigentlich nur den Kopf unter Wasser halten. Da sieht man, wie die Natur arbeitet, erfindet und Dinge unter anderen Umständen erschafft. Das ist in Zoos oder Aquarien einfach nicht zu konservieren. Wenn das Meer kaputt ist, ist es kaputt. Und wenn zum Beispiel der Golfstrom zum Erliegen kommt, verändern sich auch die Wetterverhältnisse dramatisch.

Abendblatt: War Ihnen die Bedeutung der Meere schon immer bewusst, oder sind Sie aufmerksamer geworden, seit Sie tauchen waren?

Pohlmann: Ich habe mit 16 mal einen Bericht über das Töten der Delfine in Japan gesehen. Darüber gab es vor einigen Jahren dann auch den Film "Die Bucht". Da bin ich durchgedreht. Denn ich sage mal so: Schweine können wir züchten. Natürlich ist Massentierhaltung keine Lösung. Aber wenn ich über die Überfischung der Meere nachdenke oder sehe, was mit Affen oder dem Regenwald passiert, werde ich wütend. Weil das alles Geschöpfe sind, die nicht mehr wiederkommen, wenn wir sie zerstört haben.

Abendblatt : Sie selbst engagieren sich deshalb für den Schutz der Meere und haben die Einnahmen ihrer Konzertreihe "Rocker vom Hocker" schon gespendet.

Pohlmann: Ja, es gibt zwei Vereine, die ich unterstütze. Zum einen die Initiative Deepwave, die sich für den Schutz der Hoch- und Tiefsee einsetzt. Und zum anderen das Projekt Aldebaran, die an Bord ihres Schiffes Radio- und Fernsehbeiträge produzieren und dabei auch Forschungsarbeit betreiben. Deepwave haben erst kürzlich auf der MS Stubnitz den Film "The End Of The Line" über die Überfischung der Meere gezeigt, den ich mir angesehen habe. Das ist eigentlich das, was jeder machen kann: Sich hin und wieder mal Filme anschauen und sein Herz dafür öffnen. Das wird dann schwer, und irgendwann fängt man an, sich zu verändern. Wussten Sie, dass Mitsubishi der größte Thunfischeinkäufer der Welt ist?

Abendblatt: Die Autofirma?

Pohlmann : Ja, Fisch ist eine Aktie, und der mit den meisten Fischen kann die Preise machen. Ganz egal, ob der Autos oder Fisch verkauft. Man muss heute kein Fischer mit Herz, Seele und einer Angel in der Hand mehr sein. Aber vielleicht ist es ja irgendwann mal so weit, dass in Singapur die riesigen Flotten an Schiffen nur noch so wenig fangen, dass der Sprit zu teuer wird. Dann werden die Schiffe stillgelegt und verrotten. Hoffentlich ist der Point of no return bei den vielen bedrohten Fischarten dann noch nicht überschritten. (abendblatt.de)

Fotostrecke mit Tauchfotos von Pohlmann unter www.abendblatt.de/stade