Das Twielenflether Freibad ist weiterhin defizitär. Jetzt sollen die laufenden Kosten kräftig gesenkt werden. Einsparung von Heizkosten erfolgt.

Hollern-Twielenfleth. Die Samtgemeinde Lühe hat mit dem Freibad Hollern-Twielenfleth auf dem Twielenflether Außendeichgelände ein attraktives Freizeitobjekt von besonderem Reiz. Die Badanlage, von der aus die Badegäste im Becken auf die Elbe und die großen Pötte gucken können, ist gepflegt und beliebt bei Besuchern aus der Region wie auch bei den Feriengästen im Alten Land. In diesem Jahr muss die Eröffnung der Saison von Mitte Mai auf Anfang Juni verschoben werden. Der Grund ist eine unaufschiebbare Reparatur am Wasserfilter, der für alle drei Schwimmbecken das Badewasser sauber hält.

Wie alle Freibäder ist auch die "Blaue Lagune" am Elbdeich in finanzieller Hinsicht ein Fass ohne Boden für den Träger des Objekts, die Samtgemeinde Lühe. Der Samtgemeinde-Kämmerer Kai Schulz steht jedes Jahr vor neuen Defiziten. Doch die sind unausweichlich, wenn die Kommune denn die Schwimmanlage mit dem einmaligen Panoramablick auf die Region erhalten will.

Noch vor einigen Jahren stand wegen der hohen Kosten die Schließung des Bades zur Debatte. Um das zu verhindern, übernahm der Förderverein Freibad Hollern-Twielenfleth (FFHT) im Jahr 2006 die Sportanlage von der Samtgemeinde. Zum Jahresbeginn 2011 gab der Verein das Objekt wegen der enormen Finanzlasten an die Samtgemeinde zurück.

Nach einem Ratsbeschluss übernahm dann wieder die Samtgemeinde Lühe das Freibad. Sie arbeitet seither daran, mit Sparkonzepten schrittweise die hohen Energiekosten von etwa 40 000 Euro jährlich zu senken. Mit dem Förderverein wird seither aber weiter Hand in Hand zusammengearbeitet. Samtgemeindebürgermeister Hans Jarck: "Von dort bekommt die Samtgemeinde jede Menge ehrenamtlicher Hilfe und gute Ideen." Der neue Vorsitzende Kai Klegräfe, der den Verein seit Februar dieses Jahres führt, hat mit seinen Mitstreitern wieder einen Aktionstag im Freibad organisiert.

"Wir haben das Badteam bei Gartenarbeiten unterstützt und neue Pflanzen gekauft", sagt Klegräfe. Zudem wolle man vom Verein eine Chlorgas-Überwachungsanlage für etwa 5000 Euro und die Dienstkleidung für die Schwimmmeister und das Personal beisteuern. Mit Hilfe von Sponsoren soll es neue Bänke geben und auch der Eingangsbereich mit Tischen und Stühlen komfortabler gestaltet werden. Für das kommende Jahr wollen die rund 140 Vereinsmitglieder das Bad auch mit einer Beach-Soccer-Anlage aufwerten.

Trotz aller Unterstützung bleibt der Freibadbetrieb ein Subventionsprojekt für die Samtgemeinde. "Für den Ergebnishaushalt beschert das Bad ein Defizit in Höhe von 192 600 Euro, ohne Berücksichtigung von Abschreibungen und Erträgen aus der Auflösung von Sonderposten", sagt Kai Schulz. Pro Besucher buttert die Samtgemeinde somit durchschnittlich 5,84 Euro für das Badevergnügen dazu.

In der vergangenen Badesaison, mit einem teilweise zu kühlen und verregneten Hochsommer, kamen rund 33 000 Besucher und zahlten 41 600 Euro Eintritt, so Kämmerer Schulz. Davon lassen sich jedoch nicht einmal die Personalkosten des Freibad-Teams in Höhe von 105 300 Euro decken. Der Unterhaltungs- und Bewirtschaftungsaufwand schlägt mit 129 800 Euro zu Buche, dazu kommen noch 1600 Euro sogenannter Geschäftsaufwand, rechnet Schulz vor. Zum Schwimmbad-Etat gehörten Investitionen in Höhe von 153 700 Euro und Investitionszuschüsse von 51 600 Euro sowie Spenden in Höhe von 2500 Euro. In der Saison 2010, kamen bei wesentlich besserem Wetter etwa 50 000 Besucher. Somit können die Badbetreiber bei einem schönen, warmen Sommer mit deutlich mehr Besuchern rechnen, als 2011.

Der verspätete Start in die Badesaison dürfte sich bei den aktuellen Temperaturen noch nicht allzu nachteilig auswirken, so Schwimmmeister Rolf Stehrenberg. Der Mann hat 20 Jahre Berufserfahrung und sorgt seit 2005 in Hollern-Twielenfleth mit seinem Kollegen Uwe Koschnik und den anderen Mitarbeitern für reibungslosen Badebetrieb. Doch dahin ist es in diesem Jahr noch ein steiniger Weg.

"Als der Quarzsand im Wasserfilter ausgetauscht werden sollte, wurden im Filtersystem Defekte festgestellt, die unbedingt behoben werden müssen", sagt Stehrenberg, der selbst zum Werkzeug greift. Der gewaltige Filter reinigt über verschiedene Kreisläufe das gesamte Badewasser, damit es während des Badebetriebs stets hygienisch einwandfrei bleibt.

Ob es bei den vorerst veranschlagten etwa 65 000 Euro Reparaturkosten für den Filter bleibt, kann erst nach Abschluss aller Arbeiten gesagt werden. Auf jeden Fall versprechen sich die Schwimmmeister, der Träger des Bades und der Vorsitzende des Fördervereins in diesem Jahr erstmals Einsparungen bei den Energiekosten.

Nachdem gemeinsam mit dem Oldendorfer Energie-Experten Manfred Kaminsky und dem Förderverein nach sinnvollen und realisierbaren Einsparungsmöglichkeiten gesucht wurde, konnte die erste Maßnahme für dieses Jahr technisch umgesetzt werden.

Mit einer High-tech-Plane für etwa 130 000 Euro, die wie ein Rollo über das Schwimmbecken gezogen wird, sollen Wärme- und Verdunstungsverluste im 50-Meter-Becken minimiert werden. Diese Saison werde die erste Testphase sein, so Klegräfe.

Denn das größte Energieproblem des Bades sei seine freie Lage auf dem Außendeich direkt an der Elbe, sagte Kaminsky nach der Auswertung seiner Energieverbrauchs-Analyse vom vergangenen Sommer. "Von der Elbseite weht der Wind extrem und kühlt das Wasser erheblich aus. Zudem verdunstet deshalb viel Wasser, das heißt, es muss Frischwasser zugelassen und mit hohem Energieaufwand von etwa fünf Grad auf mehr als 20 Grad Celsius aufgeheizt werden", erklärte Kaminsky, der als weitere Schritte zur Eindämmung der Heizkosten Solarenergie zum Erwärmen des Dusch- und Badewassers empfiehlt.