Nein, die Liberalen im Kreis Stade sind wahrlich nicht zu beneiden angesichts des derzeitigen Stimmungstiefs, in dem die Partei seit Monaten vor sich hindümpelt. Viele Wähler bezeichnen die FDP als eine Ansammlung von verlogenen Lobbyisten. Das mag für die Abgeordneten in Berlin vielleicht zutreffen, im Kreis Stade aber eher nicht.

Ein Blick nach Buxtehude und Jork verdeutlicht dies. Dort kämpfen Rudolf Fischer beziehungsweise Peter Rolker beinahe unermüdlich dafür, die Wünsche von Bürgern, die an sie herangetragen werden, politisch in den Fachausschüssen anzuschieben. Lobbyismus für Großkonzerne, Banken und Hoteliers sucht man auf lokaler Ebene vergeblich. Doch davon können sich die Liberalen im Kreis Stade nichts kaufen. Die Bundes-FDP macht mit ihrem Hickhack und ihrer Klientelpolitik vieles, wenn nicht gar alles zunichte. Was bleibt also?

Die Kreis-Partei könnte sich ein Vorbild an Schleswig-Holsteins FDP-Chef Wolfgang Kubicki nehmen, Berlin die kalte Schulter zeigen und ihr eigenes Süppchen kochen. Das würde der FDP lokal sicher Sympathien einbringen, es könnte aber zur Zerreißprobe werden. Nämlich dann, wenn andere ebenfalls diesen Weg beschreiten. Das wäre der Anfang vom Ende der Bundespartei.

Die FDP-Basis muss entscheiden, welchen Weg sie gehen will. Der FDP-Kreisvorsitzende Serkan Tören sagt, eine weitere Personaldebatte könne sich die Partei nicht leisten. Doch mit dem jetzigen Bundesvorstand ist keine Wahl zu gewinnen, er genießt kein Vertrauen. Wenn sich die Partei retten will, muss sie verständliche, bürgerorientierte und glaubhafte Politik liefern und vertrauenswürdige Spitzenpolitiker aufbieten. Wenn sie das nicht bald schafft, zerfällt die FDP auch im Kreis Stade.