Am Sonntag Wiedereröffnung des historischen Proviantspeichers mit moderner Ausstellung zu Stades Stadtgeschichte

Stade. Noch geht es im Schwedenspeicher am Alten Stader Hafen ziemlich chaotisch zu. Die Handwerker arbeiten im Akkord, erledigen die letzten Aufgaben. Gleichzeitig bestücken Museumsmitarbeiter die ersten Vitrinen, damit das Museum nach achtmonatiger Bauphase wie geplant an diesem Wochenende geöffnet werden kann. Mittendrin hetzt Direktor Sebastian Möllers hin und her, gibt Anweisungen und klärt letzte Details ab.

Ob er zufrieden sei? Sebastian Möllers lächelt. Trotz des Stresses in den vergangenen Tagen muss er nicht lange überlegen. "Absolut, ich bin ganz begeistert", sagt Möllers. Vor allem beim Innenausbau hätten die Handwerker sehr gute Arbeit geleistet. Schließlich sei keine der Vitrinen und kein Möbelstück aus der Serienproduktion. Nein, sie alle wurden extra angefertigt. Insgesamt wurden mehr als zwei Millionen Euro investiert. Zwei Etagen wurden komplett umgebaut.

Zudem gibt es einen neuen Außenfahrstuhl an der Rückseite des Gebäudes, damit alle Geschosse problemlos erreichbar sind. Ermöglicht wurde das Millionen-Projekt vor allem mit Fördergeld aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung, der Beteiligung der Hansestadt Stade sowie einer Spende des Chemiekonzerns Dow in Höhe von 400 000 Euro. Der historische Schwedenspeicher wurde im späten 17. Jahrhundert von der schwedischen Garnison errichtet, um dort Proviant zu speichern. Im Jahr 1971 hatte eine Bürgerinitiative dafür gesorgt, dass der historische Speicher nicht einem Parkplatz weichen musste. 1977 wurde das Museum mit 1650 Quadratmetern Ausstellungsfläche eröffnet. Seitdem hatte sich dort allerdings gestalterisch kaum etwas getan.

Diesen Sonntag wird das Schwedenspeicher-Museum den Besuchern erstmals in neuem Glanz gezeigt. Geöffnet ist es zwischen 10 und 18 Uhr. Zur Eröffnung locken die Museumsbetreiber nicht nur mit freiem Eintritt, es gibt auch ein besonderes Programm. Von 15.30 Uhr bis 16 Uhr spielen Gästeführer der Stade Tourismus GmbH vor dem Schwedenspeicher Szenen aus unterschiedlichen Jahrhunderten der Stader Stadtgeschichte nach.

Im Schwedenspeicher wird zwischen 11 bis 16 Uhr ein Hanse-Programm für Kinder angeboten. Es wird ein Bildteppich mit einer Hansekogge gewebt, mit der Armbrust auf ein Meeresungeheuer geschossen oder ein Hansekaufmann eingekleidet. Doch im Mittelpunkt werden die 1200 Quadratmeter völlig neu gestaltete Ausstellungsfläche stehen. Im September 2009 kam Sebastian Möllers als Projektleiter für den Umbau nach Stade.

Später setzte er sich gegen etwa 100 Mitbewerber durch und bekleidet seit Mai 2010 den Posten des Direktors beim Stader Museumsverein. Jetzt steht er kurz davor, ein Haus zu leiten, dass er sich quasi selbst ausgesucht hat. "Das ist ein Traum", sagt Möllers.

Der Museumsdirektor lebt seinen Traum und möchte diesen mit möglichst vielen Besuchern teilen. Wer den neuen Schwedenspeicher betritt, dem fällt sofort ein Deckendurchbruch auf: Glasvitrinen mit einigen der Stader Hafenfunde. Im Jahr 1989 wurden im Zuge von Sanierungsmaßnahmen erstmals archäologische Ausgrabungen im Becken des Alten Stader Hafens durchgeführt. Die dabei entdeckten Funde bilden jetzt die Grundlage in der neuen Dauerausstellung im Erdgeschoss des Schwedenspeichers.

In sechs Episoden wird dort die mehr als 1000-jährige Geschichte der Hansestadt dargestellt. Wer mehr erfahren möchte, kann sich entweder an einen der Medientische im Erdgeschoss setzen und bei einem leckeren Kaffee selbst ein wenig stöbern. Wer möchte, kann sich auch einfach eine Etage nach oben begeben. Dort wird eine der sechs Episoden der Stader Geschichte näher beleuchtet. Die Ausstellung soll alle fünf oder sechs Jahre gewechselt werden. Es geht los mit der Hansezeit.

Dort wird zum Beispiel das gesamte Warensortiment der Stader Händler gezeigt. Es wird anhand von Münzfunden und Verträgen belegt, wer die wichtigsten Handelspartner von Stade waren. Zwischendrin gibt es immer wieder abgetrennte Bereiche, in denen die Besucher interaktiv tätig werden können.

Wer möchte kann spielerisch herausfinden, welche Probleme der Stader Hafen und die Händler hatten und wie der Handel überhaupt funktionierte. Wer wissen möchte, warum Stade im Jahr 1601 aus der Hanse geflogen ist, findet ebenfalls eine Antwort. Der Schwedenspeicher ist von Sonntag an dienstags bis freitags, 10 bis 17 Uhr, sowie sonnabends und sonntags 10 bis 18 Uhr geöffnet.