Viel Lärm wird derzeit um den Erreger EHEC gemacht. Ist es aber sinnvoll, derart in Panik auszubrechen, wie es einige seit Tagen tun?

Einige Journalisten dramatisieren, spitzen zu. Da wird von Horror-Bakterien und Killer-Keimen gesprochen, von einer Epidemie ungeahnten Ausmaßes, eine Krisen-Sendung nach der anderen flimmert über die Fernsehkanäle. Diese Panikmacher, die schon bei Gammel-Döner, Dioxin-Eiern, Glykol-Wein und Rinderwahnsinn die Menschen mit kräftigen Schlagworten und rasanten Schlagzeilen verunsicherten, täten gut daran, sich zu mäßigen.

Sicher, EHEC ist gefährlich, das will niemand abstreiten und jeder Todesfall ist zu beklagen. Dennoch: Die Fälle sind in der Summe verschwindend gering. Alleine in Norddeutschland leben etwa 15 Millionen Menschen. Geschätzte 600 von ihnen haben sich mit dem Keim infiziert. Das sind etwa 0,004 Prozent der norddeutschen Bürger. Vier der Betroffenen sind bisher gestorben, zwei von ihnen waren älter als 80 Jahre. Sieht so eine Epidemie biblischen Ausmaßes aus? Abermillionen von Menschen in anderen Ländern der Welt wären froh, wenn sie nur mit solch kleinen Infektionsherden zu tun hätten, wie wir.

Rund 850 000 Menschen sterben jährlich an Malaria. Mehr als 2000 Menschen starben 2010 nach dem Erdbeben auf Haiti an Cholera, weltweit waren es knapp zwei Millionen. Etwa vier Millionen Menschen sterben jährlich an Lungenentzündung. Jeden Tag sterben nach vorsichtigen Schätzungen 1000 Menschen alleine in Südafrika an Aids - Tendenz steigend. Das sind Epidemien, über die man sich zurecht aufregen darf.