Niedersachsens große Gartencenter dürfen künftig nicht mehr öffnen. Inhaber fürchten um Umsätze

Buxtehude/Hannover. Gar nicht rosig ist derzeit die Stimmung zwischen den Geschäftsleitungen großer Gartencenter und der niedersächsischen Landesregierung. Für die Verstimmung sorgt ein neuer Erlass aus dem Sozialministerium. Dieser besagt, dass Gartencenter und Gärtnereien, die mehr als 700 Quadratmeter Verkaufsfläche haben, in Zukunft nicht mehr an Sonn- und Feiertagen öffnen dürfen.

Bisher nutzten viele Floristikmärkte eine Regelung im niedersächsischen Ladenschlussgesetz, nach der sonn- und feiertags für drei Stunden Waren des sogenannten täglichen Kleinbedarfs verkauft werden durften. Dazu zählen auch Blumen. Das entsprechende Gesetz ist nicht geändert worden, allerdings nimmt der neue Erlass jetzt die Gartencenter und Gärtnereien aus.

"Wir haben auf Wunsch der Kommunen das vorhandene Gesetz klargestellt", sagt Thomas Spieker, Sprecher des Sozialministeriums. Der neue Erlass gelte bereits. "Gartencenter, die vorher sonntags geöffnet hatten, haben bereits rechtswidrig gehandelt", sagt Spieker. Dazu gebe es auch ein entsprechendes Urteil des Oberverwaltungsgerichts Lüneburg. Die Kommunen hätten nun um eine Klarstellung gebeten, weil sie die Umsetzung der Ladenschlusszeiten überwachen müssen. Der Erlass selbst sei also kaum zu kritisieren: "Wenn man eine andere Regelung will, dann muss man das Gesetz ändern", sagt Thomas Spieker.

Ob Erlass oder Gesetz - aufseiten der Inhaber der Gartencenter wird die Regelung wie eine Verschärfung wahrgenommen. Sie fürchten nun um wichtige Umsätze. "Diese Regelung wäre sehr schlimm für uns", sagt Marcus Westenberg, Inhaber des Gartencenters Westenberg in Buxtehude. Der Pflanzenmarkt an der B 73 hat rund 9000 Quadratmeter Verkaufsfläche und bisher sonntags von 10 bis 13 Uhr geöffnet. Westenberg, der bis gestern noch nichts von dem neuen Erlass wusste, würde auch in Zukunft gern am Sonntag öffnen: "Das sind zwar nur drei Stunden, aber in der Zeit passiert auch etwas. Besonders Familien nutzen die Gelegenheit, gemeinsam einzukaufen." Allein für die Sonntage beschäftige das Gartencenter vier 400-Euro-Kräfte. "Die müsste ich dann wohl entlassen", sagt Marcus Westenberg.

Im Gartencenter Tobaben in Harsefeld, das 3500 Quadratmeter Verkaufsfläche hat, ändert sich zunächst nichts. Denn der Harsefelder Floristikmarkt hat traditionell an Sonn- und Feiertagen geschlossen, mit Ausnahme der Adventszeit. Juniorchef Klaus Tobaben kritisiert den Erlass aus Hannover dennoch: "Ich kann die Kollegen schon verstehen. Ich glaube schon, dass da Umsatz verloren geht."

Kunden, die am Sonntag Pflanzen einkaufen möchten, bleibt nun der Ausweg auf das Hamburger Stadtgebiet. So etwa in das Garten-Center Klindworth in Neuwiedenthal, das sonntags von 10 bis 12 Uhr geöffnet hat. Mit einem großen Kundenzustrom rechnet Inhaber Jörg Klindworth aber nicht: "Die meisten kaufen nur im Umkreis von fünf Kilometern ein."

Zumindest eine Möglichkeit zum sonntäglichen Pflanzenkauf bleibt auch in Niedersachsen erhalten. Laut Heinke Traeger, Sprecherin des Sozialministeriums, sind die verkaufsoffenen Sonntage von der Regelung unberührt.