Bewohner der Buxtehuder Finkenstraße stellen alte Möbel einfach an Straße. Nachbarn fürchten, dass es zur Regel wird

Buxtehude. Matratzen liegen neben kaputten Schranktüren. Daneben wetteifert eine Tischplatte mit mehreren Holzstücken, alten Teppichen und einem leeren Plastikeimer um den schäbigsten Anblick auf der grünen Rasenfläche. Das Bild, das die Anwohner der Finkenstraße in Buxtehude wochenlang vor ihrer Haustür erleben durften, trägt nicht gerade zur Erbauung bei. Anscheinend ohne mit der Wimper zu zucken, haben ehemalige Mieter aus einem der dortigen Hochhäuser bei ihrem Auszug ihre ausrangierte Wohnungseinrichtung einfach an die Straße gestellt. Dumm nur, dass sie leider vergessen haben, den Sperrmüll auch anzumelden.

"Das ist schon der zweite Müllberg innerhalb weniger Wochen", sagt Elsbeth Mucks. Die Anwohnerin ärgert sich sehr darüber, dass sie tagelang auf die langsam verrottenden Überbleibsel aus den Wohnungen fremder Menschen schauen muss. Sie befürchtet, dass diese Art der Entsorgung allmählich zur Gewohnheit wird. Ob alte Betten oder Kommoden - alles bleibe einfach liegen, weil jeder denke, dass der Müll irgendwann schon entsorgt werde. Doch wenn die Müllabfuhr gar nicht weiß, dass dort etwas liegt, kommt sie natürlich auch nicht vorbei.

Sperrmüllmenge ist auf sechs Kubikmeter pro Abfuhr begrenzt

Elsbeth Mucks hat die Sache schließlich in die Hand genommen. Sie hat bei der Stadt Buxtehude angerufen, und die hat den Landkreis Stade als zuständige Behörde informiert. Einen ersten Teil des Müllbergs hat daraufhin die vom Landkreis mit der Sperrmüllentsorgung beauftragte Firma Karl Meyer aus Wischhafen abgeholt. Eine Woche später kam auch Teil zwei an die Reihe. Dass die gesammelten Werke nicht in einem Schwung weggeschafft werden können, liege daran, dass die Menge pro Abfuhr auf sechs Kubikmeter begrenzet sei, erklärt Sabine Kiehl, Abfallberaterin des Landkreises Stade.

Die Verwaltungsangestellte kennt das Problem um den unangemeldeten Sperrmüll nur zu gut. Gerade bei Mehrfamilienhäusern komme das öfter vor als in Einfamilienhäusern, denn dort ziehen die Bewohner nun mal häufiger ein oder aus. Hinzu kommt die Anonymität. Wer weiß schon, wer bei 30 Mietern für den Müll verantwortlich ist, wenn er noch dazu im Dunkeln hingeschafft wurde?

Bei dem Müllberg an der Finkenstraße hat eine Anwohnerin sogar gesehen, wie mehrere ihr unbekannte Leute alte Möbelstücke aus dem Haus Nummer drei an die Straße verfrachtet haben. Nur habe sie sich dabei nichts gedacht, erzählt die Frau. "Ich bin davon ausgegangen, dass sie ihren Sperrmüll auch ganz normal angemeldet haben."

Falsch gedacht, und deshalb wurde der Sperrmüll zum Dauerzustand.

Das müsse aber nicht sein, macht Sabine Kiehl deutlich. "Die Hausverwaltung hätte in so einem Fall eigentlich reagieren müssen." Wenn sich tagelang nichts tut und sich herausstellt, dass niemand den Müll angemeldet hat, müsste ihn der Hausmeister eigentlich wieder zurückholen, bis die Müllabfuhr kommt. "Da ist der Eigentümer in der Pflicht." Die Augen einfach verschließen, das gehe nicht. Vor allem, weil Sperrmüll eine gewisse Eigenschaft habe: "Er ist gesellig", drückt sie es bildlich aus. Liegt einmal etwas an der Straße, kommt wie von Geisterhand immer mehr dazu. Nicht umsonst sollte der Sperrmüll erst einen Tag vor der Abholung an die Straße gestellt werden.

Dieter Kopplin, Eigentümer des Hauses Finkenstraße 3, kennt die Probleme mit dem Sperrmüll zwar ebenfalls, findet aber nicht, dass sie in Buxtehude Thema sind. Und was diesen ganz speziellen Fall angehe, habe er beim Hausmeister nachgefragt: "Der Müll lag gar nicht auf unserem Grundstück, also sind wir nicht zuständig", sagt er. Generell handhabe er es so, dass der Hausmeister der Sache hinterher gehe, wenn der Müll nach ein paar Tagen immer noch nicht weggeschafft wurde.

Entsorger haben rund 25 000 Anmeldungen pro Jahr

Ist der Landkreis schließlich, auf welchem Weg auch immer, über den Müll informiert, geht die Entsorgung aber nicht sofort los. "Wir sagen dann der Firma Karl Meyer Bescheid", erklärt Sabine Kiehl. Doch könne die Firma nicht immer sofort reagieren, da sie nach festen und lange im Voraus erstellten Tourenplänen arbeitet, fügt sie hinzu. Schließlich sei die Entsorgung bei landkreisweit rund 25 000 Sperrmüllanmeldungen im Jahr nur mit einer straffen Organisation zu bewältigen. Für Buxtehude bedeutet das beispielsweise, dass die Stadt lediglich einmal die Woche angefahren werde. Einzig bei einem außergewöhnlich großen Müllberg in einem problematischen Wohnviertel werden die Müllentsorger früher aktiv.

Höchstens einmal im Monat erfahre sie von einem Fall, bei dem Müll unangemeldet an der Straße abgestellt wurde, berichtet die Abfallberaterin. Dass ein großer Teil dieser Fälle zunächst beim Ordnungsamt der Stadt Buxtehude landet, ist indes die Beobachtung von Amtsleiter Hans-Uwe Pieper. Viele Leute wüssten gar nicht, dass der Landkreis zuständig sei, sagt er. Dennoch nehme sich die Stadt des Problems an und schicke einen Mitarbeiter, der den Sperrmüll begutachte und den Landkreis in Kenntnis setze.

In manchen Fällen sei aber auch die Stadt in der Pflicht. Wenn der Müll beispielsweise auf öffentlichen Gehwegen liege, werde nicht gewartet, bis der Landkreis handelt. Dann werde der städtische Bauhof mit der Entsorgung beauftragt, damit der Müllberg schnell verschwindet.